Über 200 tibetische Begriffe im Zusammenhang mit COVID-19 wurden vor kurzem dem tibetischen Wortschatz hinzugefügt. Durch Radiosendungen, Videoclips, Plakate, Kulturshows und sogar traditionelle tibetische Opern werden sie nun Millionen von Tibetern, die im Autonomen Gebiet Tibet im Südwesten Chinas leben, vorgestellt.
Die neu hinzugekommenen Begriffe sind tibetische Entsprechungen von medizinischen Ausdrücken, die mit der Epidemie durch das neuartige Coronavirus zusammenhängen. Dazu zählen natürlich in erster Linie der Ausdruck „COVID-19“, aber auch medizinische Ausdrücke wie Nukleinsäure-basierte Detektion und neumodernde Wörter wie Infrarotthermometer.
Yeshe Sangpo, ein Beamter des Arbeitskomitees für die tibetische Sprache des Autonomen Gebiets Tibet, erklärt, die neuen Wörter umfassten sieben Bereiche: die Bezeichnung der Krankheit, die Prävention und Kontrolle von Infektionen, politische Richtlinien und Gegenmaßnahmen, pathologische Symptome und die Namen von medizinischen Geräten. Die Einführung dieser Begriffe schaffe eine standardisierte Grundlage für die Verbreitung von antiepidemischen Kenntnissen in Tibet.
Zudem wurden in dem Autonomen Gebiet weitere Maßnahmen ergriffen, um den Einwohnern zeitnah Wissenswertes über die COVID-19-Epidemie und eine Aktualisierung der entsprechenden Fachwörter zu vermitteln.
Die Lokalregierung hat Experten aus tibetischen Krankenhäusern, Seuchenkontrollzentren und anderen medizinischen Einrichtungen eingeladen, um sie zu interviewen. Außerdem wurden zehn Folgen einer Talkshow mit diesen Experten gedreht. Die Sendungen werden auf Tibetisch und Hochchinesisch produziert und konzentrieren sich auf die Frage, wie man Menschen vor einer Infektion schützen und die Ausbreitung der Epidemie verhindern kann. Zu den Gesprächsthemen gehören unter anderem Sportübungen, die Ernährung sowie andere Aspekte und Aktivitäten des Alltags.
Auch traditionelle tibetische Kunstformen werden zur Aufklärung des Kampfes gegen COVID-19 eingesetzt. Dafür hat die Traditionelle Tibetische Operntruppe zwölf neue Stücke geschaffen. Geprägt von reichen lokalen kulturellen Merkmalen werden die zweisprachigen Aufführungen über WeChat und andere Online-Plattformen übertragen.
Das Epos über den legendären König Gesar ist ein wichtiger Bestandteil des Alltagslebens der Tibeter. Der Überlieferung zufolge wurde Gesar im elften Jahrhundert geboren. Mit übermenschlichen Kräften befreite er sein Volk von bösen Dämonen. Aus Dankbarkeit für die Befreiung von Not und Qualen verehrte man ihn als Helden. Das Epos wird in über einer Million Versen erzählt und wird von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. Lokale Folklorekünstler fügen nun antiepidemisches Gesundheitswissen zu dem Epos hinzu, wodurch fachliche Präventionskenntnisse für normale Tibeter viel zugänglicher werden.
Anfang Februar war bereits ein tibetisch-hochchinesischer Leitfaden über die Prävention von COVID-19 veröffentlicht worden. Es handelte sich dabei um die erste derartige Gesundheitsbroschüre in China, die in der Sprache einer ethnischen Minderheit geschrieben wurde. Sie ist in Buchhandlungen erhältlich oder kann als E-Book heruntergeladen werden.