China kämpf derzeit an zwei Fronten. Einerseits läuft die Epidemiebekämpfung nach wie vor auf Hochtouren. Andererseits wird die Wiederaufnahme der Produktion planmäßig vorangetrieben. Unsere Korrespondentin Ruan Jiawen in Deutschland hat vor kurzem mit dem Geschäftsführer von Germany Trade and Invest (GTAI), Prof. Jürgen Friedrich, gesprochen.
Die Epidemie habe einen gewissen negativen Einfluss auf die chinesische Industrie ausgewirkt, der jedoch kontrollierbar sei, so Prof. Jürgen Friedrich.
„Wenn jetzt die Maßnahmen der Gesundheitseinrichtungen doch relativ schnell greifen, dann glaube ich nicht, dass es wesentliche Verwerfungen gibt. Aber sicherlich Entwicklungen, die zum Beispiel dazu führen, dass die Firmen ihre Lieferbasis verbreitern. Umgekehrt kann es auch Auswirkungen geben, dass sich insbesondere das Gesundheitswesen in China nochmal einen Schritt nach vorne entwickelt, sodass also Laborbedarf, Medizintechnik, aber auch alles, was an Dienstleistungen dazu gehört, sich noch stärker entwickeln. Unsere Prognose ist, dass es keine gravierenden Auswirkungen gibt, aber durchaus Anpassungen an diesen Schock in der Wertschöpfungskette in der globalen Verarbeitungskette.“
Bezüglich der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft nach dem Ende der Epidemie zeigt Professor Jürgen Friedrich ebenfalls optimistisch. Solange die Epidemie effektiv unter Kontrolle gebracht und die Produktion ausgeweitet worden sei, werde die chinesische Wirtschaft in den kommenden Monaten schnell zur Normalität zurückkehren.
„Das sind gute Zeichen und die berechtigen zu der Annahme, dass sich die Auswirkungen nicht so stark zeigen werden, sondern dass sich die chinesische Wirtschaft nach einer Eintrübung jetzt im ersten Quartal relativ schnell wieder auf alte Wachstumswerte erholen wird und das, vieles, in das jetzt nicht investiert oder das nicht angeschafft wurde, jetzt nachgeholt wird.”
Die COVID-19-Epiedmie habe nicht nur die chinesische Wirtschaft, sondern auch die internationale Angebotskette vor große Herausforderungen gestellt. Aber es sei inzwischen noch zu früh, ein endgültiges Urteil zu fällen.
„Ich würde grundsätzlich sagen, wenn es zum Beispiel um Investitionen in den Wirtschaftsstandort China geht, dass diese eher von langfristigen Faktoren abhängen und nicht von kurzfristigen Erfahrungen aus der Epidemie in Frage gestellt werden. Wiederum wird es, wie ich auch schon angedeutet habe, für die einzelne Firma, die also bislang nur einen Lieferanten in Asien hatte und die jetzt dementsprechende Auswirkungen verzeichnet, negative Auswirkungen auf die Produktion, sicherlich den Anreiz geben, sich zu überlegen, ob man Investitionsprojekte in China vergrößert oder zusätzlich an einem anderen Standort entwickelt. Ich glaube aber nicht, dass es ganz zu einem radikalen Wechsel kommt. Dafür ist einfach die Bedeutung von China als Markt viel zu entscheidend für Deutschland. Es ist der größte Exportmarkt. Wir haben sicherlich auch schon vor der Epidemie eine Eintrübung gehabt in der wirtschaftlichen Perspektive, aber grundsätzlich sprechen die Fundamentaldaten für eine positive Entwicklung der chinesischen Wirtschaft.“