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"Ein Interview mit einem Sportler ist wie ein Gespräch mit mir selbst" - Interview mit Bianca Vogel
   2008-09-19 10:55:08    Seite Drucken    cri

 

Unter den zahlreichen Journalisten an den Paralympischen Spielen in Beijing befindet sich auch eine ganz besondere behinderte Journalistin aus Deutschland. Ihr Name ist Bianca Vogel. Sie nimmt bereits zum vierten Mal an den Paralympics teil. Die ersten drei Male war sie als Sportlerin im Einsatz, in Beijing ist sie erstmals als Berichterstatterin unterwegs.

Bianca Vogel kam mit missgebildeten Armen zur Welt. Über ihre Behinderung hat sie sich nie beklagt. Im Alter von zehn Jahren begann sie mit dem Pferdesport. Sie schwor sich, im pferdeverrückten Deutschland eine erfolgreiche Dressurreiterin zu werden. Im Jahr 1996 schaffte sie den Sprung in die paralympische Delegation Deutschlands für die Spiele in Atlanta. Die Paralympics in Atlanta markierten den Beginn ihrer Karriere als Pferdesportlerin an Paralympics. Ihren Höhepunkt erlebte sie acht Jahre später an den Paralympics in Athen, wo sie zwei Silbermedaillen in den Reitwettbewerben gewann. Von den Paralympischen Spielen in Beijing ist Bianca Vogel begeistert:

"Ich kann sagen, Beijing hat die Paralympischen Spiele von der Organisation her wirklich getoppt. Ich war an der Chinesischen Mauer. Ich hätte nicht erwartet, dass an der Chinesischen Mauer die Paralympischen Flaggen zu sehen sind. Das hätte ich niemals erwartet, nie! Ich hätte auch nicht erwartet, dass man überall auf großen Leinwänden, oder wenn man in ein Restaurant geht und wenn da ein Fernseher läuft, die Berichterstattung über die Paralympics verfolgen kann. Die Berichterstattung im Fernsehen läuft rund um die Uhr. Die Menschen in der Stadt sind immer hilfsbereit - sowohl die Freiwilligen als auch die normalen Menschen. Und sie sind so freundlich! So etwas habe ich bei allen anderen Paralympischen Spielen nicht erlebt. Das finde ich großartig und dafür möchte ich mich beim chinesischen Volk bedanken."

In Beijing arbeitet Bianca Vogel als Berichterstatterin für ein Internet-Radio in Europa. Ihre Erfahrung als Sportlerin hilft ihr bei ihrer neuen Tätigkeit enorm. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung weiß sie genau, wie sich die Athleten fühlen. Jedes Mal, wenn sie einen Sportler interviewe, sei es, als ob sie ein Gespräch mit sich selbst führe, erzählt uns die ehemalige behinderte Dressurreiterin.

Die Interviews mit den behinderten Sportlern weckten in Bianca Vogel viele Erinnerungen an ihre eigene sportliche Laufbahn. Ihre journalistische Tätigkeit in Beijing erlaubte es ihr aber auch, die Paralympischen Spiele von einer ganz anderen, neuen Seite kennen zu lernen:

"Ich selber als Reiterin habe bei meinen Paralympischen Spielen nie ein Stadion gesehen, weil die Reitwettkämpfe immer weit weg waren. Das erste Mal, wo ich in einem Stadion war, das war hier. Ich habe eine Gänsehaut bekommen ? von der Begeisterung und auch von der Durchführung wie alles gemacht wird."

Für Bianca Vogel üben die Paralympics eine wichtige soziale Funktion aus. Sie ist überzeugt, dass die Paralympics nicht nur das Verständnis der Gesellschaft für die Behinderten vergrößern, sondern der Gesellschaft auch das wahre Leistungsvermögen der Behinderten aufzeigen:

"Ich und auch andere, alle Sportler hier, die ein Handicap haben, können positiv weltweit dafür antreten und zeigen, was ein behinderter Mensch auch leistungsmäßig im Sport oder im normalen Leben machen kann, sei es beruflich oder privat, in allen Bereichen. Ein behinderter Mensch braucht die Chance der Integration, das gemeinsame Leben mit Behinderten und Nichtbehinderten. Ein behinderter Mensch hat Gefühl. Er kann sagen, okay, ich kann zwar nicht so schnell laufen wie du, oder, ich kann jetzt nicht so essen wie du, weil ich keine Arme habe. Aber trotzdem kann ich es, und das ist wichtig! Die Paralympischen Spiele können dazu beitragen, den Menschen in China zu zeigen, dass eine Behinderung nichts Schlimmes ist."

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