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Besondere Wettkampfstätten
   2008-02-18 15:09:13    Seite Drucken    cri

Heute sind Stadien fantastische Bauwerke, ausgestattet mit modernsten Anlagen und einer Menge High-Tech. Schlechte Bedingungen für die Sportler kann es eigentlich gar nicht mehr geben, möchte man meinen. Sicherlich gab es zu Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit noch mehr organisatorische Hürden zu überwinden, die Veranstalter waren noch nicht so professionell und die Mittel deutlich bescheidener. Aber auch bei den Spielen in der jüngeren Vergangenheit mussten einige Athleten mit überraschenden Unwegsamkeiten zu Rande kommen.

Aber blicken wir zunächst zurück. Die Ringer bei den ersten Spielen der Neuzeit 1896 in Athen waren vermutlich über ihre Kampfarena auch etwas überrascht. Ihr Wettkampf wurde nämlich nicht auf Matten, sondern in einer Sandgrube ausgetragen. Es war ein enormer Kraftakt auf diesem unebenen Untergrund den Gegner zu Boden zu bringen, allerdings war es ein fairer Wettkampf, denn schließlich galten die erschwerten Bedingungen für alle Wettkampfteilnehmer.

Auch die Läufer sahen sich in Athen schwierigen Bedingungen gegenüber. Die Streckenführung hatte die Kurven so scharf werden lassen, dass die Läufer abbremsen mussten, um nicht zu stürzen. Daher wurden bei allen Laufwettbewerben in Athen sehr langsame Zeiten erreicht.

Den Leichtathleten bei den Spielen 1900 in Paris erging es nicht viel besser. Auch sie mussten auf ungewöhnlichem Untergrund antreten. Für die Läufer gab es nämlich keine Aschenbahn, sondern nur ein 500 Meter langes Oval, dass in eine Wiese gemäht worden war. Für die Weitspringer gab es keine Grube und die Stabhochspringer mussten ihren Stab in den Boden rammen. Die Olympioniken wurden in Paris aber auch noch olfaktorisch gequält. Denn die Spiele wurden als Teil der Weltausstellung ausgetragen und ganz in der Nähe des Leichtathletikstadions waren Tiere untergebracht. Das sorgte in der Sommerhitze für einen phasenweise bestialischen Gestank.

Die 400-Meter Hürdenläufer mussten besonders leiden, denn sie bestritten den unangefochten seltsamsten Hürdenlauf in der Geschichte der Olympischen Spiele. Als Hürden verwendeten die Organisatoren Telefonpfähle, als besondere Herausforderung wartete hinter der Ziellinie noch ein Wassergraben. Der Amerikaner John Tewksbury konnte sich am besten auf die ungewöhnlichen Bedingungen einstellen und gewann den Lauf in neuer Olympischer Bestzeit von 57, 6 Sekunden.

Bei der Wahl des Austragungsortes für den Diskuswurf bewiesen die Organisatoren der Olympischen Spiele von Paris ebenfalls kein glückliches Händchen. Der Diskuswurf fand auf einem schmalen, von Bäumen gesäumten Grasstreifen statt. Das war bestimmt landschaftlich sehr reizvoll, aber nicht alle Athleten hatten in diesem Falle Freude an der Natur. Den Titelverteidiger aus den USA Robert Garrett behinderten die Bäume nämlich erheblich beim Werfen, da er den Diskus in einem hohen Flugbogen warf. Seine besten Würfe trafen immer wieder Äste und konnten ihre eigentliche Weite dadurch nie erreichen. Aus dieser Situation schlug der Ungar Rudolf Bauer Kapital. Seine Würfe beschrieben keinen so hohen Bogen und so kamen ihnen die Äste nicht in die Quere. Am Ende stand Rudolf Bauer ganz oben auf dem Treppchen und Garrett hatte das Nachsehen. Ob Garrett sich dennoch weiterhin für Alleen begeistern konnte, ist nicht bekannt.

Wer nun denkt, die chaotische Organisation und die unglückliche Wahl der olympischen Sportstätten in Paris hätten zu erheblichen Verbesserungen bei den Spielen vier Jahre später in St. Louis geführt, der irrt. Denn in St. Louis wurde der Lauf der Qualen, der Marathonlauf, an sich und unter guten Bedingungen schon eine fast übermenschliche Kraftanstrengung, zur Tortur. Die Strecke führte fast ausschließlich über staubige, unbefestigte Straßen. Die Begleit- und Journalistenfahrzeuge wirbelten meterhohe Staubwolken auf, in denen die Läufer immer wieder verschwanden. Der Athlet Bill Garcia musste offensichtlich so häufig durch die Stabwolken, dass er eine Magenblutung erlitt, nachdem er zuviel Staub eingeatmet hatte. Aber nicht nur die Staubwolken behinderten die Läufer, die Sportler mussten auch immer wieder den Autos ausweichen. Zwei Offizielle wurden verletzt, nachdem ihr Fahrer bei einem Ausweichmanöver gegen ein Hindernis geprallt war. Aber das war alles noch nicht genug, die Strecke bot bei Temperaturen von über 30 Grad kaum Schatten, die Läufer quälten sich durch die pralle Sonne und das zu einer Zeit, als das Trinken während des Laufes laut Reglement noch streng verboten war.

Einer der ersten Afrikaner, der an einem olympischen Marathonlauf teilnahm, erlebte in St. Louis aber gleich noch ein weiteres Drama. Jan Mashini, ein Zulu, der eigentlich als Attraktion für die parallel zu den Spielen stattfindende Weltausstellung nach Amerika geholt worden war, hatte sich entschieden den Lauf mitzumachen. Zwei Hunde verleideten ihm allerdings sein Marathondebüt als sie ihn von der Strecke und quer durch ein Maisfeld jagten. Nun, damit war er wenigstens den Staubwolken entkommen.

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