Vor kurzem hat ein Vorfall die Aufmerksamkeit im Internet erregt. Während eines Fluges hat ein Arzt das Leben eines Senioren gerettet. Die Gesundheit des alten Mannes war bedroht, da er trotz übervoller Blase nicht Wasserlassen konnte. Der Arzt handelte schnell und hat mit einem Schlauch den Urin aus dem Mann gesaugt. Doch nicht jeder kann sich so glücklich schätzen, immer medizinisches Personal für den Notfall dabei zu haben. Aus diesem Grund sind Erste-Hilfe-Kurse immer beliebter unter den Chinesen geworden.
Beijing bietet viele Möglichkeiten, einen solchen Kurs zu belegen. Das Beijinger Rote Kreuz bietet seit 2008 Erste-Hilfe-Schulungen an. Die Notrufzentrale 999 ist nicht nur für medizinische Notfallhilfe bereit, bringt sondern auch Soforthilfemaßnahmen bei, bevor der Krankenwagen eintrifft. Waren es früher noch wenige hunderte Teilnehmer pro Jahr, sind es heute schon 20.000 Menschen. Die Auszubildenden kommen aus allen Bereichen der Gesellschaft. In den auf zwei Tage verteilten 16 Unterrichtsstunden lernen sie Wundverbände anzulegen, kardiopulmonale Reanimation (CPR), Notfallhilfe bei Obstruktion der Atemwege durch Fremdkörper, die Verwendung von mobilen Defibrillatoren und andere primäre Erste-Hilfe-Erkenntnisse. Viele Teilnehmer entscheiden sich sehr spontan die Kurse zu besuchen, nachdem sie mit dem überraschenden Ableben von Bekannten oder im Fernsehen konfrontiert worden sind.
„Was ist denn, wenn ein Freund oder Verwandter einen plötzlichen Herzstillstand erleidet? Wie kann ich ihm helfen? Ich habe mich sofort im Internet erkundigt und mich für ein Erste-Hilfe-Training angemeldet. Mein neu erworbenes Wissen werde ich auch meinen Schülern weitergeben“, sagte die Kursteilnehmerin Frau Yang.
Die Ausbilder im Schulungszentrum verstehen es, das etwas trockene medizinische Fachwissen locker und eingängig zu vermitteln. Es wird viel gelacht. Dieser lockere Ansatz kommt gut an. „Wir möchten, dass jeder weiß, dass Erste Hilfe nicht so schwierig ist“, sagte der Trainer Jin Dongqing.
Nach der Schulung müssen die Auszubildenden mindestens 85 Punkte in der Prüfung erreichen, um das vom Beijinger Roten Kreuz ausgestellte Ersthelferzertifikat erhalten zu können. Der Kurs muss dann alle drei Jahre erneuert werden.
Yang Ying ist Direktor des Trainingszentrums der Notrufzentrale 999. Er berichtet, dass nur vier Prozent der Beijinger eine Erste-Hilfe-Ausbildung haben. Dies sei im globalen Vergleich noch zu gering.
Professor Yang Yuejin vom Fuwai-Krankenhaus der Chinesischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften ist der Ansicht, dass es in China noch sehr an allgemeinen Erste-Hilfe-Kenntnissen mangle. Er spricht sich dafür aus, in Schulen und Universitäten Erste-Hilfe-Kurse zu veranstalten. Diese jungen Erwachsenen würden dann einen großen Einfluss auf die Gesamtgesellschaft haben und für ein Erste-Hilfe-Bewusstsein sensibilisieren.