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Außergewöhnliche olympische Disziplinen
   2008-03-24 15:53:02    Seite Drucken    cri

Nicht nur die Athleten lieferten kuriose Geschichten rund um die Olympischen Spiele. In der Vergangenheit sorgten auch einige sehr ungewöhnliche Disziplinen für Aufsehen, heute rufen so manche dieser Wettbewerbe Stirnrunzeln und bisweilen auch ein wenig Entsetzen hervor.

Die Sportart Krocket, eine Mischung aus Minigolf und Boccia, bei der jeder Spieler versucht, seine Bälle so zu manövrieren, dass er selbst punkten kann, während er die Pläne seines Gegners durchkreuzt, indem er alle Bälle am Ende eines jeden Spielzugs vorteilhaft für die eigene Seite positioniert, ist eine eher taktische Sportart. Daher fehlt es ihr etwas an großer Spannung und damit auch an Publikumswirkung. Das wurde schon bei den Spielen 1900 in Paris deutlich. Nur ein einziger Zuschauer wollte Geld ausgeben, um diesen Wettkampf zu verfolgen, es war ein Engländer. Vor leeren Tribünen frönten die Athleten also ihrem Spiel, in dieser Sportart waren schon damals Frauen zugelassen, aber auch die wollte keiner spielen sehen. Am Ende gingen sämtliche Medaillen sowohl in der Männer- als auch in der Frauen-Konkurrenz an die französischen Teams. Von einer weiteren Ausrichtung dieses Wettbewerbs bei Olympischen Spielen sahen die Organisatoren dankenswerterweise ab.

Wie wir bereits aus einer der vorangegangenen Sendungen wissen, hatten viele Athleten ein Faible für Tarzan, einige brachten es in der Rolle des Affenmenschen in Hollywood zu Ruhm. Seltsam nur, dass diese Sportler nie im Tauklettern der Männer bei Olympischen Spielen angetreten waren, denn das hätte sie auf diese Rolle eigentlich optimal vorbereiten müssen. Von 1896 bis 1932 war Tauklettern für Männer eine olympische Disziplin. 1896 schafften es nur zwei Kletterer, das obere Ende des 14 Meter langen Taus zu erreichen. Der erste Olympiasieger kam aus Griechenland und hieß Nikolaus Andriakopoulos.

Deutlich befremdlicher war die nächste Disziplin, das Schießen mit Duellpistolen, das bei den Zwischenspielen 1906 in Athen ausgetragen wurde. Immerhin duellierten sich die Teilnehmer nicht wirklich, sie schossen dagegen auf Gliederpuppen, die Gehröcke trugen. Das Ziel war eine Markierung am Hals der Puppe. Leon Moreaux aus Frankreich war der erste Goldmedaillengewinner. Es ist Gott sei Dank unbekannt, wie er trainiert hatte, um hier so souverän siegen zu können.

Wie die Teilnehmer des 100 Meter Freistil Schwimmens für Matrosen trainiert hatten, lag ja nun auf der Hand. Dieser eigenwillige Wettkampf wurde bei der Premiere der Olympischen Spiele 1896 in Athen ausgetragen. Teilnahmeberechtigt waren nur Matrosen der griechischen Marine. Die Goldmedaille ging an Ioannis Malokinis, natürlich aus Griechenland.

Heute undenkbar war ein Wettbewerb, der 1904 bei den Olympischen Spielen in St. Louis stattfand. Unter dem Titel Anthropologietage wurden sportliche Wettkämpfe zwischen Athleten ausgetragen, die ethnischen Gruppen angehörten, die man damals zu den so genannten primitiven Völkern zählte. Das bedeutete, dass Sioux-Indianer gegen Mexikaner, Pygmäen gegen Ainu aus Japan, Filipinos gegen Patagonier und so weiter antraten. Es waren auch schon einige afrikanische Athleten dabei, einer von ihnen startete dann einfach auch beim olympischen Marathon. Jan Mashini hatte allerdings kein Glück, er wurde bei seinem Erstlingslauf von Hunden durch ein Maisfeld und damit von der Strecke gejagt.

Bei den Anthropologietagen traten die Sportler zwar auch in einigen Leichtathletikdisziplinen gegeneinander an, sie mussten sich aber auch in Wettkämpfen wie dem Erklettern mit Fett eingeschmierter Pfähle messen. Außerdem traten sie im Schlammringkampf gegeneinander an.

Das Ziel dieser Veranstaltung, die in der Geschichte der Olympischen Spiele einen dunklen Fleck darstellt, sollte laut den Organisatoren sein, herauszufinden, ob die so genannten „Barbaren" im Sport mit den Athleten aus der zivilisierten Welt mithalten könnten. Baron de Coubertin war zutiefst entsetzt, als er von diesem Ereignis erfuhr.

Diese "schändliche Darbietung" würde umgehend ihren Reiz verlieren, wenn schwarze, rote und gelbe Männer laufen, springen und werfen gelernt hätten und die weißen Männer dann hinter sich ließen, vermutete Coubertin. Und wer sich heute auf den Siegerpodesten bei Olympischen Spielen so umsieht, weiß, dass er schon sehr bald Recht bekommen sollte.

Die Olympischen Spiele konnten diesen sehr betrüblichen Ausrutscher dadurch dann auch schnell vergessen machen.

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