Bei Olympischen Spielen gibt es immer Sportler, die zwar keine Goldmedaille gewinnen können, aber aufgrund ihrer Leistungen und Aktionen trotzdem wie wahre Meister gefeiert und respektiert werden. Durch diese Athleten wird der olympische Geist noch intensiver veranschaulicht.
Als der amerikanische Gewehrschütze Matthew Emmons mit seinem letzten Schuss im Finale der Olympischen Spiele von Beijing im Dreistellungskampf 50 Meter mit dem KK-Gewehr als Führender mit nur 4,4 Ringen sogar das Schwarze verfehlte, hatten sogar seine Gegner etwas Mitleid mit ihm. Immerhin machte Emmons schon vor vier Jahren im Finale von Athen einen groben Schnitzer, damals schoß er auf eine falsche Scheibe. Allerdings war Emmons nach dem Wettkampf nicht sichtlich deprimiert. Vielmehr sagte er, eine Goldmedaille sei nicht sein einziges Ziel in einem Wettkampf:
"Für den Schießsport bringe ich sehr viel Zeit auf, es ist wie ein Fulltimejob. Solange ich von diesem Sport die Dinge, die ich mir erwarte, zurückbekomme und ich diesen Sport genieße, werde ich meine Karriere im Schießen fortsetzen. Tatsächlich genieße ich diesen Sport sehr. Ich denke, vor meinem Rücktritt werde ich noch einmal versuchen, an Olympischen Spielen teilzunehmen. Allerdings kann das niemand vorhersagen, warten wir also ab."
Tatsächlich gibt es noch viele andere Sportler wie Matthew Emmons, die eine eher gelassene Einstellung gegenüber dem Gewinn einer Medaille pflegen.
Oksana Chusovitina zum Beispiel, eine der besten Turnerinnen der Welt. Sie ist gleichzeitig die erste Turnerin in der Geschichte, die an fünf Olympischen Spielen teilgenommen hat. Es ist eine unglaubliche Leistung von ihr, dass sie nach so vielen Jahren Hochleistungssport auch an den Beijinger Spielen teilnehmen konnte. Chusovitina sagte vor der Presse, von all den Wettkämpfen bei fünf Olympischen Spielen erinnere sie sich nicht mehr speziell an ihre Medaillen, sondern eher an die Erlebnisse und gemeinsamen Auftritte mit ihren Teamkolleginnen:
"An den ersten Spielen habe ich zusammen mit meinen Teamkolleginnen gemeinsam teilgenommen. Jetzt bin ich das fünfte Mal bei Olympischen Spielen dabei, auch mit meinen Teamkolleginnen. Ich bin darüber sehr froh und glücklich."
Mit dem Gewinn der Silbermedaille beim Sprung bei den Olympischen Spielen in Beijing und damit älteste Medaillengewinnerin bei olympischen Turnwettbewerben konnte sich Oksana Chusovitina die Unterstützung und den Respekt ihrer Kolleginnen sowie des Publikums sichern.
Bei den Olympischen Spielen in Beijing wurden unter anderem auch die chinesischen Wasserspringer bewundert. Gleichwohl sollte man den bekannten russischen Wasserspringer Dimitri Sautin nicht vergessen. Mehr als ein Jahrzehnt lang trat er in dieser technisch anspruchsvollen Sportart gegen Wasserspringer aus China an, wobei er trotz hervorragender Leistungen sowohl in Athen 2004 als auch nun in Beijing keine Goldmedaille gewinnen konnte. Allerdings ist die Aufmerksamkeit der Medien für ihn noch immer groß, und auch der Respekt seiner Konkurrenten ihm gegenüber ist nach wie vor immens. Tatsächlich hat jedoch der damals bereits 30-jährige Sautin nach den Olympischen Spielen in Athen öfters daran gedacht, seine aktive Laufbahn zu beenden. Allerdings blieb er seiner Liebe wegen für diesen Sport dem Wasserspringen erhalten:
"Ja, ich habe gesagt, dass ich nach den Spielen in Athen aus dem Team zurücktreten werde. Damals hatte ich vor, erneut einen geregelten Beruf auszuüben und meine Karriere als Wasserspringer zu beenden. Allerdings habe ich im darauffolgenden Jahr nur wenig getan. Da wurde mir klar, dass ich mich ohne das Wasserspringen nicht wohlfühle. So habe ich mich dazu entschieden, mich weiterhin mit diesem Sport zu beschäftigen."
Von den Erlebnissen und der Einstellung von Matthew Emmons, Oksana Chusovitina und Dimitri Sautin wird einem eine anschauliche Sichtweise des olympischen Geistes vermittelt, denn wie heißt es so schön: Dabei sein ist alles! Folgt man diesem Motto, dann sind Sieg oder Niederlage nicht so wichtig. Die Sportler haben wiederholt sich selbst überwunden und sich zu Höchstleistungen angetrieben und wurden in den Herzen der Menschen zu großen Helden.
Ähnliches gilt auch für den bekannten dänischen Badmintonspieler Peter Gade. Drei Mal konnte Gade an Olympischen Spielen teilnehmen, der Weltklassespieler blieb jedoch jedes Mal ohne Medaille. Trotzdem ist er einer der weltweit bekanntesten Badmintonspieler der letzten zehn Jahre, und über einen Zeitraum von drei Jahren führte er sogar die Weltrangliste an. Und obwohl er nun bereits seit 28 Jahren Badminton spielt, Gade begann mit dieser Sportart im Alter von nur vier Jahren, ist seine Begeisterung für Badminton und für die olympische Bewegung weiterhin sehr groß:
"Für mich sind Olympische Spiele weltweit die einzige Arena, bei der sich Menschen aus aller Welt versammeln, um mit einem gesunden, positiven Geist gegeneinander anzutreten. Wir sollten diese Art und Weise beibehalten. Das ist die wichtigste Sache der olympischen Bewegung."
Und in der Tat können nicht alle Sportler Olympiasieger werden. Allerdings können sie an Olympischen Spielen teilnehmen und dieses aktive Mitwirken an dem Sportereignis genießen. Beim Wettbewerb um die Medaillen können alle Beteiligten, egal, ob sie gewinnen oder verlieren, den Ruhm der olympischen Bewegung verstärken. Bei Olympischen Spielen bewertet man die Teilnehmer nicht nach Sieg oder Niederlage, sie sind alle, jeder einzelne für sich, Helden und Vorbilder!