Es war ein ruhiger Tag im Südchinesischen Meer. Perfekte Bedingungen für eine reibungslose Tiefseeerkundung. Dabei haben chinesische Wissenschaftler unerwartet einen Walsturz – ein seltenes Tiefseeökosystem mit dem Kadaver eines Wals auf dem Meeresboden – entdeckt, teilte die Chinesische Akademie der Naturwissenschaften unlängst mit.
Bei einem Walsturz handelt es sich Wissenschaftlern zufolge um einen verstorbenen Wal, der auf dem tiefen Meeresboden sinkt. Dort dienen seine verwesenden Karkassen jahrzehntelang als Nahrung für die verschiedenartigen Meeresbewohner, die dann die Produktivität des Tiefseeökosystems unterstützen. In Fachkreisen wird ein Walsturz allgemein als die Oase auf dem vergleichsweise kargen Meeresboden bezeichnet. Die Bewohner der dortigen Ökosysteme hätten sich während ihrer Evolution an die äußerst speziellen Lebensbedingungen anpassen müssen.
Ein verstorbener Walfisch enthalte hinreichend Nährstoffe für die Fische aller Arten und sogar für ein ausgiebiges Wachstum der Tiefsee-Mikroben. Daher diene er vielen Meeresbewohnern sozusagen als ein reichhaltiges Buffet. Derartige Ökosysteme bestünden für mehrere Jahrzehnte, manchmal sogar für hunderte Jahre. Dabei würden das Fett und der Speck des toten Wals überwiegend von Haien und anderen großen Fischen gefressen. Auch kleinere Tiefsee-Organismen würden mitmachen, bis nur noch das Skelett des Wals übrig bleibe, meinen Wissenschaftler.Die jüngste Endeckung des Walsturzes war eher ein Zufall.
Bei einer Tiefsee-Erkundung im Südchinessichen Meer hat ein bemanntes Unterseefahrzeug des chinesischen Meerforschungsschiffs Tansuo-1 vom 10. März bis zum 2. April insgesamt 22 Tiefgangmissionen absolviert. Am vergangenen Donnerstag hat das kleine U-Boot bei seinem Tiefgang bis zum Meeresboden einen drei Meter langen verstorbenen Wal entdeckt. Dabei handelt es sich um die erste Entdeckung eines derartigen Tiefseeökosysteme durch chinesische Wissenschaftler.
Eigenen Angaben zufolge haben die Forscher bei den Karkassen des Wals mehrere Arten von Garnelen und Fischen beobachtet. Sie seien dabeigewesen das Fleisch an der Walfluke zu fressen. Nach Auffassung von Wissenschaftlern fand der Walsturz vermutlich vor relativ kurzer Zeit statt.
Xie Wei, Forscher der Tiefsee-Erkundung, meint, der gefallene Walkadaver und die umgebenden Meeresbodenökosysteme erforderten eine langfristige Beobachtung durch in- und ausländische Mikrobiologen und Meeresbiologen.Derartige Entdeckungen würden zur Erweiterung der Erkenntnisse über das Tiefseeökosystem und die biologische Vielfalt beitragen, sagte Xie Wei.