Im Laufe des diesjährigen Klimagipfels in Madrid würdigten vor kurzem mehrere deutsche Experten den Beitrag Chinas zum Kampf gegen den Klimawandel. Berthold Kuhn, Experte für nachhaltige Entwicklung an der Freien Universität Berlin und hochrangiger Berater des Forschungsinstituts für Dialoge zwischen Zivilisationen, meinte, China habe im Rahmen des stabilen Wirtschaftswachstums ein großes Potenzial bei der Wirtschaftsumstrukturierung in Richtung einer grünen und energiesparenden Entwicklung.
Berthold Kuhn
„Chinas Investition in die Bereiche Erneuerbare Energien und E-Autos ist weltweit führend. Deswegen hat China eine große Wahrscheinlichkeit, einen Erfolg in diesen Bereichen zu erzielen.“ Kuhn wies ferner darauf hin, dass das De-facto-Wirtschaftswachstum und die nachhaltige Entwicklung zwei unterschiedliche Begriffe seien. China habe noch einen großen Innenkonsummarkt, wobei es auch hier ein großes Potenzial gebe. „In diesem Sinne kann man das Ausmaß des europäischen oder japanischen Markts gar nicht mit dem des chinesischen Markts vergleichen. In Bezug auf das künftige Wirtschaftswachstum Chinas bin ich viel optimistischer als viele anderen Experten.“
Corinne Abele
Nach Meinung von Corinne Abele, Chefvertreterin der Germany Trade & Invest GmbH (GTAI) in Shanghai, könne China sowohl sein Versprechen, ab 2030 die CO2-Emmission unter dem höchsten Grenzwert zu halten, erfolgreich erfüllen, als auch ein stabiles Wirtschaftswachstum verzeichnen. „Eine energiesparende und emissionsreduzierte Entwicklung bedeutet nicht unbedingt den Verzicht auf Wirtschaftswachstum. Der Schwerpunkt liegt in der Wirtschaftsumstrukturierung.“ Abele betonte, China sei völlig im Stande, das BIP-Wachstum von sechs Prozent zu erreichen. „Allerdings ist es wichtig, sich von einer hochquantitativen Entwicklung zur hochqualitativen Entwicklung umzuwandeln und die Übergangsschmerzen zu ertragen.“
In Bezug auf die Rolle Chinas beim Kampf gegen den Klimawandel würdigte Kuhn die vorbildliche Rolle Chinas und seinen konstruktiven Beitrag. Als ein umstrukturierendes Entwicklungsland baue China Brücken zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. „Zum Entwurf der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und zur Erreichung des Pariser Abkommens gegen den Klimawandel hat China einen konstruktiven Beitrag geleistet“, so Kuhn weiter.
Beide Experten gehen davon aus, dass sich China und Deutschland bei der nachhaltigen Entwicklung einander ergänzen könnten. Beide Länder könnten das große Potenzial in den Bereichen Umwelt, Medizinische Versorgung, Gesundheit und Digitalisierung entfalten und die Zusammenarbeit ausbauen, sagte Abele. Für Kuhn könnten beide Staaten die Zusammenarbeit bei E-Autos weiter ausbauen. China habe früh in E-Autos investiert, aber Deutschland sei erfahrungsreicher in der Autoindustrie. Dabei hätten China und Deutschland noch große Möglichkeit für die zukünftige Zusammenarbeit, so Kuhn weiter.