Kishore Mahbubani: Die Chinesen sehen gar keinen Grund, so zu werden wie der Westen

2021-10-21 13:56:41

Die Chinesen sehen gar keinen Grund, so zu werden wie der Westen. Das müssen die im Westen dringend verstehen. Dies sagte der bekannte singapurische Diplomat und Experte für internationale Beziehungen, Kishore Mahbubani, am Montag in einem Interview mit der deutschen Webseite „China.Table“.

Mahbubani sagte in dem Interview weiter, die meiste Zeit seiner 4.000 Jahre langen Geschichte sei China führend in der Welt gewesen. Nur in den vergangenen 200 Jahren sei der Westen sehr erfolgreich gewesen. Aber allein wegen dieser kurzen Zeit denke der Westen nun, dass sich China wie der Westen entwickeln, eine Kopie des Westens werden müsse. Das sei ein Trugschluss. Die chinesische Zivilisation sei stärker und selbstbewusster als der Westen.

Der singapurische Experte fügte hinzu, die Äußerungen über einen neuen „Kalten Krieg“ seien falsch. „Damals standen sich zwei isolierte Blöcke gegenüber; heute sind beide Staaten wirtschaftliche eng miteinander verflochten. Interessant ist aber wieder die Veränderung Amerikas: Damals war Washington für freien Handel, heute scheut man Freihandelsabkommen, erhebt Strafzölle und zieht sich aus der Trans-Pazifik-Partnerschaft zurück.“

Der 73-jährige Kishore Mahbubani aus Singapur stand von 1971 bis 2004 im diplomatischen Dienst des Stadtstaates und war unter anderem Präsident des UN-Sicherheitsrates sowie Botschafter in den USA und Malaysia. Er hatte eine Professur in Politikwissenschaften an der National University of Singapore. Sein aktuelles Buch „Hat China schon gewonnen? – Chinas Aufstieg zur neuen Supermacht“ ist gerade auf Deutsch erschienen.

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