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Carl Lewis
   2008-07-28 16:08:28    Seite Drucken    cri
Heute begeben wir uns zum Abschluss unserer Sendereihe wenige Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Beijing auf die Tartanbahn. Wir verfolgen den Werdegang eines der bedeutendsten Athleten, der im Jahr 1999 zum Leichtathleten des Jahrhunderts gewählt wurde. Ja, die Experten unter Ihnen wissen es längst, es kann nur von einem die Rede sein, von Carl Lewis.

Er dominierte die Leichtathletik von 1983 bis 1996. Seine erbitterten Wettkämpfe mit Ben Johnson steigerten das Zuschauer- und Medieninteresse erheblich und machten Carl Lewis zu einem der ersten Spitzenverdiener der Leichtathletik. Dabei wurden Lewis und das amerikanische Publikum nie wirklich Freunde. Er entsprach eben so gar nicht den Vorstellungen der Amerikaner von einem nationalen Sporthelden. Lewis wirkte arrogant und manchmal etwas grob, er war distanziert reserviert und erschien dem Publikum sehr berechnend. Er hatte es schwer neben Sympathieträgern wie Michael Jordan oder Magic Johnson zu stehen, er selbst allerdings wollte gar nicht everybodies darling sein, er machte sein Ding. Hätte er das mit etwas mehr Charme und Bescheidenheit getan, hätte ihn Amerika sicher dafür geliebt. In seinem Fall legten sie Lewis sogar seine Entschlossenheit und Zielstrebigkeit negativ aus. Wer Lewis verstehen wollte, musste sich ansehen, wie er aufgewachsen war. Denn dann erschließt sich besser, warum Carl Lewis eben Carl Lewis war und nicht Michael Jordan.

Lewis Eltern hatten sich in den 1950er und 60 er Jahren sehr stark in der Bürgerrechtsbewegung engagiert. Auf dem Höhepunkt ihres Engagements nahmen sie an Protestmärschen mit Martin Luther King teil, erst als die Situation in Alabama, wo Carl Lewis auch geboren wurde, zu angespannt wurde, zogen die Eltern nach New Jersey, wo sie ihre vier Kinder in einem ruhigeren Umfeld großziehen konnten. Lewis Eltern waren beide die ersten Generationen ihrer Familien gewesen, die es durch großen persönlichen Einsatz aufs Colleges geschafft hatten. Sie arbeiteten beide als Lehrer. Interessanterweise hatten sich Lewis Eltern in der Leichtathletikmannschaft ihrer Universität kennen gelernt, schon daher war Sport immer ein zentrales Thema in der Familie. Erst recht, als Lewis Eltern einen Leichtathletikverein für Mädchen eröffneten, denn das hatte es bislang nicht gegeben. Carl Lewis und seine jüngere Schwester Carol wurden während des Trainings in der Sprunggrube abgesetzt, es war Lewis erster Kontakt mit dem für ihn später so wichtigen Sand. Als Carl Lewis dann in die Jungenmannschaft eintrat, begann seine Karriere als Leichtathlet, allerdings war es ein holpriger Start, Lewis Weg zum Starruhm sollte ein weiter werden. Denn Carl Lewis, den die Leichtathletik Fans als großen, starken Mann kennen, war der Kleinste seiner Familie, seine Schwester nannte ihn "Shorty", also Kurzer. Seine beiden älteren Brüder erzielten meist bessere Ergebnisse als er und auch seine Schwester schien mehr Talent zu zeigen. Aber er liebte die Leichtathletik und in seiner Familie spielte der Sport eben eine wichtige Rolle. Für seine Eltern hatte der Sport den Weg in ein besseres Leben geebnet, er hatte ihnen, dem Vater, der ohne Mutter aufgewachsen war, und der Mutter, für die eine akademische Laufbahn neu war, Selbstbewusstsein gegeben. Aufgrund ihrer Erfahrungen mit der Bürgerrechtsbewegung ermunterten die Eltern ihre Kinder, jede Autorität zu hinterfragen und diese nicht einfach nur zu respektieren, weil sie eine Autorität war. Carls Bruder erklärte einmal, „wir mögen keinen Einfluss von außen und keine Kontrolle", das erklärt vielleicht auch, warum Carl Lewis für viele so schlecht zu greifen war. Der junge Carl Lewis wandte sich erst mit 14 Jahren ernsthaft der Leichathletik zu und noch immer verlor er mehr als er gewann. Seine Eltern unterstützen und ermunterten ihn, auch wenn sie sicherlich an seinem Talent manchmal zweifelten. Dies zeigte auch die Tatsache, dass Lewis Eltern ihn aufforderten, sich soweit anzustrengen, dass seine sportlichen Leistungen ihm ein Stipendium sichern würden. Und dann wurde Lewis 15 Jahre alt. In ungeheurer Geschwindigkeit wurde aus Shorty der Carl Lewis, der die Leichtathletikwelt in Staunen versetzten sollte. Lewis wuchs in dieser Phase so schnell, dass er einige Wochen an Krücken gehen musste, bis der Körper das Wachstum verkraftet hatte. Aber als sich sein Körper an die neuen Dimensionen gewöhnt hatte, wurde es Carl Lewis möglich, seinem großen Idol Jesse Owens, den er als neunjähriger bei einem Wettkampf kurz getroffen hatte, nachzueifern. Bei ihrem kurzen Treffen hatte Owens Lewis den Rat gegeben, einfach Spaß am Sport zu haben und den hatte Lewis immer gehabt, nun klappte es auch mit dem Siegen langsam immer besser. In seinem ersten Jahr an der Highschool wurde er landesweit der beste Weitspringer seines Alters, zum Ende der Highschool rangierte er in dieser Disziplin weltweit ganz vorn. Der Weitsprung sollte trotz seiner Vielseitigkeit seine große Leidenschaft bleiben, hier hatte er schließlich auch das erste Mal Erfolge feiern können. Lewis entschied sich schließlich, die Universität von Houston zu besuchen, hier wurde Tom Tellez sein Trainer, er blieb es während Lewis gesamter Karriere. Lewis, der einst so gar nicht wie ein Erfolg versprechender Athlet ausgesehen hatte, hatte nun klare Vorstellungen, wie er seine sportliche Karriere gestalten wollte. Er erklärte, er wolle ein Millionär werden und nie wieder einen normalen Job haben müssen!" Also begann er hart an seiner sportlichen Karriere zu arbeiten. 1979, kurz nachdem er die Highschool abgeschlossen hatte, sprang Lewis 8,13 Meter weit, Ende des Jahres wurde er weltweit als fünftbester Weitspringer geführt, da war Lewis gerade mal 18 Jahre alt. Schließlich schaffte er als jüngster Sportler aller Zeiten den Sprung in die amerikanische Olympiamannschaft, der im Übrigen auch seine jüngere Schwester Carol angehörte. Der Boykott der Olympischen Spiele von Moskau verhinderte, dass Lewis seinen ersten großen Auftritt bei Olympischen Spielen feiern konnte. Aber Lewis ließ sich davon nicht erschüttern, er bereitete sich weiter auf das nächste Ziel vor, die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles, auf heimischem Boden. 1981 gelang ihm schließlich auch ohne Olympische Spiele der internationale Durchbruch. Lewis gewann seine ersten internationalen Medaillen sowohl über die 100 Meter als auch im Weitsprung. In beiden Disziplinen sollte er zwischen 1982 und 1992 auf der Weltrangliste immer unter den ersten drei, im Weitsprung sogar unter den ersten zwei sein, in den meisten Jahren stand er ganz oben. Erstmals verglichen die Sportexperten den jungen Athleten nach diesen Erfolgen nun mit seinem großen Idol, mit Jesse Owens, der in den 1930er Jahren sowohl den Sprint als auch den Weitsprung dominiert hatte. 1981 verlor Lewis im Weitsprung ein letztes Mal, bevor er fast zehn Jahre lang diese Disziplin dominieren sollte wie kein anderer. 1983 wurde er erstmals Weltmeister über die Königsdisziplin, über die 100 Meter und erreichte mit der 4 x 100 Staffel Weltrekord. 1984 standen endlich die Olympischen Spiele auf heimischem Boden an und Lewis hatte sich in seiner typischen Manier große Ziele gesteckt. Er hatte sich für die 100 und 200 Meter qualifiziert, ebenso für die 4 x 100 Meter Staffel und für den Weitsprung. Das bedeutete, dass er die Chance hatte, es seinem Vorbild Owens gleichzutun, der hatte 1936 bei den Spielen vier Goldmedaillen geholt.

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