In der vergangenen Woche haben wir Ihnen bereits die richtig harten Kerle und tapferen Mädels unter den Schwimmern vorgestellt, aber auch in anderen Sportarten gibt es sie, diese willenstarken Athleten. Vor allem im Reiten haben sich einige von Ihnen hervorgetan, denn nicht immer will das Pferd so wie der Reiter und so stiegen einige Sportler unfreiwillig und oft auch mit schmerzhaftem Ausgang aus dem Sattel.
Hans Günther Winkler wurde zwar von seiner Stute Halla bei den Olympischen Reitwettbewerben der Spiele von 1956, die aufgrund der strengen Quarantänebestimmungen Australiens nicht wie die restlichen Bewerbe in Melbourne sondern in Stockholm ausgetragen werden mussten, nicht abgeworfen. Er zog sich beim letzten Sprung in einem extrem schwierigen Parcours aufgrund einer ruckartigen Bewegung des Pferdes vor einem Hindernis einen Leistenbruch zu. HGW, wie Hans Günther Winkler der Einfachheit halber genannt wurde, verlor daraufhin kurzzeitig die Kontrolle über Halla. Als die beiden über die Ziellinie kamen, hing HGW mehr im Sattel als das er saß. Sowohl in der Mannschaftswertung als auch im Einzel lagen die Deutschen beziehungsweise HGW nach diesem Durchgang nun trotz allem vorn. Aber HGW litt schreckliche Schmerzen, er musste vom Pferd gehoben werden. Später stellte sich heraus, dass er sich neben dem Leistenbruch auch noch einen Bauchmuskelriss zugezogen hatte. In diesem Moment interessiert ihn das aber alles nicht, er wollte reiten, denn eine Medaille war zum Greifen nah. Unter dem Einfluss eines starken Zäpfchens wurde er völlig benommen auf Halla gehoben, ein eilig herbeigebrachter starker Kaffee machte HGWs Kopf etwas klarer. Seine beiden Mannschaftskameraden hatten den Parcours gut bewältig, alles hing von ihm und Halla ab. HGW beschrieb diese Minuten später so: Ich zeigte der Stute ihren Weg und dieses wunderbare Pferd, welches fühlte, dass es ihrem Reiter schlecht ging, machte mir die größte Liebeserklärung, indem sie am langen Zügel nur begleitet von meinen Schmerzensschreien als Einzige über jeden Sprung ohne Fehler ging. Sie ritten zu Gold, ohne das HGW auch nur einen Schenkeldruck austeilen konnte. Bei der Radioübertragung waren HGWs Schmerzensschreie deutlich zu hören. Das Leiden war nicht umsonst gewesen. Es gab Gold für die deutsche Mannschaft und für HGW in der Einzelwertung.
Ähnlich schmerzhaft war der Auftritt des deutschen Vielseitigkeitsreiters Konrad Freiherr von Wangenheim bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Im Geländeritt des Wettkampfs stürzte der Reiter mit seinem Pferd Kurfürst, hierbei zog er sich einen schmerzhaften Bruch des Schlüsselbeins zu. Aber von Wangenheim wollte der deutschen Mannschaft die Chance auf einen Sieg erhalten und kletterte wieder in den Sattel, um den Ritt zu beenden. Am nächsten Tag stand die zweite Prüfung des Wettkampfs an, von Wangenheim konnte seinen linken Arm inzwischen nicht mehr bewegen, aber er wollte reiten. Allerdings konnte er sein Pferd dadurch schlechter lenken und seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich, als er erneut stürzte und Kurfürst auch noch auf seinen Reiter. Der Schmerz muss unbeschreiblich gewesen sein, als das Gewicht des Tieres auf dem gebrochenen Schlüsselbein zu liegen kam. Aber von Wangenheim wollte partout nicht aufgeben, er zwang sich irgendwie wieder aufzustehen und weiter zu reiten. Er schaffte es ins Ziel und sicherte der deutschen Mannschaft damit auf heimischem Boden die Goldmedaille. Im zweiten Weltkrieg konnte ihn am Ende auch sein eiserner Wille nicht retten. 1944 geriet von Wangenheim in sowjetische Gefangenschaft, wo er 1953 starb. Seine Leiche wurde im Februar 1953 gefunden.
Auch der australische Reiter Bill Roycroft brach sich im Vielseitigkeitswettbewerb bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom bei einem Sturz das Schlüsselbein. Und auch in diesem Fall hatte seine Mannschaft gute Chancen auf Gold. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert, verließ aber rechtzeitig zum zweiten Teil des Wettkampfes, zum Springreiten das Krankenbett. Mit gebrochenem Schlüsselbein ritt er eine fehlerfreie Runde durch den Parcours und trug damit dazu bei, dass er mit der australischen Mannschaft olympisches Gold im Vielseitigkeitsbewerb gewinnen konnte. Hier enden Gott sei Dank auch schon die Parallelen zu Konrad von Wangenheim. Roycroft trat bei vier weiteren Olympischen Spielen für Australien an und gewann noch zweimal Bronze.