Vergangene Woche haben wir Ihnen bereits ungewöhnliche Disziplinen der Olympischen Spiele vorgestellt. Wir haben festgestellt, dass einige dieser Wettbewerbe heutzutage sehr eigentümlich anmuten, andere geben Anlass zu tiefen Stirnfalten und für einige muss sich der moderne, aufgeklärte Mensch sogar schämen.
Auch in dieser Ausgabe unserer Sendung ist eine derartige Disziplin dabei, die anderen sind aber, was den Schamfaktor angeht, eher harmlos. Bringen wir also das Schlimmste gleich hinter uns, fangen wir daher mit dem Wettkampf an, der vor allem Tierschützer tief betroffen machen wird. Denn bei den Olympischen Spielen 1900 gehörte das Schießen auf lebende Tauben noch zum Programm. Dabei mussten die Teilnehmer versuchen, so viele Tauben wir möglich zu treffen und zu töten. Wer zwei Tauben verfehlte, durfte nicht weiter am Wettbewerb teilnehmen. Der Sieger erhielt eine Prämie von 20.000 Francs. Die vier besten Schützen einigten sich aber darauf, das Preisgeld untereinander aufzuteilen. Insgesamt wurden bei diesem Wettkampf 300 Tauben getötet.
Deutlich weniger martialisch war da schon ein anderer sehr eigenwilliger Wettkampf, der ebenfalls bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris ausgetragen wurde, das 200-Meter Hindernisschwimmen der Männer. Die Athleten mussten in dieser Disziplin schwimmend Hindernisse überwinden oder durchtauchen. Die Sportler mussten zunächst über eine Stange und eine Bootsreihe klettern und dann unter weiteren Booten hindurchtauchen. Der Australier Frederick Flack bewältigt den Hindernisparcours in 2:38.4 Minuten und wurde der erste und einzige Olympiasieger in dieser Disziplin. Die Organisatoren der Spiele in Paris sorgten für weitere Kuriositäten, so wurde beispielsweise auch ein Wettkampf im Unterwasserschwimmen ausgetragen. Hierbei erhielten die Athleten für jeden unter Wasser geschwommenen Meter zwei Punkte, für jede Sekunde, die sie dabei unter Wasser blieben, einen Punkt. Der Franzose Charles de Ville hielt 1:08.4 Minuten durch und legte dabei 60 Meter zurück. Das brachte ihm 188,4 Punkte und den Olympiasieg ein. Sein härtester Konkurrent, der Däne Peder Lykkeberg, hatte die Regeln vielleicht nicht ganz richtig verstanden. Er blieb nämlich 22 Sekunden länger unter Wasser als de Ville, sammelte aber keine Punkte in der Meterwertung, da er nur im Kreis schwamm. In Paris wurden auch für Ballonwettfahrten Medaillen vergeben, vielleicht eine etwas zu elitäre Sportart für Spiele, die die Jugend der Welt im Sport zusammenbringen sollten.
Auch bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis war für einige kuriose Erlebnisse gesorgt, auch das haben wir schon in der vergangenen Sendung erfahren. Der Kopfweitsprung der Männer zählte da noch zu den unverfänglicheren Disziplinen. Bei dieser Sportart ging es darum, nach einem Kopfsprung ins Wasser unter Wasser so lange wie möglich, mindestens aber eine Minute, zu gleiten, ohne schwimmtypische Arm- oder Beinbewegungen auszuführen. Der Athlet, der am weitesten gleiten konnte, war der Sieger. William Dickey aus den USA brachte es auf 19.05 Meter bevor er auftauchen musste, das reichte für Gold.
Bei den Spielen 1908 in London wurden Motorbootrennen als olympische Sportart ausgetragen. Die Motorbootrennen fanden im Southampton Water statt, einem schmalen Meeresarm vor der Stadt Southampton. An diesen Spielen nahmen nur 43 Frauen teil, was vielleicht auch daher rührte, dass sie nur in fünf Sportarten startberechtigt waren. Dazu zählte neben Bogenschießen, Eiskunstlauf, Segeln, Tennis interessanterweise auch das Motorbootrennen. Ebenfalls in London war die ursprünglich von Indianern entwickelte Sportart Lacrosse zum zweiten und letzten Mal olympisch. In diesem Fall ist nicht die Sportart außergewöhnlich, denn Lacrosse wird auch heute noch gern gespielt und ist an und für sich nicht kurios. Bei den Spielen in London sorgten eher die Umstände dafür, dass das Lacrosse-Turnier außergewöhnlich war. Denn die Mannschaft aus Südafrika hatte ihre Meldung kurzfristig zurückgezogen. Das bedeutete, dass bei den Spielen in London nur ein Spiel im Turnier stattfand. Hierbei traten die Mannschaften aus Kanada und Großbritannien gegeneinander an. Allerdings galten in Kanada und Großbritannien leicht unterschiedliche Regeln. Daher musste man sich vor dem Spiel erst auf einen Kompromiss einigen. Der Torraum war nun etwas größer als in Großbritannien, der Ball etwas leichter als in Kanada üblich. Man spielte außerdem vier Viertel statt zwei Halbzeiten. Am Ende hieß der Sieger Kanada, das Team schlug die britische Mannschaft 14 zu zehn.