Andreas Vevera: Es gefällt mir toll hier. Ich bin zum ersten Mal bei den Paralympics dabei. Und der erste Eindruck hier in Beijing war, es ist riesig. Alles so groß, so sauber, so einzigartig hier.
CRI: Hast du es dir so vorgestellt in Beijing?
Vevera: Nein, überhaupt nicht.
CRI: Wir hast du dir es vorgestellt?
Vevera: Ich habe mir vorgestellt, irgendwie düster hier. Wir haben in Europa gehört, dass die Luft hier nicht so gut sein soll, dass man Sichtweiten von hundert Metern oder weniger hat. Das ist überhaupt nicht so. Wir sind angekommen und hatten drei Tage schönes Wetter und weiten Blick und drei Tage lang Sonnenschein. Und die Luft ist erstklassig toll.
CRI: Bist du mit der Organisation zufrieden, mit den Freiwilligen, die euch zur Verfügung stehen?
Vevera: Wir sind sehr zufrieden. Wir haben immer Helfer, egal wo es ist. Sie sind total freundlich. Es ist toporganisiert. Am Flughafen haben Helfer für uns Koffer getragen. Und im Olympiadorf haben sie die Koffer für uns ins Zimmer getragen.
CRI: Hast du hier Erlebnis gehabt, das zum Schmunzeln gebracht hat?
Vevera: Ja, da gibt es ja schon einige. Eines zum Beispiel war, wir Österreicher haben sieben Helfer, die können alle sehr gut Deutsch. Wir haben zwei mitgenommen zum Bälle-Aufheben. Sie haben uns am Tage tausende Bälle aufgehoben, während wir trainiert haben. Als ich beim fünften Mal Dankschöne gesagt habe, hat er zu mir gesagt, ich brauche nicht Danke sagen. Das hat mich sehr berührt. Das werde ich nicht vergessen.
CRI: Kannst du die Trainingsbedingungen in Beijing mit den Trainingsbedingungen in Europa vergleichen?
Vevera: Ich kenne nur die Trainingsbedingungen im Olympischen Dorf und auch die Wettkampfanlagen. Wir trainieren unter ganz anderen Bedingungen. Ich kann nur vom Tischtennis sprechen. Hier in China ist alles viel größer. Man hat mehr Plätze beim Training. Die Lichtbedingungen sind besser.
CRI: Wie ist die Atmosphäre bei den Spielen? Also wie ist das chinesische Publikum?
Vevera: Das chinesische Publikum ist halt toll. Ich habe am ersten Wettkampftage gespielt. Ich war der erste Österreicher beim Tischtennis im Einsatz. Und die Halle war ausverkauft. Ich habe vor 200 Leuten gespielt. Das war schon viel in Deutschland. Hier in Beijing waren 5.000 Leute. Da ist ganz anders hier zu spielen. Sie feuern einen an, als sie die Leistung anerkennen. Aber als ein Chinese im Spiel ist, ist die Halle umso lauter. Aber die Stimmung ist sehr gut. Was kann man sich ja wünschen als ein volles Haus?
CRI: Das ist bei euch so, dass Behinderte im Publikum sitzen oder ganz gemischt?
Vevera: Bei österreichischen Tourneen oder internationalen Wettkämpfen haben wir fast keine Zuschauer. Wir haben vielleicht 50 bis 70 Zuschauer, das sind meistens Angehörige von den Spielern. Oder die Trainer oder die Spieler, die gerade nicht im Einsatz sind. Der restliche Teil ist leer.
CRI: Wirst du einige Matche anschauen oder andere österreichische Sportler anfeuern?
Vevera: Natürlich, wenn ich kein Spiel habe. Sollte ich Zeit habe, werde ich mir Leichtathletik unbedingt anschauen im Vogelnest, weil wir Österreicher gute Medaillenchancen haben. Schwimmen im Wasserwürfel möchte ich mir auch anschauen. Daneben auch Rollstuhlbasketball.
CRI: Und die meiste Zeit verbringst du im Paralympischen Dorf?
Vevera: Ja, es ist ruhig hier. Hier dürfen nur Sportler ein. Es gibt hier eine tolle Atmosphäre.
CRI: Ist deine Zeit in Beijing eher Stress oder Urlaub dazwischen? Wie siehst du das?
Vevera: Na, es ist schon Stress, weil jeden Tag habe ich einen anderen Termin. Einmal hatten wir eine Einladung im Österreich-Haus, dann Wettkampfhallenbesichtigung, dann die Eröffnungsfeier, und drum. Jeden Tag etwas. Wenn nichts ist, machen wir Besprechungen, analysieren unsere Gegner, bereiten uns auf die nächsten Tage vor.
CRI: Und Vorbereitung machst du mit deinem Trainer oder du alleine?
Vevera: Beides.
CRI: Hat jeder von euch einen eigenen Trainer?
Vevera: Nein, es gibt Nationalcoachs für jede Sportart. Und da gibt es einen Coach, der für das österreichische Team zuständig ist. Da wir ja Einzelsportler sind, konnten wir persönlichen Trainer mitnehmen, der auch für andere zuständig ist. Und für die Tischtennisspieler ist es ganz toll: wir haben zwei Trainer, und beide gehören meinem Verein an.
CRI: Ich habe gelesen, eine Schwimmerin hat im Interview gesagt, es ist für sie ein Problem, mit ihrer Behinderung umzugehen, um sich einzugestehen, okay, ich bin behindert, bevor sie an Paralympics teilgenommen hat. Wie war das für dich?
Vevera: Wir haben klein angefangen. Wir haben bei den österreichischen Meisterschaften angefangen. Irgendwann haben wir auch international gespielt. Dann waren wir bei den Europäischen Meisterschaften, dann bei WM oder bei der Olympiade. Das war kein Problem.
CRI: Siehst du, dass die Behinderten in der Gesellschaft gut integriert sind? Oder nervst dich das Thema rund herum, dass man das überhaupt erwähnt?
Vevera: Es nervt mich zum Teil, weil es langsam besser wird. Mittlerweile ist es schon etwas besser. Auf der Straße wird man schon akzeptiert, die Gehsteige sind fast überall abgeflacht.
CRI: Und hier, wenn du den Bus benutzt, ist da behindertengerecht?
Vevera: Der Bus ist behindertengerecht, die Busse sind hier ganz toll. Sie sind schnell. Bei der Eröffnungsfeier sind 150 oder 200 Busse, wir sind fast gleichzeitig zum Vogelnest gefahren. Die gehen schnell und die sind super toll.