Über 80 Tänzer des chinesischen Shanghai Balletts begeisterten am vergangenen Wochenende mit vier Vorstellungen das Publikum in New York. Mit ihrer einzigartigen Interpretation des Großen Schwanensees standen sie auf der Bühne des David H. Koch Theaters im Lincoln Center.
Das Ballett inszenierte die zeitlose tragische Liebesgeschichte von Prinzessin Odette und Prinz Siegfried und wurde dabei vom New York City Ballet Orchestra begleitet.
Abgesehen von der beeindruckenden Choreographie zeigt die Produktion, die 2015 in Shanghai uraufgeführt wurde, einen spektakulären Schwarm von 48 „Schwänen“ auf der Bühne, doppelt so viele wie in der klassischen Version.
Der Regisseur und künstlerische Leiter des Shanghai Balletts, Derek Deane, bezeichnete die neue Interpretation eines so großartigen Werks als ein „gewagtes Experiment", das aber die Möglichkeit biete, den Klassiker noch „interessanter“ zu machen.
Während seiner Zusammenarbeit mit dem Shanghai Ballett fand Deane, der früher künstlerischer Leiter des English National Balletts gewesen war, dass die chinesische Truppe sehr anpassungsfähig sei: „Sie sind sehr willig, sich zu verändern. Sie hören zu und lernen sehr schnell.“
Die Adaption wurde ein enormer Erfolg, da sie mit großer körperlicher und emotionaler Wirkung das Publikum fasziniert habe, fügte er hinzu.
Als die dreistündige Produktion bei der Uraufführung zu Ende ging, gab es von den mehr als 2.000 Zuschauern fünfminütige Ovationen im Stehen.
Qi Bingxue, die Prima Ballerina, die die Prinzessin Odette spielt, teilte uns mit, um 48 Schwäne gleichzeitig auf die Bühne zu bringen, hätten sie und ihre Kollegen äußert hart trainiert. Man müsse eine hohe Präzision erreichen, so dass sich alle 48 Schwäne wie einer bewegen. Die Anstrengungen hätten sich gelohnt, weil sie an einem so berühmten Ort wie dem Lincoln Center aufgetreten seien. Ein Traum sei wahr geworden. Sie hätten sich schon lange auf diesen Tag gefreut, sagte Qi.
In den vergangenen vier Jahren ist die Truppe durch Europa und Australien getourt und absolvierte fast 100 Auftritte. „In den Niederlanden waren alle 19 Vorstellungen ausverkauft“, sagte Xin Lili, der Exekutivdirektor des Shanghai Balletts.
Xin hoffte, dass ihre Truppe, die als kulturelle Marke für Shanghai gilt, mit diesen erfolgreichen Auftritten in die Welt des Mainstream-Balletts eingeführt werden könne.
Das 1966 gegründete Ballett verbindet traditionelle und westliche Tanzstile und hat zahlreiche Ballett-Stücke geschaffen und inszeniert, darunter die traditionelle chinesische Liebestragödie „The Butterfly Lovers“. Die nächsten Stationen des Balletts sind die drei US-amerikanischen Bundesstaaten Indiana, Illinois und Kentucky. Dabei handelt es sich um die dritte Tournee des Balletts mit dem chinesischen Klassiker „The Butterfly Lovers“ in den USA. Nach 2007 und 2013 wollen die chinesischen Tänzer noch einmal versuchen, mit melodischem Geigenspiel und schöner Körpersprache dem US-amerikanischen Publikum eine chinesische Liebesgeschichte zu erzählen.