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Justin Anemaat, wie ein Bruder für die behinderten Waisenkinder in Changsha
   2008-05-13 17:50:31    Seite Drucken    cri

M: Heute wollen wir in unserem Programm einen Australier vorstellen. Der Mann heißt Justin Anemaat. Der 33-jährige Justin ist Freiwilliger im Zentrum für Pflege und Ausbildung von behinderten Waisenkindern in der zentralchinesischen Stadt Changsha. Seit 2000 arbeitete Justin in diesem Zentrum. Davor war er in Australien als Bauingenieur tätig, seine Frau Lisa arbeitete in einem Krankenhaus. Beide verdienten gutes Geld in ihrer Heimat. Warum aber kamen sie nach Changsha?

F: Justin hat uns gesagt, dass seine Frau zwei Fehlgeburten erlitten hatte. Die Ärzte sagten ihnen, dass sie nie mehr ein eigenes Kind haben könnten. Seine Frau war sehr traurig darüber und wollte sich nun verstärkt um andere Kinder kümmern, die keine Eltern mehr hatten. Durch verschiedene Umstände kam sie nach Changsha. Im dortigen Kinderheim kam sie mit behinderten Kindern in Kontakt.

M: Lisa war von den Erlebnissen in Changsha tief beeindruckt. Nach der Rückkehr machte sie Justin den Vorschlag, selbst einmal nach Changsha zu fahren und die Kinder kennenzulernen. 1999 kam dann Justin zum ersten Mal nach Changsha. Sofort, als er die Kinder gesehen hatte, wollte er etwas für sie tun:

"Als ich zum ersten Mal vor dem Eingang des Kinderheims stand, schauten die Kinder mich an, als sei ich ein Riese. Ich konnte nicht glauben, dass die süßen Kinder im Stich gelassen wurden. Ich fand, ich müsse etwas tun, um das Leben der Kinder zu verändern."

F: Dann machte Lisa wieder einen Vorschlag, nämlich, in China zu leben und sich um diese Kinder zu kümmern. Das war anfangs für Justin noch sehr gewöhnungsbedürftig. Einerseits liebte er diese Kinder, aber auf der anderen Seite war es schwer für ihn, das stabile Leben und das geregelte Einkommen aufzugeben und in einem fremden Land zu leben:

"Das war eine schwierige Entscheidung. Das bedeutete, dass wir unser früheres Leben und unsere Familien verlassen und in ein neues Land gehen mussten. Als ich die Nachricht unseren Freunden mitgeteilt habe, dachten sie, ich sei verrückt geworden."

M: Nach langem Nachdenken traf Justin schließlich seine Entscheidung. Im Oktober 2000 haben er und seine Frau ihr Haus und ihr Auto in Australien verkauft und sind nach China geflogen.

F: Das erste Hindernis in China war die Sprache. Justin hat daher an der Pädagogischen Universität Hunan zwei Jahr Chinesisch gelernt. In seiner Freizeit ging er jede Woche in das Kinderheim und spielte mit den Kindern. Er bekam auch einen eigenen chinesischen Namen: Jiang Siyuan.

M: Ye Caixia ist Mitarbeiterin im Changshaer Kinderheim. Sie würdigt den Australier oft und gerne:

"Bereits als er ankam, lernte ich ihn kennen. Er ist ein lebhafter Mann und ist sehr nett zu den Kindern. Trotz seiner Größe kümmert er sich sehr sorgfältig und behutsam um die Kinder."

M: Justin wurde schnell von den Kindern akzeptiert. Die Kinder sahen ihn mehr und mehr als einen Verwandten. Wenn man die Kinder fragt, wie der Australier so ist, sagen sie einheitlich:

"Er ist gut. Er liebt uns, und wir lieben ihn."

F: Xun Ruzhen arbeitet ebenfalls im Changshaer Kinderheim. Sie sagt, Justin ist immer hilfsbereit:

"Wenn etwas kaputt ist, zum Beispiel einige Sachen von den Kindern, kommt er sofort und repariert es. Wenn die behinderten Kinder in einen Bus einsteigen müssen, trägt er sie und hilft ihnen, weil es den Kindern oft sehr schwer fällt."

M: Justin freute sich, nach Changsha zu kommen und den Kindern helfen zu können. Er sieht sich als der großer Bruder der Kinder:

"Ich finde, diesen Kindern fehlt die Liebe von Vätern. Die Pfleger im Kinderheim sind meistens weiblich. Aber beim Aufwachsen der Kinder brauchen sie auch einen Vater oder einen Bruder. Die Liebe eines Vaters oder eines Bruders ist genauso wichtig."

F: Das Leben ist voll von Zufällen und Überraschungen. Anfang 2002 wurde Lisa wieder schwanger. Justin freute sich sehr und begleitete seine Frau regelmäßig ins Krankenhaus. Die chinesischen Ärzte hatten die Ursache der Fehlgeburten von Lisa herausgefunden und gaben ihr Hinweise für eine erneute Schwangerschaft. Ende 2002 bekam Justin ein wertvolles Geschenk: sein erstes Kind. Es kam gesund und wohlbehalten auf die Welt. Justin war selbstverständlich sehr froh und ist den chinesischen Ärzten bis heute dankbar:

"Ich kümmere mich um chinesische Kinder. Und chinesische Ärzte haben uns wiederum Glück gebracht. Sie halfen uns, eigene Kinder zu bekommen. Ich respektiere sie."

M: Von da an schenkte Justin den Waisenkindern noch mehr Liebe und Aufmerksamkeit. Mit der Zeit sind viele Kinder herangewachsen und haben das Kinderheim verlassen. Doch sie kommen oft zurück, um Justin zu besuchen. Sie betrachten Justin als ihren Freund:

"Sie sind alle meine guten Freunde. Am Wochenende sitzen wir oft zusammen vor den Fernseher und schauen fern. Wir essen Popcorn und erzählen Geschichten."

F: 2004 hat die Leitung des Changshaer Kinderheims beschlossen, dass, wenn sich ältere Kinder um sich selbst kümmern können, diese von einer Familie betreut werden. So sollen die Kinder das Familieleben kennenlernen und besser in die Gesellschaft integriert werden. Justin hat uns gesagt, dass in Changsha immer besser für die Behinderten gesorgt wird:

"Changsha hat sich sehr verändert im Vergleich zu 1999. Früher gab es nicht viele Anlagen für Behinderte. Das ist jetzt anders. Die Regierung kümmert sich mehr und mehr um die Behinderten."

M: Immer mehr ausländische Freiwillige in Changsha wollen den behinderten Waisenkindern helfen. Das Changshaer Kinderheim und der International China Concern ICC haben zudem geplant, insgesamt drei Millionen Yuan RMB bereitzustellen, um ein neues, umfassendes Zentrum für behinderte Waisenkinder zu bauen. Zuständig dafür ist Justin, der heute Vater von drei Kindern ist. Jeden Tag kümmert er sich zudem im Zentrum um die Waisenkinder und auch um seine eigenen Kinder. Er ist sehr beschäftigt, aber er freut sich darüber und will den Kindern all seine Liebe schenken.

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