CMG: Guten Tag, Herr Dick! Wann wurden Sie über die Verbreitung des neuen Coronavirus in China informiert? Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um eine mögliche Infektion zu vermeiden?
Herr Dick: Die Entwicklung und Verbreitung des neuen Corona-Virus wird natürlich hier in China von allen sehr intensiv verfolgt. Ich selbst bin seit Mitte Januar über das Thema informiert. Man merkt, dass die chinesische Regierung absolute Priorität auf das Thema legt und umfangreiche Gegenmaßnahmen eingeleitet hat.
Es findet über alle denkbaren Kanäle eine intensive Kommunikation der notwendigen Vorbeugungsmaßnahmen und eine breite Information über die Krankheitsfälle, sogar inklusive der jeweiligen Reisehistorie, statt.
Ich selbst bin mit meiner Familie die letzten Wochen weitestgehend zuhause geblieben. Natürlich halten wir uns an die empfohlenen Schutzmaßnahmen, wie das Tragen einer Maske, wenn man in öffentlichen Räumen ist, regelmäßiges Händewaschen oder auch den Kontakt mit anderen vorübergehend möglichst zu beschränken. Ich denke aber, am wichtigsten ist es, die positive Einstellung nicht zu verlieren und das Beste aus der Situation zu machen.
CMG: Ihre Firma FAW-Volkswagen hat zehntausende Mitarbeiter, darunter viele Deutsche. Welche effektiven Maßnahmen gegen die Epidemie hat das Unternehmen ergriffen?
Herr Dick: Auch bei uns im Unternehmen haben wir sehr schnell und an allen unseren Standorten Maßnahmen ergriffen, um einen maximalen Schutz unserer Mitarbeiter sicher zu stellen. Wir treffen uns täglich mit den wichtigsten Verantwortlichen, um die Lage zu besprechen, und kommunizieren auf dieser Basis täglich die aktuelle Situation und natürlich die notwendigen Präventions- und Schutzmaßnahmen.
Um mit allen unseren Mitarbeitern zeitnah kommunizieren zu können, haben wir entsprechende WeChat-Gruppen eingerichtet, die nicht nur zur direkten Kommunikation dienen, sondern auch zur Erfassung der jeweiligen Gesundheitssituation und der Reisehistorie. Dadurch können wir sehr schnell auf jede Veränderung reagieren.
Um diesen Prozess zu gewährleisten, haben in den letzten Wochen viele Vorgesetzte und Mitarbeiter ihren Urlaub abgebrochen und sich entweder von zu Hause aus im Home-Office oder, wo notwendig, direkt vor Ort für die Bekämpfung der Epidemie eingesetzt.
Es geht uns aber nicht nur darum, unser Unternehmen so gut wie möglich zu schützen, wir tragen als eines der größten Automobilunternehmen in China natürlich auch eine Verantwortung für die gesamte Gesellschaft. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, 40 Millionen RMB für die Bekämpfung der Epidemie in den am meisten betroffenen Gebieten zu spenden.
CMG: Fühlen Sie sich nervös wegen den täglich steigenden Fallzahlen?
Herr Dick: Natürlich verfolge ich auch jeden Tag die steigenden Zahlen der Krankheits- und Verdachtsfälle und hinter jeder Zahl stehen viele Einzelschicksale, die einen natürlich betroffen machen. Ich selber bin aber aktuell nicht nervös und das Gleiche gilt auch für meine Familie.
Sicherlich wäre es gut gewesen, noch früher auf das neue Virus zu reagieren, aber ich bin überzeugt davon, dass die chinesische Regierung inzwischen alles Denkbare unternimmt, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, und dass wir bald eine positive Entwicklung sehen werden.
CMG: Unsere Hörer, Internetnutzer sowie Zuschauer in Deutschland machen sich auch große Sorgen wegen der Situation in China und insbesondere um die Deutschen, die noch in China sind. Haben Sie ihnen etwas zu sagen?
Herr Dick: Ich denke, die persönliche Lage hängt sehr stark davon ab, wo in China man sich befindet. In Changchun, wo ich mit meiner Familie bin, ist die Situation bis auf die allgegenwärtigen Vorsichtsmaßnahmen weitestgehend normal, wenn auch deutlich ruhiger.
Die chinesische Regierung hat meiner Meinung nach weitreichende und wirksame Präventions- und Kontrollmaßnahmen ergriffen und die chinesische Bevölkerung hält sich genauso wie alle Expats sehr diszipliniert an diese Vorgaben. In den am stärksten betroffenen Gebieten wird mit einem unglaublichen Einsatz und Unterstützung aus ganz China daran gearbeitet, die Situation zu verbessern und, was mich in den letzten Tagen zuversichtlich stimmt, sind die sinkenden Zahlen der täglichen bestätigten Krankheitsfälle aber auch die deutlich steigende Zahl derjenigen, die die Krankheit erfolgreich überwunden haben.
Für mich als Deutscher in einem Gemeinschaftsunternehmen geht es jetzt vor allem auch darum, auch in schwierigen Zeiten Verantwortung zu übernehmen, ich denke, das zeichnet eine gute Zusammenarbeit aus. Es geht darum, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen für unsere über 40.000 Mitarbeiter und ihre Familien, aber auch für die ganze Gesellschaft, indem wir gemeinsam dafür kämpfen, den Einfluss der Epidemie so gering wie möglich zu halten.