Am Abend des 8. August 2008 wurden die 29. Olympischen Spiele in Beijing eröffnet. Zur erfolgreichen Austragung der insgesamt 2.173 Wettkämpfe in 28 Sportarten leisten nicht nur die Stadt Beijing und das Organisationskomitee BOCOG, sondern auch viele in- und ausländische Unternehmen ihren Beitrag, entweder in finanzieller Hinsicht oder in Bezug auf den Ausbau der Infrastruktur. Deutsche Unternehmen sind davon nicht ausgeschlossen. Ausführlicheres erfahren Sie, liebe Hörer, in unserem folgenden Beitrag.
Zum Symbol der Olympischen Spiele 2008 in Beijing ist das Nationalstadion geworden. Entworfen vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron erhielt das Stadion bereits während seiner Bauzeit den Spitznamen "Vogelnest". Das Stahlknäuel ist das Herz der Spiele, hier finden die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie die Wettkämpfe in der Leichtathletik statt. Das "Vogelnest" hat ein Fassungsvermögen von rund 91.000 Zuschauern.
Für dieses neue Wahrzeichen der chinesischen Hauptstadt wurde von den Auftraggebern eine Beschichtung gefordert, die den in Beijing herrschenden extremen klimatischen Verhältnissen und Umweltbedingungen standhält, bei dem zu erwartenden Publikumsaufmarsch mechanisch belastbar ist und das derzeitige Optimum an Sauberhaltung darstellt. In diesem Punkt kam ein Forschungsprojekt des Ober-Ramstädter Dr. Robert-Murjahn-Instituts (RMI) zum Tragen, in dem verschiedene Beschichtungen auf Verschmutzung sowie Licht- und Wetterbeständigkeit untersucht wurden, um die besten Rohstoffe für eine umwelt- und lichtbeständige Beschichtung zu ermitteln. Die so entwickelte und im harten internationalen Wettbewerb unter zahlreichen Produkten diverser Hersteller ausgewählte Spezialfarbe verfügt neben den optimalen physikalischen Eigenschaften, sprich Dauerhaftigkeit, geringe Verschmutzung und hohe mechanische Belastbarkeit, auch über eine besonders hohe Lichtbeständigkeit.
Laut Dr. Richard Hausmann, dem Präsidenten der Deutschen Handelskammer in Beijing und China-Chef der Firma Siemens, handelt es sich beim Forschungsprojekt des Dr. Robert-Murjahn-Instituts nur um eines der vielen Beispiele für die Beteiligung deutscher Unternehmen an der Vorbereitung der Beijinger Spiele:
"Ein paar Beispiele für die Beteiligung mittelständischer Unternehmen. Ich persönlich wusste gar nicht, dass sämtliche Beschallungsanlagen in allen Stadien vom Hamburger Unternehmen Procon geliefert wurden. Weitere Beispiele sind die Außenhaut der Nationalen Schwimmhalle und die Keramik fürs Schwimmbecken, die Installation der Lichtanlagen im Olympiastadion in Tianjin oder die Heißwasser- und Heizungsanlagen im Olympischen Dorf. Auch der Entwurf des National Indoor Stadiums stammt von deutschen Architekten. Wir von Siemens waren an der Ausarbeitung des modernen Wasserkonzepts für die Stadien sowie an der Funkausrüstung der Stadien in Beijing und Hongkong beteiligt. Die olympiaspezifischen Aufträge von Siemens belaufen sich auf 1,1 Milliarden Euro."
Gemäß Hausmann hat Siemens auch die Stadtbahnzüge, eine Wasseraufbereitungsanlage, die Technologie für die Schwimmhalle sowie eine neue Gepäckförderanlage für den Flughafen der chinesischen Hauptstadt geliefert. Darüber hinaus stattete der Münchner Konzern das Nationalstadion mit Licht- und Gebäudetechnik sowie Schaltanlagen aus.
Neben der Lieferung von modernen Technologien und Baukonzepten waren deutsche Unternehmen fast in allen Bereichen der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele präsent. Dazu noch einmal der Präsident der Deutschen Handelskammer Beijing, Dr. Richard Hausmann:
"Deutsche Unternehmen, insbesondere mittelständische Unternehmen, haben Aufträge für die Vorbereitung der Spiele in Beijing und auch für viele andere Sportveranstaltungen über ganz China bekommen. Namhafte deutsche Unternehmen sind Sponsoren des Organisationskomitees. Es geht um die Bekleidung, Logistik und den Fuhrpark."
Adidas und Volkswagen sind nicht die einzigen deutschen Konzerne, die sich durch das Sponsoring der Olympischen Spiele in Beijing einen Schub für ihr Geschäft in China versprechen. Im Schatten des Sportartikel- und des Automobilherstellers arbeitet auch die Deutsche Bahn mit den Organisatoren der Spiele in China zusammen. Allein diese Zusammenarbeit beschert der Deutschen Bahn nach eigenen Angaben Einnahmen von 50 Millionen Euro.
Um eine erfolgreiche Ausrichtung der Olympischen Spiele zu gewährleisten, hat die chinesische Hauptstadt Beijing in den vergangenen sieben Jahren einen enormen Aufwand betrieben. Davon profitierten auch viele deutsche Firmen, wie Dr. Hausmann ausführt:
"Die Olympiade hat einen wahnsinnigen Vorteil. Es geht darum, das Land und die Stadt infrastrukturell weiter zu entwickeln. Viele infrastrukturelle Maßnahmen werden im Alltag oft aus irgendeinem Grund verzögert. Aber wenn die Olympiade oder die Weltmeisterschaft kommt, dann muss was passieren. Da gibt es keinen Spielraum mehr für eine weitere Verzögerung. So kam unter anderem die Beteiligung von Siemens am Ausbau des Beijinger U-Bahnnetzes zustande."
Die Frage nach den Vorzügen der deutschen Unternehmen, die an der Vorbereitung auf die Beijinger Spiele beteiligt waren, beantwortet Dr. Richard Hausmann von der Deutschen Handelskammer in Beijing folgendermaßen:
"Insgesamt denke ich mal, sind wir als deutsche Firmen bei der Olympiade in der einen oder anderen Form präsent, sei es als Sponsoren oder als Technologiegeber und Lieferanten. In Sachen Qualität, Zuverlässigkeit und Leistung sind wir deutsche Unternehmen sehr gefragt."