Berlin
Der Politikwissenschaftler Berthold Kuhn von der Freien Universität Berlin meint, dass die EU China-Bashing in einer Zeit betreibe, in der ihr eigener Ruf beschädigt sei und ihr Handlungsspielraum schwinde.
Kuhn schrieb vor kurzem in einem Beitrag für die Webseite ChinaTable: „Grundsätzlich stellt sich die Frage nach dem Sinn und der Wirkung von politisch motivierten Sanktionen, wie sie gegen China verhängt wurden. Es liegen viele Analysen vor, die zu dem Ergebnis kommen, dass die Wirkungen von Sanktionen in der Regel falsch eingeschätzt werden. Und in Bezug auf China ist nicht davon auszugehen, dass die Sanktionen einen Prozess auslösen, der die Beziehungen Europas zu China verbessert und somit Einflussmöglichkeiten eröffnen“, so Kuhn wörtlich.
Unter einigen deutschen China-Experten lasse sich eine erstaunliche Anmaßung und Naivität im Umgang mit China beobachten. Die Folgen von deutscher und europäischer Außenpolitik, speziell auch die Verhängung von Sanktionen, würden nicht ausreichend antizipiert und öffentlich debattiert. Deutschland brauche einen Paradigmenwechsel im Umgang mit China, der den Einfluss Chinas in der Weltpolitik angemessen berücksichtigt und smarte anstelle von konfrontativen Strategien entwickelt, um Europa wieder mehr weltpolitische Einflussmöglichkeiten zu erschließen.
Wörtlich heißt es bei Kuhn weiter: „Eher läuft die EU bei einer fortgesetzten Konfrontation mit China Gefahr, wirtschaftlich erheblichen Schaden zu nehmen und auch an weltpolitischem Einfluss zu verlieren. Die EU wäre gut beraten, China durch eine entschlossene wirtschaftspolitische Strategie in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaneutralität zu beeindrucken und hier eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, “ so der Berliner Politikwissenschaftler Berthold Kuhn.