Kinder in Liangshan: Wie aus kleinen Schafhirten Schüler werden

2020-03-19 12:33:19

„Ich hoffe, bald in die Schule zu gehen.“ Dies sagt die 11-jährige Geermo Sezong aus der zentralen Grundschule der Gemeinde Daping im Landkreis Puge im autonomen Bezirk Liangshan der Yi-Nationalität in der Provinz Sichuan. Wegen der Epidemie von Covid-19 ist derzeit der Schulanfang in diesem Semester verschoben worden. „Ich vermisse meine Lehrer und Mitschüler sehr“, sagt das Mädchen.

Geermo Sezong ist eine Zweitklässlerin. Als die älteste Schülerin ihrer Klasse besuchte sie die Schule erst seit sie elf Jahre alt ist. Im September 2018 entdeckte Qiu Ting, eine Mitarbeiterin zur Armutsbekämpfung aus Chengdu (Provinz Sichuan), das kleine Mädchen bei einer Untersuchungsreise im Dorf Baoli. Aufgrund der finanziellen Lage der Familie war das Mädchen damals noch nicht in der Schule. Qiu Ting kontaktierte sofort den Schulleiter der zentralen Grundschule der Gemeinde Daping. Eine Woche später konnte das kleine Mädchen endlich die Schule betreten. An ihrem ersten Schultag begleitete Qiu Ting sie zusammen mit der Mutter. "Ich hätte zuvor nie gedacht, dass ich eines Tages wie die anderen Kinder zur Schule gehen könnte. Ich bin so glücklich!", sagt Geermo Sezong.

Die Verhinderung des Schulabbruchs von Kindern ist ständig eine große Aufgabe in Liangshan beim Kampf gegen die Armut. Seit 2019 strebt der Bezirk Liangshan danach an, die Datenbank der Kinder im schulpflichtigen Alter tatkräftig zu vervollständigen und die außerschulischen Kinder dynamisch zu überwachen. Bis jetzt können bereits 60.971 Schulabbrecher der Region wieder im Klassenzimmer sitzen.

Ab Oktober 2015 hatte Liangshan ein Projekt ins Leben gerufen, wonach Kindergärten durch Umbauprojekte in Dörfern mit größerer Bevölkerungszahl errichtet werden, um Hochchinesisch unter den Kindern zu verbreiten. Gegenwärtig gibt es das Angebot in 3895 Kindergärten und Vorschulerziehungsorten in 17 Landkreisen und Städten im ganzen Autonomen Bezirk, wovon 269.600 Vorschulkinder profitieren.

Gu Youying ist Lehrerin der Han-Nationalität in der Dadu-Vorschule in der Gemeinde Xiamaidi im Landkreis Tomuli. In ihrem Tagebuch schrieb sie einmal: „Im ersten Unterricht wollte ich den Kindern das Kindeslied 'Die kleinen Sterne' lehren. Darauf bekam ich aber keine Reaktionen von ihnen. Ich musste zu den Kindern gehen und ihre kleinen Hände nehmen, um sie zum Klatschen und Singen zu ermutigen. Ich habe drei Tage gebraucht, um ihnen das Lied beizubringen.“

Mit den Bemühungen von fast 8.000 Lehrern wie ihr im gesamten Autonomen Bezirk hat sich das Hochchinesisch-Niveau bei den Kindern in Liangshan heute schon erheblich verbessert. Wei Ling, eine Kindergärtnerin, sagt, dass diese Kinder vor zwei Jahren noch gar kein Wort Hochchinesisch sprechen konnten und nun schon in der Lage sind, als „kleine Lehrer“ ihren Eltern bei der Kommunikation mit Hochchinesisch zu helfen.

Anstrengungen bringen endlich Veränderung. Die kleinen Schafhirten, die früher in den Dörfern in Liangshan überall zu sehen waren, sind heute verschwunden, während die Schulen immer „größer“ gewachsen sind. „Die nächsten Generationen in Liangshan werden ein völlig anderes Schicksal haben als ihre Vorfahren“, glauben viele Lehrer hier.

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