Vor 28 Jahren wurde am Eingang einer kleinen Schuhfabrik in der Provinz Fujian zum ersten Mal ein Schild mit dem Markennamen „ANTA“ an die Wand gehängt. Inzwischen hat sich diese kleine Werkstatt zum größten Sportbekleidungsunternehmen der Volksrepublik entwickelt.
Ähnlich wie in Europa dominieren auch in China die globalen Spitzenreiter Nike und Adidas den Sportmarkt. In ihrem Schatten hat ANTA einen eigenen Weg auf dem in- und ausländischen Markt erschlossen.
Der Sportbekleidungsgigant wurde 2007 an der Hongkonger Börse gelistet. Der Börsenwert übertraf am 16. Oktober 2019 zum ersten Mal die Marke von 200 Milliarden HK-Dollar. Zum Vergleich: Der Börsenwert von Adidas lag am gleichen Tag bei 15,6 Milliarden US-Dollar, umgerechnet etwa 122 Milliarden HK-Dollar. Das bedeutet aber nicht, dass ANTA weltweit einen ebenso großen Einfluss besitzt. Das soll sich aber ändern und der chinesische Gigant will sich nun noch stärker im Ausland etablieren.
Bereits 2009 übernahm ANTA die chinesischen Aktivitäten der italienischen Marke FILA und begann damit seine große Auslandsstrategie. 2016 gründete ANTA ein Joint-Venture mit der japanischen Wintersportmarke Descente und 2017 mit der südkoreanischen Outdoor-Marke Kolon Sport. Im März 2019 erwarb ANTA das finnische Unternehmen Amer Sports für 4,6 Milliarden Euro, zu dem mehrere weltweit führende Marken im Bereich Outdoor- und Wintersport gehören wie Salomon, Peak Performance, Arc’teryx und Atomic. Der Verlust von Amer Sports im zweiten Quartal von 2019 lag bei 51,2 Millionen Euro. Mit diesem Verlust habe jedoch man gerechnet, so die chinesische Marke.
ANTAs Ambitionen liegen auf der Hand. Der nächste Meilenstein, nicht nur für ANTA, sondern für die gesamte chinesische Sportartikelbranche, sind die Olympischen Winterspiele 2022 in Beijing und Zhangjiakou. Statistiken von Regierungsbehörden zufolge mobilisieren die ersten Winterspiele in China 300 Millionen Chinesen zur Teilnahme am Wintersport.
Bislang betreibt das Unternahmen mehr als 10.200 ANTA- und ANTA Kids-Stores in ganz China sowie etwa 1.800 FILA-Läden. Die übrigen Marken kommen auf durchschnittlich rund 100 Geschäfte: Kolon Sport ist mit 173 Läden vertreten, Descente mit 115, Sprandi mit 110 und die Kinderkleidungsmarke Kingkow besitzt 70 Geschäfte.
Die Sportbekleidungsfirma hat 2019 zum „Jahr der Synergien und Werte“ erklärt. Im Zuge dessen wurden alle Marken in drei Kategorien eingeteilt. Zu den „Professional Sports Brands“ gehören ANTA, ANTA Kids, Sprandi und ANTAplus. „Trend Sports Brands“ sind FILA, FILA Fusion, FILA Kids und Kingkow. Zu den „Outdoor Brands“ gehören neben den Marken der Amer-Gruppe auch Descente und Kolon Sport.
Dem internationalen Statistikanbieter Euromonitor zufolge liegt der Jahresumsatz des chinesischen Sportbekleidungsmarktes bei 265 Milliarden Yuan RMB (34 Milliarden Euro). Als umsatzstärkste chinesische Sportbekleidungsmarke nimmt ANTA etwa zehn Prozent dieses Marktes ein.
ANTAs Einzelhandelsumsatz stieg im dritten Quartal von 2019 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 20 Prozent, wobei der Einzelhandelsanteil der Marke FILA im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 50 Prozent zunahm. ANTA ist zuversichtlich, dass die neu gekauften Amer-Marken den Erfolg von FILA wiederholen können.
Das Unternehmen hat nun einen Fünfjahresplan veröffentlicht: 2025 soll der Jahresumsatz 200 Milliarden Yuan RMB erreichen, 100 Milliarden Yuan RMB für die Amer-Marken und 100 Milliarden Yuan RMB für die übrigen Marken des Konzerns. Jährlich will ANTA 150 Millionen Verbraucher erreichen, 120 Millionen Sportschuhe und 100 Millionen Sportkleidungsstücke verkaufen.
Der größte Traum sei es, dass sich ANTA von einem chinesischen Unternehmen zu einer globalen Marke entwickle, sagt James Zheng, Präsident der ANTA Group. Das nächste Ziel beim Gang ins Ausland ist demnach eine Steigerung des Auslandsanteils auf 20 bis 30 Prozent des Gesamtumsatzes.