Das internationale Basketballturnier "Stankovic Continental Cup 2008" ging vor kurzem in der ostchinesischen Stadt Hangzhou über die Bühne. Durch einen 72 zu 50 Sieg in seinem letzten Spiel über Russland erreichte China Platz zwei. Der Turniertitel ging an Angola, das an den Olympischen Spielen in Beijing einer der Gruppengegner Chinas sein wird. Trotz der missglückten Hauptprobe will das chinesische Team um ihre NBA-Stars Yao Ming und Yi Jianlian an der Heimolympiade Geschichte schreiben und einen Platz unter den ersten vier erreichen.
"China hat den Vizetitel gewonnen!"
Dem spärlichen Beifall konnte man schon entnehmen, dass die Zuschauer mit dem zweiten Platz der chinesischen Nationalmannschaft nicht sonderlich zufrieden waren. Die chinesischen Basketballer nehmen schon seit Berlin 1936 an Olympischen Spielen teil. Zu mehr als Platz acht 1996 in Atlanta und 2004 in Athen hat es der chinesischen Basketballnationalmannschaft der Männer in den vergangenen 72 Jahren jedoch nie gereicht. An den Heimspielen in Beijing soll das Ziel, ein Platz unter den ersten vier, endlich in Erfüllung gehen.
Das Spiel gegen den afrikanischen Meister Angola beim diesjährigen "Stankovic Continental Cup" in Hangzhou verlor China denkbar knapp mit 71 zu 72. Die Spieler hielten dem großen Erwartungsdruck nicht stand und mussten erkennen, dass der Weg zum Halbfinal an den Olympischen Spielen mit Bestimmtheit hart sein wird.
Jonas Kazlauskas, der litauische Trainer der chinesischen Nationalmannschaft nahm die Niederlage seines Teams gegen Angola eher gelassen zur Kenntnis:
"Naja, wir haben wieder einmal verloren. Eine Niederlage ist natürlich nicht so schön wie ein Sieg. Aber es ist besser hier zu verlieren, als an den Olympischen Spielen."
Kazlauskas führt die Niederlage seines Teams in erster Linie auf die Verletzung seines Starspielers Yao Ming zurück. Der Center der Houston Rockets laboriert noch immer an einer Verletzung am linken Bein, die er sich vor fünf Monaten zugezogen hat. Beim "Stankovic Continental Cup" bestritt Yao Ming sein erstes Spiel nach einer mehrmonatigen Verletzungspause. Aus Angst vor einer erneuten Verletzung spielte Yao Ming in den drei Spielen durchschnittlich jedoch nur 20 Minuten. Kazlauskas begründet die kurze Einsatzzeit seines Schlüsselspielers wie folgt:
"Yao Ming ist noch nicht in der Lage, voll mitzuspielen. Wir haben für ihn einen Plan ausgearbeitet. Wir üben uns in Geduld und versuchen, Yao Mings Einsatz nicht zu forcieren. Die Olympischen Spiele sind wichtiger als alle anderen Spiele. Wir hoffen daher, dass er rechtzeitig zur Olympiade wieder völlig gesund ist."
Die chinesische Nationalmannschaft wird vor den Olympischen Spielen noch drei oder vier Freundschaftsspiele bestreiten. Flügelspieler Zhu Fangyu ist überzeugt, dass sich sein Team im Zuge dieser Spiele immer besser finden und beim Beginn des olympischen Basketballturniers in guter Verfassung präsentieren wird:
"Das war unser erstes Spiel seit der Rückkehr von Yao Ming. Als er mitspielte, waren wir noch zu unentschlossen. Wir befanden uns noch in einer Phase des gegenseitigen Abtastens. Alle Spieler müssen sich so schnell wie möglich aneinander gewöhnen. Dann sind wir auf dem richtigen Weg."
Insgesamt nehmen am olympischen Basketballturnier der Männer zwölf Mannschaften teil. In der Gruppe B, die von den Experten als "Todesgruppe" bezeichnet wird, befinden sich neben China noch die USA, Spanien, Angola, Griechenland und Deutschland. Nur die vier Erstplatzierten qualifizieren sich für den Viertelfinal. Über den Ausgang des Spiels seines Teams gegen China an den Olympischen Spielen sagt der angolanische Trainer Alberto Carvalho:
"Schwierig vorauszusagen! Zu viele Faktoren spielen eine Rolle. Neben China gibt es noch viele andere starke Gegner. Wir müssen noch härter an uns arbeiten. Wir bedanken uns auch sehr beim chinesischen Basketballverband, dass er uns diese Trainingsmöglichkeit ermöglicht hat."
Russlands Trainer Sergey Elevich gibt sich optimistisch in Bezug auf die Leistung der chinesischen Mannschaft an der Olympiade in Beijing. Er hält sogar einen Medaillengewinn Chinas für möglich:
"Meiner Meinung nach hat China dieses Mal das Potential, erfolgreich zu sein, weil es in Yao Ming einen ausgezeichneten Spieler besitzt. Yao Ming ist eine echte Führungspersönlichkeit und besonders stark in der Verteidigung. Unter seiner Führung kann China vielleicht eine Medaille gewinnen."
Yao Ming ist der momentan beliebteste Sportler in China, Basketball eine der beliebtesten Sportarten der Chinesen. Falls die chinesische Basketballmannschaft der Männer an den Olympischen Spielen in Beijing Geschichte schreiben und einen Rang unter den ersten vier erreichen sollte, würde ihr die gleiche Verehrung zuteil, wie einem Goldmedaillengewinner.