Man ist erleichtert, dass die Übernahme Kabuls durch die Taliban ohne Militäraktion, ohne Gewalt und ohne den vorhergesagten Bürgerkrieg erfolgt ist. Dies sagte der pakistanische Botschafter in China, Moin ul Haque, in einem Exklusivinterview mit der China Media Group am Dienstag.
Er hätte sich gewünscht, dass der Abzug der US-Truppen verantwortungsvoller und geordneter verlaufen wäre und mit dem politischen Prozess und den laufenden Friedensgesprächen synchronisiert worden wäre, so der Botschafter weiter. Leider sei das nicht geschehen.
Pakistan sei klar, dass es keine militärische Lösung für den Afghanistan-Konflikt gebe. Es gebe nur einen politischen Prozess, eine politische Lösung, die unter afghanischer Führung und in afghanischer Verantwortung erfolgen müsse. Pakistan habe unter den zwei oder besser vier Jahrzehnten des Konflikts in Afghanistan sehr gelitten, deshalb wünsche es sich eine friedliche Beilegung dieses unglaublich langen Konflikts. Er hoffe, dass alle Parteien, das afghanische Volk und die politischen Gruppierungen in Afghanistan, diese historische Gelegenheit nutzten, um eine Zukunftscharta für Afghanistan zu erarbeiten, so Moin ul Haque.
Als Nachbarn Afghanistans seien die Interessen Chinas und Pakistans deckungsgleich. Beide Länder hätten ähnliche Ansichten über die Zukunft Afghanistans: Frieden und Stabilität. In Chengdu habe vor kurzem eine Sitzung der Außenminister beider Länder stattgefunden, auf der das Thema Afghanistan eingehend erörtert worden sei. Damals habe man schon deutlich gemacht, dass die beiden Länder Frieden und Stabilität in Afghanistan und eine Regierung wünschten, die die Interessen aller ethnischen Gruppen berücksichtigt. In Zukunft könnten beide Länder beim Wiederaufbau Afghanistans helfen. Beide Seiten hätten vereinbart, den chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridor auf Afghanistan auszudehnen, so der pakistanische Diplomat.