Bietet der Rückzug von Sharing-Fahrrädern städtischen Mietfahrrädern eine neue Chance?

2019-12-13 15:02:16

2016 begannen die orangefarbenen Fahrräder des Unternehmens Mobike auf den Straßen Shanghais und Beijings zu fahren. In den anschließenden Jahren bildeten sich weitere Rad-Sharing-Firmen wie Ofo, Bluegogo, Xiaomidanche und Bianlifeng. Die Entwicklung dieser App-Mietfahrräder boomte in vielen chinesischen Städten.

Aber schon seit 2012 gibt es ein anderes Mietfahrradsystem in Beijing: die öffentlichen Fahrräder, die von der Beijinger Regierung für die Einwohner bereitgestellt werden. Zwischen 2012 und 2015 nutzten immer mehr Beijinger diese städtischen Fahrräder. Ab 2016, also mit dem Aufkommen von Sharing-Fahrrädern wie Mobike, erlebte ihre Nutzung jedoch einen deutlichen Rückgang.

Yao Xin, Generalsekretär des Kommerzkomitees des Chinesischen Verbands für Handelsförderung, sagte dazu: „Die Sharing-Fahrräder können ein besseres Fahrerlebnis bieten. Es ist viel einfacher, sie zu nehmen und abzustellen. Die öffentlichen Mietfahrräder sind damit nicht vergleichbar. Vor der Benutzung muss man sich zuerst beim zuständigen Verkehrsamt registrieren. Und es gibt festgelegte Mietstationen, wo die Fahrräder abgestellt werden müssen.“

Dennoch scheint für die öffentlichen Mietfahrräder der Stadt ein neuer Aufschwung begonnen zu haben, nachdem ihre Zahl 2018 bereits auf nicht einmal drei Millionen zurückgegangen war. Auf den Fahrradwegen der chinesischen Hauptstadt sieht man seit einiger Zeit neben den orangenen, gelben und blauen Sharing-Fahrrädern häufiger wieder rot-weiße städtische Mieträder.

Statistiken belegen, dass seit August des laufenden Jahres die tägliche Nutzungsrate der öffentlichen Mietfahrräder in zehn Stadtbezirken wie Chaoyang und Haidian höher als die Rate der Sharing-Fahrräder ist. Allein im Bezirk Dongcheng verzeichnete die Nutzungsrate der öffentlichen Mieträder ein Wachstum von 13,65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Statistiken zufolge wird jedes städtische Mietfahrrad in zehn Beijinger Stadtbezirken, darunter Dongcheng, Fengtai und Fangshan, durchschnittlich 1,6 Mal am Tag benutzt. Im Bezirk Yanqing wird jedes Fahrrad sogar 5,9 Mal am Tag gemietet.

Gleichzeitig gibt es derzeit einen großen Rückgang der Nutzer von Sharing-Fahrrädern. Statistiken zufolge betrug die Zahl der registrierten Nutzer von Sharing-Fahrrädern im ersten Jahresquartal von 2019 40,5 Millionen Menschen, was einem Rückgang von 24,4 Prozent entspricht.
Yao Xin analysierte, in der Anfangsphase sei die Verbreitung von Sharing-Fahrrädern wie Mobike durch Förderungsmaßnahmen wie eine kostenlose Benutzung übertrieben angeregt worden. Die Kosten seien auch der Hauptgrund für ihre Rezession.

Der niedrigere Preis der öffentlichen Fahrräder ist der wichtigste Vorteil, wodurch sie mehr Nutzer anziehen. Wenn man zum Beispiel in Beijing die Sharing-Fahrräder von Qingju oder Haluo benutzt, kostet dies einen Yuan RMB (etwa 0,13 Euro) für die ersten 15 Minuten. Nach 15 Minuten und bis zu einer Stunde, kostet es je nach Sharing-Fahrrad zwischen einem bis vier Yuan RMB (0,13 Euro bis 0,51 Euro). Die Nutzung öffentlicher Mietfahrräder ist die erste Stunde jedoch kostenlos. Für jede weitere Stunde kostet es einen Yuan RMB (etwa 0,13 Euro). „Man strebt immer nach dem günstigsten Preis. Es ist besonders wichtig für Senioren, dass sie die Fahrräder in der ersten Stunde kostenlos benutzen zu können“, so Guo Linfeng, Direktor der Stadtfahrradverwaltungsabteilung des Stadtverwaltungskomitees des Beijinger Bezirks Dongcheng. Seit Ende 2016 gibt es auch eine App für das Verleihsystem der öffentlichen Beijinger Mietfahrräder. Dank der vereinfachten Registrierung und der kautionslosen Politik wurden viele junge Nutzer gewonnen.


Zur Preiserhöhung erklärten die Rad-Sharing-Unternehmen Qingju und Haluo, sie seien auf das ungeordnete Abstellen der Fahrräder sowie die Betriebs- und Wartungskosten zurückzuführen. Das ungeordnete Abstellen und die übermäßige Anzahl an Fahrrädern sind für die Stadtverwaltung ein großes Problem. Ständig verschärfte Richtlinien an verschiedenen Orten haben den Sharing-Fahrrädern jedoch ihre Vorteile genommen. Um die Fahrräder ordnungsgemäß abstellen zu lassen, wurden in mehreren Beijinger Bezirken inzwischen elektronische Abstellstationen eingesetzt. Nur wenn die Fahrräder in den festgelegten Zonen abgestellt werden, kann die Fahrt beendet und bezahlt werden.

Zhang Jianbo, Zuständiger der Betriebsbehörde für die städtischen Mietfahrräder Beijing, sagte, das „Sharing“-Konzept entspreche dem Gesetz der wirtschaftlichen Entwicklung und besitze einen großen Entwicklungsspielraum. Die hohe Nachfrage nach Leihfahrrädern für Kurzstrecken sei unverändert und werde noch lange bestehen. Der „Rückzug“ der Sharing-Fahrräder bedeute nicht das Scheitern der Innovation. Es bedeute, dass sich die Innovation von der Initiierung und Popularität bis zur Reife entwickelt habe.

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