Der Afghanistan-Einsatz der USA scheiterte, auch weil es Washington nie um das Land ging. Dies sagte Prof. Dr. Conrad Schetter, wissenschaftlicher Direktor bei Bonn International Center for Conversion (BICC), in einem Interview mit „tagesschau.de“.
Schetter wies darauf hin, die westliche Welt habe sich immer sehr um ihre eigenen Interessen gedreht. Man habe nie versucht, Afghanistan zu verstehen und einen Weg aus der afghanischen Perspektive heraus zu entwickeln. Das habe sich durch die gesamte Intervention hindurchgezogen.
Er warf den USA auch doppelte Standards bei den militärischen und politischen Aktionen in Afghanistan vor. Auf der einen Seite habe man im Land Krieg geführt und die Taliban gejagt, auf der anderen Seite habe man den Afghanen versprochen, für ihre Sicherheit zu sorgen, fügte der BICC-Direktor hinzu. Das sei für die Afghanen nicht nachzuempfinden gewesen. In der Politik habe man Demokratie gepredigt, dann aber hinter verschlossenen Türen die Interessen des Westens durchgesetzt, etwa bei der Frage, wer Präsident wird.
Er betonte weiter, dass ein von außen erzwungenes „nation building“ nicht funktionieren könne. Afghanistan habe wirtschaftlich ein großes Potential. Was fehlt, sei das soziale Kapital, weil die Bevölkerung in Sachen Bildungsstandard auch in der gesamten Region weit zurückliege.
Als Wissenschaftler wünsche er sich, dass das Wissen über diese Länder nachgefragt und in die Prozesse eingebracht würden, erklärte Schetter. Das finde nicht statt, vielmehr seien es die politischen Logiken, die dominierten, so der Experte im Interview.