Europa sollte nicht der US-amerikanischen Hysterie folgen. Bald werde die Volksrepublik wichtigster Player in der Weltpolitik sein. Dies schrieb die deutsche Zeitung „Der Freitag“ in einem Artikel in ihrer Montagsausgabe.
In dem Artikel hieß es, die Beziehungen zwischen China und den Vereinigten Staaten hätten sich in den vergangenen drei Jahren rasant verschlechtert. Die chinesische Regierung habe keine andere Wahl, als darauf hart zu reagieren. Die Europäer sollten sich von den USA nicht vereinnahmen lassen, zumal sie von den Trump-Administration derzeit kaum als gleichwertige Partner behandelt würden. Es sei die Frage, ob es im Interesse der EU sein könne, zwischen den USA und China in einem Konflikt der Weltmächte zerrieben zu werden. Immerhin sei die Regierung Merkel besonnen genug, sich aus dem von den USA angezettelten Handelskrieg gegen China herauszuhalten.
In dem Artikel wurde gewarnt, es sei ein unverzeihlicher, kaum wiedergutzumachender Fehler, sich auf China als den neuen Hauptfeind einzuschießen. Sich an der Konfrontation zwischen China und den USA nicht zu beteiligen, wäre das Mandat jeder Regierung und jedes Außenministers gewesen. China als technologische, wissenschaftliche, wirtschaftliche und finanzielle Großmacht zu ignorieren oder absichtlich schlecht zu behandeln, könne sich niemand leisten. Dass einigen Herrschaften der US-Upper-Class der atemberaubende Aufstieg Chinas zur führenden Welthandels- und Weltwirtschaftsmacht nicht passe, brauche die Europäer nicht zu kümmern.
Ferner wies der Artikel darauf hin, China sei kein Gegner, ganz gewiss kein Feind, sondern ein globaler Partner, der immer wichtiger werde. Ohne Kooperation mit China gebe es keine erfolgreiche Weltklimapolitik. Ohne den Schulterschluss mit China könne man der gegenwärtigen Pandemie wie den absehbar folgenden Infektionswellen nicht Herr werden – auf die USA sei in dieser Hinsicht kein Verlass. „Genau genommen und strikt völkerrechtlich betrachtet, gehen die Regelungen und Gesetze, die China in Sachen Hongkong erlässt, nur die chinesische Regierung, die Regierung der Sonderverwaltungszone und eventuell die britische Regierung als Vertragspartei des Hongkong-Abkommens etwas an, andere nicht“, hieß es weiter.
Bei aller moralisierenden China-Kritik werde der entscheidende Kontext völlig ausgeblendet: China setze seinen tiefgreifenden Umbau fort und verändere sich erneut in rasantem Tempo. Entwicklung und Etablierung eines Rechtsstaates zählten zu den vorrangigen Zielen des nächsten Fünfjahrplans. Chinesische Juristen hätten einen neuen Code Civil ausgearbeitet, gefolgt von einer Strafrechtsreform, auf die man gespannt sein sollte. Man habe in Europa keinen Grund, in die Anti-China-Hysterie einzustimmen, die von Washington aus verbreitet worden sei. Dagegen hätten die Europäer allen Grund, sich auf China als den absehbar wichtigsten weltpolitischen Player dieses Jahrhunderts beizeiten einzustellen, so der Artikel weiter.