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Sie gaben nicht auf
   2008-07-21 15:02:04    Seite Drucken    cri

Bereits in der vergangenen Woche haben wir Ihnen Athleten vorgestellt, die ihr Schicksal unbekümmert annahmen und trotz Einschränkungen bei den Olympischen Spielen ausgesprochen erfolgreich wurden. Nach 1960 hätten einige von ihnen auch die Möglichkeit gehabt, bei den Paralympics, die seither kurz nach den Olympischen Spielen als Spiele für Menschen mit körperlichen Einschränkungen ausgetragen werden, anzutreten. Einige Athleten verzichteten aber gern auf diese Möglichkeit.

So zum Beispiel der Ungar Tamas Darnyi. Für viele ist er einer der besten Allroundschwimmer. Sieben Jahre lang war er zwischen 1980 und 1990 der schnellste Lagenschwimmer der Welt. Zu den Olympischen Spielen 1988 reiste der Ungar bereits als Weltrekordhalter über die 200 und die 400 Meter Lagen an und er wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Sowohl bei den Olympischen Spielen 1988 als auch 1992 gewann er über 200 und 400 Meter Lagen jeweils die Goldmedaille. Bei den Schwimmweltmeisterschaften hatte er das auch schon 1987 und 1991 erreicht. Diese Erfolge machten ihn 1987 respektive 1991 zum Welt-Schwimmer des Jahres. Im Jahr 2000 wurde er in die Ruhmeshalle des internationalen Schwimmsports aufgenommen. Darnyi, der schon im Alter von sechs Jahren mit dem Schwimmen begann, war im Alter von 15 Jahren auf dem linken Auge erblindet. Drei Jahre zuvor war er von einem vereisten Schneeball so unglücklich am Auge getroffen worden, dass es zur Erblindung führte. Seine sportliche Karriere wurde davon aber offensichtlich nicht beeinträchtigt.

Heute unvorstellbar ist die Leistung, die der amerikanische Turner George Eyser bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis zeigte. Als Kind hatte er sein linkes Bein verloren. Er hatte auf den Gleisen gespielt und war von einem Zug überfahren worden. Trotzdem wurde Eyser ein hervorragender Turner, der sich für die Spiele von 1904 qualifizieren konnte. Mit einem Holzbein turnte er so elegant und präzise, dass er am Barren und im Pferdsprung Gold gewann, am Seitpferd und am Reck holte er Silber, im Siebenkampf der Männer sicherte er sich das bronzene Edelmetall. In einer Disziplin, die bei Olympischen Spielen schon lange nicht mehr ausgetragen wird, sicherte sich Eyser seine dritte Goldmedaille bei diesen Spielen. Er gewann im Tauklettern. Es ist im Übrigen fraglich, ob Eyser heute noch bei den Olympischen Spielen hätte antreten dürfen. Denn die hochmodernen Prothesen, die heute verwendet werden, können den Athleten gegenüber nicht eingeschränkten Sportlern eventuell Vorteile verschaffen, hat eine Studie ergeben. Bei Eysers Holzbein war dies sicher auszuschließen.

Pyambuu Tuul hat in mehrerlei Hinsicht Aufsehen erregt. Er war das einzige Mitglied der Leichtathletik-Mannschaft der Mongolei bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona, er war außerdem zugleich der erste Mongole, der je bei einem olympischen Marathon angetreten ist. Außerdem ist er blind und wurde daher von einem Führer begleitet. Tuul erblindete 1987 nach einer Explosion auf einer Baustelle in seiner Heimatstadt Ulan Bator. Mehrere Operationen schlugen fehl, seine Sehfähigkeit konnte nicht wieder hergestellt werden. Ein New Yorker Sportverein lud den Langstreckenläufer im Jahre 1990 dazu ein, am New York Marathon teilzunehmen. Der Verein ermöglichte später eine Netzhauttransplantation, so dass Tuul heute wieder ein wenig sehen kann. Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona beendete Tuul als Letzter in einer Zeit von vier Stunden und 44 Minuten den Marathon. Er konnte schon nicht mehr im Stadion über die Ziellinie laufen, da dort die Abschlusszeremonie der Spiele bereits begonnen hatte. Sein Ziel stand außerhalb des Stadions. Er hatte ohnehin Großes geleistet, und 25 andere Starter waren nicht im Ziel angekommen.

Harold Conolly betrachtete seinen Zweitsport zunächst eher als Training gegen die Folgen mehrerer Verletzungen. Sein linker Arm war von Geburt an fast sechs Zentimeter kürzer als sein rechter, außerdem war der Arm immer schwächer als der andere. Als dann noch etliche Armverletzungen hinzukamen, die sich Connolly beim Footballspielen zuzog, suchte er nach Möglichkeiten, seinen Arm zu stärken, und entdeckte den Hammerwurf. Das erwies sich als sehr gute Wahl, denn er gewann in dieser Disziplin zwölf nationale Titel und verbesserte den Weltrekord sieben Mal. Viermal nahm er an Olympischen Spielen teil, allerdings konnte er nur bei den Spielen 1956 in Melbourne eine Goldmedaille erringen. Bei seinen anderen Olympiaauftritten ging er sogar vollkommen leer aus.

Oliver Halassy spielte in der ungarischen Wasserballmannschaft, die 1928, 1932 und 1936 bei den Olympischen Spielen dabei war. Er tat sich als hervorragender Spieler hervor, und das obwohl ihm nach einem Autoumfall der Unterschenkel seines einen Beines hatte amputiert werden müssen. Mit dem Wasserballteam gewann Halassy 1928 Silber, 1932 und 1936 Gold. Außerdem wurde er über die 1.500 Meter-Strecke 1931 Schwimm-Europameister.

Davon träumt im Übrigen auch die Südafrikanerin Natalie du Toit, der nach einem Motorradunfall ebenfalls ein Unterschenkel abgenommen werden musste. Im vergangenen Jahr wurde die 24-jährige bei der WM im Langstreckenschwimmen über 10.000 Meter Vierte. Damit hat sie sich für die Spiele in Beijing qualifiziert. Und sie hat sogar Medaillenchancen. Die beste deutsche Schwimmerin kam bei der WM beispielsweise nur auf Rang 39. Warten wir also gespannt, was Natalie uns in Beijing zu bieten hat.

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