Ein Lokführer und seine Geschichte der vergangenen 18 Jahre

    2007-12-18 16:50:15                cri

F: Der Lokführer Chen Bin hat während seiner Arbeit in den vergangenen 18 Jahren vier große Veränderungen der Eisenbahn selbst miterlebt. Von der Dampflokomotive über die Diesellokomotive und der Elektrolokomotive bis hin zum heutigen CHR hat die chinesische Eisenbahn sechs Mal sozusagen ihr Tempo erhöht. Die schnelle technische Entwicklung kann Chen Bin nur mit einem Wort beschreiben: "fliegend".

M: Chen Bin ist heute 42 Jahre alt. Er wohnt in Fuzhou in der südostchinesischen Provinz Fujian. Der kräftige Mann erinnert sich, als er 1989 die Unterstufe der Oberschule abschloß und seine Arbeit auf einer Dampflokomotive begann. Auf der Lokomotive gab es damals drei Personen, zwei Lokführer und einen Heizer. Seine Aufgabe war es, Kohlen in den Ofen zu schaufeln. Alle 20 Sekunden mußte er einmal Kohlen ins Ofenloch schaufeln. Das war natürlich sehr anstrengend.

"Die Lokomotiven wurden mit Kohlen oder mit Holz betrieben. In dem Raum war es oft sehr staubig, jeder Lokführer wurde dadurch schmutzig. Viele Staubkörner blieben am Körper hängen, manches konnte man sogar nicht einmal mit Wasser wegwaschen."

F: Aber diese Zeit dauerte für ihn nicht lange. Zwei Jahre nach seinem Arbeitsbeginn wurden Diesellokomotiven in Betrieb genommen. Die Arbeitsbedingungen wurden dadurch deutlich besser, immerhin gab es keinen Staub mehr. Und wegen guter Leistungen wurde Chen Bin auch bald Lokführer. Mit einer Sache war er jedoch unzufrieden: die Diesellokomotiven waren zu laut.

"Die Diesellokomotive war ganz und gar mechanisiert. Sie war fortschrittlicher und sauberer als die Dampflokomotive. Aber sie war auch sehr laut. Wir Lokführer mussten oft laut schreien, um uns zu verständigen. Das konnte man manchmal fast nicht mehr ertragen."

M: Vor sieben Jahren wurde dann die Diesellokomotive von der Elektrolokomotive ersetzt. Diese Lokomotive war schneller und machte weniger Lärm. Und sie war auch umweltfreundlicher. Chen Bin findet, seine Arbeitskleidung sei ebenfalls immer besser geworden. Er trage nun oft einen Anzug, wenn er die Lokomotive führt. Er findet, daß er fast schon wie ein Pilot aussieht!

"Früher mussten die Lokführer vor allem Kraft haben. Heute erhalten wir eine professionelle Ausbildung. Ohne technisches Wissen darf man keine Lokomotive mehr führen. Die Arbeitsbedingungen haben sich ebenso verbessert. Körperlich müssen wir nicht mehr so viel arbeiten, die Technik ist wichtiger."

F: Chen Bin zeigt seine Werkzeugtasche. Darin liegen nur Präzisionsinstrumente, die etwa ein Kilo wiegen. Früher, zu Zeiten der Dampflokomotive, war die Werkzeugkiste eines Lokführers rund 30 bis 40 Kilo schwer. Darin waren viele große Schraubenschlüssel und Schaufeln untergebracht.

M: Die Erneuerungen im Bereich der Lokomotive und die Technologisierung haben sowohl die Arbeitsumwelt der Lokführer als auch deren Familienleben verändert. Zu Zeiten der Dampf- und Diesellokomotiven fuhr man jeden Monat meistens nur 14 oder 15 Mal an ein Ziel. Heute ist das pro Monat meistens 30 Mal der Fall. Und für die Hin- und Rückfahrt braucht man oft nur einen Tag. Das heißt, man kann jeden Tag nach der Arbeit nach Hause gehen.

F: Chen Bins Wohnung liegt in einem schönen Wohnviertel. Heute kocht er nach dem Feierabend für seine Tochter und sieht ihr beim Klavierspielen zu. Die Tochter von Chen Xin ist eine gesunde und lebhafte Schülerin. In den vergangenen Jahren führte ihr Vater eine Elektrolokomotive. Sie freut sich, dass die ganze Familie daher oft zusammen ist.

"Früher führte er alte Lokomotiven und konnte nur alle zwei oder drei Tage nach Hause kommen. Damals wohnte ich bei meinen Großeltern. Nun ist er jeden Tag nach der Arbeit zu Hause."

M: Chen Xin sagt, ihr Vater liebe die Sauberkeit. Nachdem er begann, eine Elektrolokomotive zu führen, habe er sich jeden Tag fein zurechtgemacht. Viele Schulfreunde von ihr hätten gesagt, ihr Vater sei angezogen wie ein Ingenieur.

"Früher war nicht dran zu denken, dass ich mich so gut ankleide und gleichzeitig eine Lokomotive führe. In den Augen meiner Frau und meiner Tochter war ich nur ein Arbeiter. Seither haben sich die Arbeitsbedingungen aber geändert. Sie betrachten mich mittlerweile als Techniker."

F: Chen Bin hat auch nicht gedacht, dass die enormen Veränderungen gerade erst begonnen haben. Im April dieses Jahres hat die chinesische Eisenbahn zum sechsten Mal die Geschwindigkeit der Züge erhöht und einen Hochgeschwindigkeitszug, den CHR, in Betrieb genommen. Dessen Tempo liegt bei höchstens 200 Kilometer pro Stunde. Der neue CHR wird meistens auch automatisch gesteuert. Chen Bin ist vor kurzem einmal in einem CHR mitgefahren. Von Nanchang bis nach Hangzhou, einer Strecke, für die man früher zehn Stunden brauchte, benötigte der CHR nur vier Stunden.

M: In der Provinz Fujian gibt es viele Berggebiete. Der Verkehr soll für den CHR daher erst später freigegeben werden. Aber Chen Bin stellt sich schon die Zukunft vor. Er ist stolz auf die Entwicklung der chinesischen Eisenbahn.

"Ich finde, die Entwicklung unserer Eisenbahn kann man nicht mit "springen" beschreiben. Sie ist viel schneller! Ich kann es nur mit einem Wort ausdrücken, und das lautet "fliegend"!"