Die Bettina-von-Arnim-Schule ist die erste Integrierte Sekundarschule (ISS) in Berlin, die Chinesisch als zweite Fremdsprache auf ihren Lehrplan gesetzt hat. Als Leiterin der Chinesisch-Abteilung hat Kathleen Wittek die Entwicklung der Abteilung von Anfang an miterlebt. In einem Interview erzählt Wittek über den Unterricht und ihre persönliche Verbindung mit China.
„Eine Besonderheit bei uns ist, dass Chinesisch als Sprache und als Kulturfach gewählt wird. Aber über die Sprachunterrichte hinaus gibt es eben die Möglichkeit, dass wir in solchen Projektstunden uns mit China beschäftigen. Das ist einmal die Landeskunde. Im siebten Jahrgang können die Schüler z.B. sich dann mit chinesischer Landeskunde beschäftigen, auch mit den Interessen von chinesischen Jugendlichen. Aber wir machen auch spezielle Projekte, zum Beispiel zur Esskultur, zur chinesischen Musik und Kalligrafie. Das mögen die Schüler auch sehr. Darüber hinaus ist die Schulaustauschfahrt nach China auch Teil, wenn man so möchte, des Projektunterrichtes. Ein sehr umfangreiches Kapitel, aber sie haben die Möglichkeit, chinesische Kultur vor Ort in China kennenzulernen. “
Wittek ist schon seit ihrer Kindheit mit China verbunden. Als sie noch klein war, hat sie mit ihren Eltern für eine lange Zeit in China gelebt. Später hat sie auch an einer chinesischen Uni studiert. Als die Chinesisch-Abteilung in der Bettina-von-Arnim-Schule damals gegründet wurde, war sie die einzige Lehrerin. Nun sind es schon vier Lehrkräfte.
Nach Ansicht Witteks ist das Interesse an der chinesischen Sprache auf zwei Gründe zurückzuführen. Der Eine ist, dass die Aneignung einer Fremdsprache die Fähigkeit der Schüler bei interkultureller Kommunikation erhöht und ein Fünftel der Weltbevölkerung Chinesisch als Muttersprache nutzt. Der Andere ist, dass China in der heutigen Welt eine immer wichtigere Rolle spielt und der Austausch und die Kooperationen zwischen Deutschland und China immer intensiver geworden sind. In diesem Sinne könne das Lernen der chinesischen Sprache den Schülern später mehr Arbeitschancen eröffnen. Im Interview sagte sie, dass China in den vergangenen Jahren enormen Fortschritt erzielt habe.
„Eigentlich noch in den 90er Jahren, als ich in China studiert habe, war es so, dass der größte Teil der Chinesen in relativer Armut gelebt hat, dass selbst die Lehrer einer Universität wenig Geld bekamen. Es gab keine Mittelschicht, würde ich sagen. Wenn ich jetzt nach China fahre, sehe ich, dass es zum Beispiel den chinesischen Kollegen von mir, also den Lehrern an den Schulen, gut geht, dass es doch eine chinesische Mittelschicht gibt. Das heißt, die haben in der Regel, eine Wohnung. Sie haben ein Auto, oder oft sogar schon zwei Autos als Familie. Die Wohnungen sind gut eingerichtet. Viele leisten sich Reisen, auch Auslandsreisen. Mir ist schon klar, dass das nicht alle Chinesen betrifft. Aber wenn ich das vergleiche mit einer Generation zurück, dann ist der Fortschritt enorm. “
Wie Wittek erklärte, haben die Schüler der Bettina-von-Arnim-Schule jede Woche zwei Chinesisch-Stunden. Die Schule pflegt auf Partnerschaften mit mehreren chinesischen Mittelschulen. Ein Schüleraustausch findet jährlich statt.
„Ich denke schon, dass auch unsere Schüler, die jetzt Chinesisch lernen, in Zukunft Brückenbauer sein können. Was ich ganz wichtig finde, ist, die Erfahrung zu haben: Chinesisch ist eine Sprache, die man durchaus lernen kann. Das war in meiner Generation nicht normal. In meiner Generation war das etwas Außergewöhnliches. Und die meisten Leute wären nie auf die Idee gekommen, Chinesisch lernen zu wollen. Aber sie brauchten es auch nicht, das Land ist so weit weg. Eigentlich alle haben gesagt: da kommen wir ja sowieso nicht hin. Während es inzwischen viele Leute gibt, die nach China als Touristen gefahren sind. Das hat sich verändert. Überall gibt es Angebote, Chinesisch zu lernen und es gibt auch Angebote, sich mit chinesischer Kultur zu beschäftigen. Und da denke ich schon, da sind auch viele Brücken gebaut worden. Natürlich möchte ich gerne auch ein bisschen Mittlerin sein, zwischen den Sprachen und zwischen den Ländern. Ich freue mich auch, wenn die Schüler nach China kommen und hinterher noch Kontakt haben. “