Im Vorfeld der 29. Olympischen Sommerspiele in Beijing interviewte unser Korrespondent den isländischen Botschafter in China, Gunnar Snorri Gunnarsson:
In einem Büro im Beijinger Landmark Tower wartet Gunnar Snorri Gunnarsson nervös auf das Resultat des Männer-Handballspiels zwischen Island und Schweden im polnischen Breslau. Das Resultat dieses Spiels wird entscheiden, ob die isländische Handballnationalmannschaft an den Olympischen Spielen in Beijing teilnehmen darf.
Laut Gunnarsson wäre die Teilnahme der isländischen Handballer für Island von äußerst großer Bedeutung. Denn die isländischen Handballer würden die Olympia-Delegation Islands verdoppeln, was das Interesse der isländischen Bevölkerung an den Spielen im fernen Beijing zweifellos verstärken würde, so Botschafter Gunnarsson überzeugt:
"Unser Land hat an Olympischen Spielen bereits Medaillen gewonnen, allerdings nicht an allen Spielen. Wir freuen uns natürlich auf jeden Medaillengewinn an Olympia. Wir freuen uns jedoch auch, nur schon dabei sein zu dürfen."
Island ist ein Land geprägt von Bergen und Seen. Die isländische Bevölkerung interessiert sich leidenschaftlich für Outdoor-Sport. Seit seiner ersten Teilnahme an Olympischen Spielen im Jahr 1936 hat Island an jeder Olympiade teilgenommen.
Gunnar Snorri Gunnarsson ist stets bemüht, China noch besser zu verstehen. Die seiner Meinung nach effektivste Methode hierfür ist das Schauen von chinesischen Filmen. Besonders wenn er keine übersetzte Version zu geschichtlichen und literarischen Werken habe finden können, hätten chinesische Filme mit englischen Untertiteln zur Vertiefung seines Verständnisses für China beigetragen:
"Vor kurzem fand ich heraus, dass chinesische Filme sehr nützlich sind. Die Filme sind wie ein Fenster für mich. Sie zeigen mir Aspekte der chinesischen Gesellschaft, die ich im Alltag nicht wahrnehmen kann. Dank den englischen Untertiteln konnte ich mir mehrere chinesische Filme anschauen. Ich habe dadurch nicht nur meine Chinesisch-Kenntnisse verbessert, sondern auch mehrere Aspekte der chinesischen Geschichte und Gegenwart kennen gelernt."
Am meisten bewundert Gunnar Snorri Gunnarsson den chinesischen Regisseur Zhang Yimou, den Chefregisseur für die Olympische Eröffnungsfeier:
"Die bei den Dreharbeiten der Kassenschlager gesammelten Erfahrungen können zur Planung der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele herangezogen werden. Gleichzeitig habe ich erfahren, dass die "lächelnden Gesichter der Kinder" den Schwerpunkt von Zhang Yimous Werken bilden. Ich denke, er hat nicht vergessen, die Humanität zu zeigen. Es macht den Anschein, als versuche er ein Gleichgewicht zwischen Hollywood-Blockbustern und dem Glanz der Humanität zu finden. Er wird hoffentlich gute Arbeit leisten."
Island verfügt über moderne Techniken zur Nutzung der Erdwärmeenergie. Die Erdwärme wird von allen Bewohnern der Hauptstadt Reykjavik genutzt. Im Jahr 2007 wurde Island vom UN-Entwicklungsprogramm zum weltweit "besten Lebensraum für Menschen" gekürt. Der isländische Präsident stattete China innerhalb von drei Jahren zwei Besuche ab. Einer der wichtigsten Punkte auf der Tagesordnung war jeweils die Förderung der Kooperationsprojekte im Bereich Erdwärme. Botschafter Gunnar Snorri Gunnarsson erläutert die Zusammenarbeit zwischen seinem Land und China folgendermaßen:
"Die Nutzung der Erdwärme erfolgt im gemeinsamen Interesse von China und Island. Erdwärme ist eine saubere und erneuerbare Energiequelle. Sie spielt in Island stets eine wichtige Rolle. In der chinesischen Provinz Shanxi gibt es entsprechende Kooperationsprojekte zwischen Island und China. In anderen chinesischen Provinzen und Städten kann die Erdwärme ebenfalls gut genutzt werden. Es lohnt sich, diese neue Energiequelle richtig zu erschließen. Sie kann dazu beitragen, die Energiekrise in China zu mildern."
Der Austausch der beiden Länder beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Politik und Wirtschaft. Die Olympischen Spiele eröffnen eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Als ständiges Mitglied der Special Olympics nahm Islands Präsident im vergangenen Jahr an der Eröffnungszeremonie dieser Spiele in Shanghai teil. Daneben haben isländische Kunstorganisationen in China Aufführungen durchgeführt.
Botschafter Gunnar Snorri Gunnarsson hat schon mehrere Reisen innerhalb Chinas unternommen. Dabei hat es ihm besonders die köstliche chinesische Küche angetan:
"Die Auswahl chinesischer Gerichte ist riesig: Vom Feuertopf der Provinz Sichuan bis zur weltberühmten Peking-Ente. Chinas Speisen haben mich tief beeindruckt, besonders die Gemüse-Speisen. Sie sehen wunderschön aus und schmecken überdies noch sehr lecker."
Während der Olympischen Spiele werden Peking-Ente und chinesische Jiaozi, mit Hackfleisch oder Gemüse gefüllte halbmondförmige Teigtaschen, im Olympia-Dorf rund um die Uhr angeboten. Der isländische Botschafter ist überzeugt, dass den Athleten die chinesische Küche wohl schmecken wird:
"Ich bin sicher, dass die Sportler mit den Speisen im Olympia-Dorf zufrieden sein werden. Ich bin zuversichtlich über das Essen im olympischen Dorf."