Der zur Stadt Lhasa gehörende Kreis Damxung im Autonomen Gebiet Tibet liegt in der nordtibetischen Steppe. Anfang Winter grasen einige Yaks dort in Gruppen entspannt auf der Weide, während es mehr als 200 Yaks gibt, die im Stall eine Mischung von frischem und getrocknetem Gras mit Kraftfutter fressen. Egal ob auf der Weide oder im Stall, jedes Yak hat seinen eigenen „Ausweis“. Durch das Scannen eines Chips am Ohr werden das Alter, der Besitzer und der Gesundheitszustand des Yaks übersichtlich angezeigt.
Damxung ist Tibetisch und bedeutet etwa „vom Himmel ausgewählte Weide“. Dank der riesigen und fruchtbaren Steppe gilt Damxung als Paradies für Yaks. Die einfache und extensive Zuchtweise sowie die rückständige Industriekette der Region hinderten die Hirten jedoch lange Zeit daran, einen Weg zum Wohlstand zu finden.
2015 begann der Kreis damit, den Wachstumsprozess und den Gesundheitszustand der Yaks durch Chips an den Ohren zu dokumentieren. Dieser sogenannte „Yak-Ausweis“ half dabei, die Zucht wissenschaftlicher und systematischer zu machen sowie ein Rückverfolgungssystem für das Yakfleisch einzuführen.
2017 wurde im Dorf Guoqing in Damxung die Jingtu-Weide errichtet. Jingtu bedeutet „saubere Erde“. Dort wächst künstlich gezüchtetes Gras innerhalb von nur sieben Tagen heran. Eine Tonne Saatgut bringt zehn Tonnen Gras hervor. Dadurch wird der Futtermangel im Winter beseitigt. Der Gesundheitszustand der Yaks wird von Veterinären überwacht, um Krankheiten vorzubeugen und sie rechtzeitig zu behandeln.
Dank der wissenschaftlichen Zuchtweise verlieren die Yaks im Winter kein Gewicht und nehmen sogar durchschnittlich 40 Kilogramm zu. Das Fleisch hat einen besseren Geschmack. Auch die lokalen Hirten können davon profitieren. Ihre Yaks können sogar zu Aktien gemacht werden. Der Hirte Tashi Tseten hat im August seine 30 Jaks für 300.000 Yuan RMB (etwa 39.000 Euro) an die Jingtu-Weide verkauft und Aktien erworben, durch die er jährlich eine Dividende in Höhe von rund 36.000 Yuan RMB (rund 4.700 Euro) erhält. Außerdem ist er bei der Weide angestellt. Monatlich bekommt er ein Grundgehalt von 3000 Yuan RMB (etwa 390 Euro). Für bessere Leistungen erhält er zusätzlichen Bonus.
Das Damxung-Yak ist inzwischen zu einer Marke geworden. Mit der Optimierung der Industriekette genießen die Yaks nun landesweit einen guten Ruf. Immer mehr Bestellungen aus ganz China gehen in Damxung ein. Im Jahr 2018 hat der Shanghaier Fachverband für Gastronomie 300 Tonnen Yakfleisch aus Damxung bestellt. Der Fleisch-Fachverband Chinas hat mit Damxung einen dreijährigen Liefervertrag in Höhe von 100 Millionen Yuan RMB (etwa 12,92 Millionen Euro) unterzeichnet. In ostchinesischen Städten wie Kunshan in der Provinz Jiangsu sind sogar Fachgeschäfte für Yakfleisch aus Damxung eröffnet worden.
Der „Yak-Ausweis“ zeigt die innovativen Maßnahmen von Damxung zur Entwicklung einer modernen Viehwirtschaft. Dank dieser Maßnahmen haben die lokalen Hirten einen Weg zum Wohlstand gefunden.