Der aus Japan stammende Begriff des „geringen Wollens“ ist seit ein paar Jahren auch in China populär, um folgendes Phänomen zu beschreiben: Viele junge Leute verlieren immer mehr das Interesse am Materiellen. Sie wollen beispielsweise keine „teuren“ Sachen im traditionellen Sinne mehr kaufen, wie etwa ein Auto. Sie sind der Markenmode überdrüssig und bevorzugen sogenanntes leichtes Essen statt Festessen.
Soweit die neue Theorie, aber wollen junge Chinesen wirklich weniger als früher? Haben sie inzwischen wirklich weniger Bock auf Konsum?
Nach Angaben des chinesischen staatlichen Statistikamts sind die Umsätze beim inländischen Tourismus und an den Kinokassen im Jahr 2018 jeweils um mehr als zehn Prozent gestiegen. Der chinesische Luxusgüterverbrauch im In- und Ausland machte im vergangen Jahr etwa ein Drittel des weltweiten Luxuskonsums aus. Rascher Konsumanstieg in Bereichen wie Kultur und Tourismus deutet stark auf ein „Konsum-Upgrade“ hin.
Eine vor kurzem veröffentlichte Liste über neue Berufsarten erfuhr große Aufmerksamkeit der Chinesen. Neu entstandene Berufe wie Testesser, Designer für Escape-Room-Spiele oder Kleiderschrank-Aufräumer zeigen ebenfalls die Diversität der gesellschaftlichen Nachfragen.
Gleichzeitig mit den Konsumbereichen wächst auch der Zeitraum des Geldausgebens. Die Konsumleidenschaft der jungen Leute, die früher stark mit den wenigen wichtigen Shopping-Festivals verbunden war, dehnt sich inzwischen auf einen längeren Zeitraum aus.
Alles deutet also darauf hin, dass das Verlangen der jungen Chinesen nach Konsum immer noch wächst. Was sich geändert hat, ist, dass junge Menschen heute nicht mehr einfach viel konsumieren, sondern individuelle Wünsche und ein stärkeres Qualitätsbewusstsein haben.