Zum ersten Mal in der olympischen Geschichte hat China eine Goldmedaille in einem Ruderwettkampf gewonnen. Lange sah es im Finale des Doppelvierers der Frauen nach einem britischen Sieg aus. Doch kurz vor der Ziellinie gelang es den chinesischen Ruderinnen, ihre Konkurrentinnen aus Großbritannien noch zu überholen. Das chinesische Boot siegte in einer Zeit von sechs Minuten 16,06 Sekunden.
An den Olympischen Spielen in Seoul im Jahr 1988 gewann die chinesische Rudermannschaft ihre erste olympische Medaille. Zwanzig Jahre später ging der Traum von Olympia-Gold für das chinesische Ruderteam endlich in Erfüllung. Ihr unbedingter Siegeswille war ein entscheidender Faktor für den Gewinn des Ruder-Golds, wie Zhang Yangyang nach dem Finale sagte:
"Während der Vorbereitung und des Rennens hatten wir alle nur ein Ziel: die Goldmedaille zu gewinnen! Das Ziel Olympia-Gold war unsere Motivation beim Training. Als wir die Ziellinie überquerten, waren wir alle überglücklich. Unser erstes Gedanke war, dass wir endlich für China eine Goldmedaille in dieser Disziplin errungen haben."
Im Rudern waren China und Großbritannien schon immer erbitterte Konkurrenten. Der Sieg der chinesischen Ruderinnen ist auch auf ihre mentale Stärke zurückzuführen. Selbst als das britische Team eine halbe Bootslänge in Führung lag, bewahrte die chinesische Mannschaft kühlen Kopf. In der Endphase konnte sie schließlich ihre Taktik umsetzen. Zhou Qinian, der Coach der chinesischen Mannschaft, beschreibt die Taktik seines Teams wie folgt:
"Das britische Team lag eine halbe Bootslänge vor uns. Ich war mir ziemlich sicher, dass die Britinnen dieses Tempo nur eine Rennhälfte lang durchhalten würden. Nach einer Distanz von 1.800 Metern werden sie erfahrungsgemäß langsamer. Die Rennen im vergangenen als auch in diesem Jahr haben dies gezeigt. Heute haben wir wegen unserer mentalen Stärke gewonnen. Wir ließen uns vom Tempo unserer Gegner nicht beeindrucken und hatten in der Endphase noch genügend Kraft für einen Sprint."
In den Ruderwettkämpfen an den Spielen in Beijing qualifizierten sich insgesamt sechs chinesische Boote für die Finals in ihrer jeweiligen Kategorie. In den ersten fünf Finals schaute allerdings nur eine Silbermedaille heraus. Chinas größte Goldhoffnung, der Frauen-Doppelzweier, erreichte nur den vierten Platz. Der Doppelvierer der Frauen blieb somit die letzte chinesische Goldhoffnung im Rudern. Und er sollte die Erwartungen der Zuschauer nicht enttäuschen. Trotz des gewaltigen Drucks, der auf ihnen lastete, holten die vier Ruderinnen die erste Goldmedaille für China im Rudern an Olympischen Spielen.
Für Denis Oswald, den Präsidenten des Weltruderverbandes (FISA), kommt der Goldgewinn der chinesischen Ruderinnen nicht überraschend. Seiner Meinung nach wird China auch in Zukunft Medaillen im Rudern gewinnen:
"China hat bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass es in Asien eine starke Rudernation ist. China hat sich schon mehrmals für Finals qualifiziert oder Medaillen gewonnen. Mittlerweile hat China auch im Rudern Weltniveau erreicht. An der diejährigen Weltmeisterschaft im schweizerischen Luzern beispielsweise hat China bereits Gold gewonnen. Ich bin überzeugt, dass Chinas Ruderteams an zukünftigen Olympiaden noch mehr Medaillen erringen werden."
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