Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Die wundersame Rückkehr einer ungewöhnlichen Athletin aus den USA
   2008-08-05 15:01:19    Seite Drucken    cri

In der amerikanischen Olympia-Delegation gibt es eine Frau, deren Weg zu den Olympischen Spielen geradezu wundersam verlief. Ihr Name ist Melanie Roach. Roach wird an der Olympiade in Beijing im Gewichtheben der Frauen, genauer gesagt in der 53-Kilo-Klasse, teilnehmen. Beim Ausscheidungswettkampf in den USA belegte sie den ersten Platz. Im Vergleich zu anderen Athleten war ihr Weg nach Beijing voller Hindernisse.

In ihrer Jugend war Roach eine hoffnungsvolle Turnerin. Nach einem schweren Trainingsunfall im Jahr 1994 aber musste die 19-jährige den Turnsport zwangsläufig aufgeben. Mit dem Sport ganz aufzuhören, kam für Roach jedoch nie in Frage. Auf Geheiß ihres Arztes begann sie mit dem Gewichtheben. Schon bald stellte sie ihr Talent unter Beweis. Im Jahr 1998 erreichte sie ihren ersten sportlichen Höhepunkt, als sie einen neuen Rekord im amerikanischen Frauengewichtheben aufstellte. Als erste US-Gewichtheberin gelang es ihr, ein Gewicht zu heben, das ihrem doppelten Körpergewicht entsprach. Während der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Sydney im Jahr 2000 verletzte sich Roach erneut. Sie musste ihren Traum von einer Olympiamedaille vorerst begraben, was ihr schwer zu schaffen machte:

"Einige Wochen vor den Olympischen Spielen 2000 verletzte ich mich unerwartet schwer am Rücken. Meinen Konkurrenten zuzuschauen war einer der Tiefpunkte in meiner Karriere."

Nachdem ihr olympischer Traum geplatzt war, wollte Roach ihre sportliche Laufbahn schon beenden. Sie heiratete. Ihre drei Kinder seien ihr größter Reichtum, ließ sie verlauten. Ihr sechsjähriger Sohn Dan leidet am Autismus. Als man bei Dan im Alter von zweieinhalb Jahren diese schwere Krankheit diagnostizierte, war Roach der Verzweiflung nahe. Sie benötigte viel Zeit, um die Diagnose zu verarbeiten. Mit viel Hingabe, Geduld und Zeit begann sie sich nun, dem Wohl ihrer drei Kinder zu widmen:

"Die Erkrankung meines Kindes ließ mich verzweifeln. Ich konnte die Diagnose nicht akzeptieren. Es blieb mir aber nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass mein Sohn nicht wie ein gesundes Kind aufwachsen wird, und dass er nie das Leistungsvermögen anderer Kinder besitzen wird. Mit der Zeit habe ich gelernt, mit dieser Tatsache zu leben. Ich habe keine großen Ansprüche an ihn und bewundere, was er tut. Ich versuche, mich nicht übermäßig um seine Zukunft zu kümmern, sondern die Gegenwart mit ihm zu genießen."

Im Jahr 2005 unterzog sich Roach einem kleinen chirurgischen Eingriff, bei dem drei Knochensplitter aus ihrem Körper entfernt wurden. Der Eingriff ebnete ihr den Weg zu den Olympischen Spielen. In den Jahren 2006, 2007 und 2008 gewann sie nacheinander den US-Meistertitel. Ihre beste Platzierung war ein zwölfter Platz an den Weltmeisterschaften. An den nationalen Ausscheidungswettkämpfen für die Spiele in Beijing hob sie 81 Kilogramm im Reißen und 109 Kilogramm im Stoßen, was ihre beste Leistung seit 1998 bedeutete.

Roach betrachtet nicht das harte Training als Hauptgrund für ihre wundersame Rückkehr in die Sportwelt, sondern ihre Lockerheit:

"Ich betrachte das Gewichtheben als unbeschwerten Bestandteil meines Lebens. Hinter meinen Erfolg steckt nichts Mysteriöses, wie viele Leute meinen. Jedes Mal, wenn ich die Sporthalle betrete, höre ich zur Entspannung Musik. Mein Sohn leidet am Autismus. Mein Leben ist nicht so einfach. Es hat mir aber geholfen, mich zu einer noch besseren Sportlerin zu machen. Ich bin der Ansicht, dass man sich nicht zu viele Gedanken über die Zukunft und den nächsten Wettkampf machen soll. Ich gebe in den Trainings mein Bestes und freue mich über den erzielten Erfolg."

Die meisten Athleten verabschieden sich im Alter von 33 Jahren von der Sportbühne oder ihre Karriere geht bergab. Roach jedoch ist eine Ausnahme. Sie avancierte in diesem Alter zu einem Star im Gewichtheben. Im Jahr 2008 gelang es ihr doch noch, ihren Traum einer Olympia-Teilnahme zu verwirklichen. Die Olympischen Spiele in Beijing stellen die letzte Bühne ihrer sportlichen Karriere dar. Welches Resultat auch immer herausschauen mag, Roach ist bereits über ihre Teilnahme begeistert:

"Viele Menschen fragen mich, was mir die Teilnahme an der Olympiade in Beijing bedeutet. Ich antworte dann jeweils, dass sich mein Aufwand und Fleiß der vergangenen 14 Jahre nun ausbezahlt hat. Ich werde in Beijing alles in meiner Macht stehende tun."

     mehr zum Thema
     Ihr Kommentar

Not Found!(404)

Not Found!(404)