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US-Psychiater Matt Marko in Hangzhou
   2008-04-11 17:08:52    Seite Drucken    cri

Die Hilfe von Psychologen in Anspruch zu nehmen, ist heute in den USA aber auch in Europa Normalität. In China ist dies eher noch eine junge Erfahrung, dieser Bereich ist daher noch sehr wenig ausgeprägt. In der ostchinesischen Stadt Hangzhou hat der amerikanische Psychiater Matt Marko vor ein paar Jahren mit einigen Freunden eine Klinik der Psychologie und Psychotherapie eröffnet.

Die Klinik von Matt Marko befindet sich in einem belebten Stadtviertel von Hangzhou. Das Neosis Health Care Full Psychological Services & Medical Consultation Center ist zum Lebensmittelpunkt des amerikanischen Psychologen geworden. Im Jahr 2002 kam Marko anläßlich eines Austauschprojektes im Bereich der Medizin erstmals nach China.

"Ich entschied mich damals nach China zu gehen, weil mich die Kultur des Landes interessierte. Obwohl ich früher Weiterbildungskurse zur interkulturellen Psychotherapie besucht hatte, wollte ich einfach selbst Erfahrungen und auch Daten in diesem Bereich sammeln. Doch je länger ich in China blieb, desto mehr entdeckte ich. Ich gewann den Eindruck, dass die Menschen in China viel mehr psychologische Betreuung benötigten als bisher angeboten wurde."

Nach dem Ende des Austauschprojekts kehrte Dr. Marko zunächst in die USA zurück. Dort erreichten ihn vollkommen überraschend E-Mails aus China, in denen er von vielen Freunden aufgefordert wurde, doch in China aktiv zu werden. Marko war so gerührt und vom Bedarf an Psychologen in China überzeugt, dass er sich schließlich dazu durchrang, seinen gut bezahlten Posten in den USA aufzugeben. 2003 kam er wieder nach China und blieb.

In den vergangenen Jahren hat Marko in einigen Hospitälern gearbeitet, im Jahr 2007 eröffnete er dann mit einigen Freunden in Hangzhou seine eigene Praxis für Psychotherapie. Seine Freunde gaben ihm aus diesem Anlass den chinesischen Namen Ma Junjie. Aufgrund seiner außergewöhnlichen, westlich geprägten Behandlungsmethode ist Dr. Ma allmählich in Hangzhou sehr bekannt geworden.

"Wir arbeiten hier nach westlichen Standards und achten selbstverständlich die ärztliche Schweigepflicht. Die Patienten haben daher keine Bedenken, dass ihre persönlichen Akten an andere weitergegeben werden oder von Unberechtigten gelesen werden. Daher fühlen sie sich bei uns mit ihrem Leiden sehr gut betreut."

Für viele Patienten ist die Einhaltung der Schweigepflicht eines der Hauptkriterien dafür, sich in dieser Klinik behandeln zu lassen. Die meisten Patienten sind Chinesen. Und obwohl Dr. Marko kein Chinesisch spricht, existiert zwischen dem Patienten und dem Therapeuten keine Sprachbarriere. Wenn ein Patient kein Englisch spricht, steht immer ein Dolmetscher zur Verfügung. Dr. Marko höre immer sehr konzentriert, offen und freundlich zu. Seine Stimme sei sanft, sagen die Patienten. Bei ihm könnten sie sehr gut entspannen und in dieser Atmosphäre könnten sie alles, was ihnen auf dem Herzen liege, sagen. Sie vergäßen sogar vollkommen, dass noch ein Dolmetscher an dem Gespräch beteiligt sei.

Markos Kollege und Dolmetscher Guo Wentao sagt, Marko nehme sich für jeden Patienten viel Zeit. Er sei immer ruhig und gelassen und strahle Wärme und Verständnis aus. Daher wollten die Patienten mit ihm reden. Guo Wentao:

"Um einen Patienten Schritt für Schritt weiterzubringen, spricht er wirklich sehr lange mit dem Patienten. Er nimmt sich viel Zeit. Wir schicken auch gern Kinder zur Therapie zu ihm. Denn er sieht ein bisschen wie Onkel Kentucky aus. Wenn die Kinder sein liebevolles Gesicht sehen, legen sie ganz schnell ihre Hemmungen ab."

Matt Marko ist sehr geduldig und freundlich mit seinem Patienten. Darin ist er allen anderen in der Praxis ein Vorbild, er beeinflusst aber auch ihren Umgang mit ihren Mitmenschen. Yang Lin macht in der Klinik ein Praktikum. Sie lernt schon seit einigen Wochen von Dr. Marko. Sie bewundert seine Fähigkeiten und die Begeisterung, mit der er seiner Arbeit nachgeht:

"Ich finde, bei jedem Fall bringt er äußerste Geduld auf. Jede Information analysiert er sehr gründlich. Er bringt mir viel bei. Für mich ist das Praktikum bei ihm manchmal wie eine kostenlose Psychotherapie."

Dr. Marko sagt, zu den häufigten psychischen Problemen seiner Patienten gehörten Depressionen. Bei vielen sei dies genetisch bedingt. Bei einigen sei dies aber auf großen Druck zurückzuführen. Betrachte man allerdings das rasante Entwicklungstempo der chinesischen Gesellschaft und die daraus resultierenden extrememen Veränderungen, dann seien diese Auswirkungen normal. Depressionen seien nicht immer eine schwere psychische Krankheit. Oft manifestierten sie sich nur als kurzzeitige Verwirrungen, wenn Menschen sich großen Problemen gegenüber sähen. Wenn ein Patient seinen eigenen psychischen Problemen ruhig ins Auge sehen könne, finde er oft selbst eine Lösung.

"Wenn Patienten in die Klinik kommen, machen wir ein paar Tests und Untersuchung, um zu sehen, was ihr Problem ist. Nach der Diagnose erstelle ich dann ein zielgerichtetes Behandlungskonzept. Manchmal verwende ich Medikamente. Aber meist nutze ich verschiedene Methoden. Die Psychotherapie und der gekoppelte Einsatz anderer Methoden sind meist am effektivsten."

Bei der Psychotherapie geht es vor allem darum, dass die Ärzte die Patienten durch Gespräche dazu bewegen, sich ihren Problemen zu stellen, die Ursachen festzustellen und schließlich eine Lösung zu finden. Dadurch bekommen die Patienten wieder Lebensmut. Matt Marko sagt unserem Reporter nicht ohne Stolz, dass 95 Prozent seiner Patienten durch seine Hilfe von ihren seelischen Störungen befreit worden seien. Heute hätten sie wieder eine optimistische Lebenseinstellung.

Matt Marko freut sich, wenn er seinen Patienten helfen kann. Die zweite Quelle seiner Freude ist, seine glückliche Familie, die er hier in China gegründet hat. Als er nach China kam, war er Single. Dann lernte er seine Frau Xu Huimin kennen. Die beiden haben eine süße Tochter.

In seiner Freizeit kommt Marko oft mit seinen vielen chinesischen Freunden zusammen. Nach wie vor interessiert er sich sehr für die traditionelle chinesische Kultur. Die traditionellen chinesischen Bauten und die symbolträchtigen Wesen wie Drachen und Phönixe faszinieren ihn sehr.

In Hangzhou fühlt er sich inzwischen sehr heimisch. Große Städte wie Beijing und Shanghai fände er nicht so reizvoll. Denn dort seien die Hektik und damit auch der Druck größer.

"Ich mag Hangzhou. Es ist eine mittelgroße Stadt. Das Klima ist sehr angenehm. Der Westsee ist so schön und die Stadt entwickelt sich weiter. Das Leben ist dennoch gemütlich und locker. Es herrscht nicht zuviel Hektik. Ich hoffe, dass ich noch einige Jahre in China bleiben kann. "

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