Die Neuseeländer sind begeistert von den Olympischen Spielen, da ihnen Olympia eine Bühne zur Demonstration ihrer Einsatzbereitschaft und ihres Kampfgeistes bietet. Der Gewinn einer Medaille steht für viele neuseeländische Athleten nicht im Vordergrund, wie uns Tony Browne, der neuseeländische Botschafter in Beijing, in einem Interview erklärt:
"In Neuseeland sind wir begeistert von den Olympischen Spielen, weil sie uns die Chance bieten, uns mit den besten Athleten der Welt zu messen. Natürlich können nicht alle neuseeländischen Sportler Medaillen gewinnen. Für die viele Jahre lang hart trainierenden Athleten ist es aber bereits ein großes Erlebnis, einmal in ihrer Karriere gegen die Welteliten antreten zu dürfen."
Dem Botschafter zufolge träumen viele seiner Landsleute, einmal in ihrem Leben an Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen. Historische Leistungen neuseeländischer Olympioniken erfreuen sich im Volksmund großer Popularität. Murray Halberg, der an den Spielen im italienischen Rom im Jahr 1960 Gold über 5000-Meter gewann, wurde vor kurzem mit dem neuseeländischen Orden ausgezeichnet. Laut Tony Browne genießt der Olympiasieger von 1960 in Neuseeland den Status einer lebenden Legende:
"Halberg siegte vor 48 Jahren. Aber noch heute genießt er hohes Ansehen. Wir respektieren ihn, da er aus einer armen Familie stammt und kein Berufssportler war. Er besiegte seine Konkurrenten in Rom nur dank seinem harten Training. Die meisten dachten damals, er hätte im Rennen keine Chance. Sein Kampfgeist verkörpert die Einsatzbereitschaft aller neuseeländischen Sportler."
Neuseeland wird im August eine über 320-köpfige Sportdelegation nach Beijing zur Teilnahme an den Olympischen Spielen schicken. Für das Inselland im Südpazifik mit einer Bevölkerungszahl von vier Millionen stellt dies ein wahnsinnig großes Team dar. Botschafter Tony Browne hofft auf Überraschungen seiner Athleten:
"Wir pflegen traditionell ein hohes Niveau im Kanu, Kajak sowie im Reiten. In anderen Disziplinen holten wir auch schon Gold. Im Triathlon der Männer an den Olympischen Spielen in Athen gewann Neuseeland sogar die Gold- und Silbermedaille. Darauf sind wir sehr stolz."
Tony Browne kam vor mehr als 30 Jahren das erste Mal nach Beijing. Das Beijing von heute könne mit dem damaligen Beijing nicht verglichen werden, so der neuseeländische Botschafter:
"Damals wohnten in Beijing 5,5 Millionen Menschen. Das Beijing-Hotel war wahrscheinlich das höchste Gebäude der Stadt. Es gab auch keine Privatautos. Ich kann mich noch an meinen ersten Tag in Beijing erinnern. Auf den Straßen fuhren mehr Kutschen als Autos."
Im Jahr 2004 trat Tony Browne sein Amt als Botschafter in China an. Beijing befinde sich in einer Phase der rapiden Entwicklung. Das könne man allein schon an den gebauten olympischen Anlagen erkennen, sagt Browne:
"Der Bau der Sportstätten stellt ein gewaltiges Projekt dar. Alle Anlagen wurden einige Monate vor den Olympischen Spielen fertiggestellt. Besonders das Nationalstadion "Vogelnest" und das Nationale Schwimmzentrum "Wasserwürfel" stechen unter den Olympia-Bauten hervor. Sie werden international bereits jetzt als symbolische Bauwerke Chinas betrachtet."
Neuseelands Landschaft ist geprägt von vielen Bergen und Seen. Deshalb finden auf der Insel im Südpazifik jedes Jahr mehrere große Sportereignisse statt, wie zum Beispiel die Golf Open, eine Rallye und Segelregatten. Gemäß Botschafter Tony Browne profitiert Neuseeland durch die Ausrichtung internationaler Sportwettkämpfe enorm. Die diversen Veranstaltungen würden nicht nur das Interesse der Bevölkerung am Sport steigern, sondern auch den weltweiten Bekanntheitsgrad Neuseelands erhöhen.