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Kampfgeist, Pech und Mogelpackungen
   2008-01-14 17:26:35    Seite Drucken    CRI

Athleten stehen, nicht immer zu ihrer Begeisterung, oft im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Vor allem vor sportlichen Großereignissen, das werden so einige Sportler auch in diesem Jahr wieder leidvoll erfahren müssen, wächst die Medienbegeisterung und damit auch der Druck auf die Sportler. Wer kann es den Athleten da verdenken, dass sie sich seit Anbeginn der Olympischen Spiele der Neuzeit auch so manche sehr extravagante Ausrede einfallen lassen haben, um ihr schlechtes Abschneiden zu erklären.

Die österreichischen Ruderer stützen ihre Erklärung für ihren unerfolgreichen Auftritt bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau mit der Tradition. Sie erklärten nämlich, entlang der Ruderstrecke hätte ein Orchester Wiener Melodien gespielt. Als Österreicher hätten sie sich diesen Klängen nicht entziehen können, daher seien sie im Walzertakt gerudert.

Der südkoreanische Boxer Byun Jong-Il hielt sich gar nicht erst mit der Suche nach einer Erklärung für seine Niederlage bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul auf. Für ihn stand ohnehin fest, dass der Ringrichter schuld daran war, dass er auf heimischen Boden schon in der zweiten Runde ausscheiden musste. Seine Trainer waren da ganz seiner Meinung und verprügelten den Ringrichter Keith Walker aus Neuseeland daher kurzerhand noch in der Sporthalle direkt nach dem Ende des Wettkampfes. Ihr Schützling war unterdessen im Ring in einen Sitzstreik getreten, er weigerte sich den Ring zu verlassen. Ganze 67 Minuten harrte er dort aus und brach damit den Rekord seines Landsmannes Dowg Kih-chon, der 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio 51 Minuten lang den Ring nicht verlassen hatte. Als sich die Gemüter, denn inzwischen hatte sich auch das Publikum an der Schlägerei beteiligt, wieder beruhigt hatten, sollte das Turnier schließlich im zweiten Ring fortgesetzt werden. Der südkoreanische Verbandspräsident griff in diesem Moment zu letztem Mittel, um Byun Jong-Il vielleicht doch noch zu einem Sieg zu verhelfen, er schaltete einfach das Hallenlicht aus. Aber der Erfolg blieb ihm verwehrt, Byun hatte verloren, sein Gegner, der Bulgare Christow holte im weiteren Verlauf des Turniers Silber.

Dagegen nahm die belgische Herren-Hockeymannschaft ihre Niederlage in einem sehr wichtigen Spiel gegen Frankreich bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom gelassen auf. Vermutlich stand das Team allerdings auch noch vollkommen unter Schock. Das Spiel war lange ausgeglichen, es war noch kein Tor gefallen. Dann griff Frankreich wieder an. Genau in diesem Moment machte ein vollkommen unwissender Streifenpolizist, der in der Nähe des Stadions Dienst tat, Gebrauch von seiner Trillerpfeife. Der Pfiff war auch auf dem Spielfeld zu hören, das belgische Team war verwirrt. Für einen kurzen Moment hörten die Spieler auf zu spielen und Frankreich nutze diese ungeahnte Chance, um das einzige Tor des Spiels zu erzielen. Da der Spielverlauf weder vom Schiedsrichter noch von den Offiziellen unterbrochen worden war, hatten die Franzosen ein regelgerechtes Tor geschossen. Belgien verlor, die Spieler konnten ihr Missgeschick nicht fassen.

Auch John Akhwari aus Tansania war bei seinem Auftritt bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko City nicht gerade vom Glück verfolgt. In seinem Fall hätte er sicherlich auch nicht nach einer Ausrede für seine Leistungsschwäche suchen müssen. Beim Marathonlauf kam er als letzter weit abgeschlagen ins Ziel. Er war allerdings zu Beginn des Laufs so schwer gestürzt, dass man eigentlich nicht davon ausgehen konnte, dass er den Lauf zu Ende bringen könnte. Er bestand allerdings darauf, wieder in den Lauf einzusteigen, obwohl das Läuferfeld schon uneinholbar weit davongezogen war. Akhwari bewies eine unbeschreibliche Zähigkeit, mit blutdurchtränkten Verbänden schaffte er es schließlich ins Ziel, nur um von dort direkt ins Krankenhaus gebracht zu werden. Er war so schwer verletzt, dass er zwei Wochen im Krankenhaus bleiben musste. Ein Reporter befragte Akhwari nach seinem Motiv für diesen Lauf der Leiden. Akhwari verblüffte den Journalisten mit einer moralisch wahrhaft medaillenwürdigen Antwort: "Mein Land hat mich nicht 11.200 Kilometer hierher geschickt, damit ich einen Lauf beginne. Die 11.200 Kilometer hat man mich geschickt, damit ich ihn beende", sagte er.

Es ist nicht bekannt, ob auch einer der bedeutsamsten Faux pas in der Olympischen Geschichte mit einer Ausrede zu erklären versucht wurde. Dieser kuriose Fehler unterlief ausgerechnet dem damaligen IOC-Präsidenten Sigfried Edström. Der IOC-Präsident muss, so steht es in der olympischen Charta, die Spiele in seiner Abschlussrede mit der Formulierung, "ich erkläre die Spiele der soundsovielten Olympiade für beendet", offiziell zu Ende bringen. Bei den Spielen von Helsinki 1952 vergaß Edström diesen Satz in seiner Abschlussrede, weswegen die Spiele in Helsinki genau genommen noch immer andauern.

Trotzdem können wir sicher sein, dass die Jugend der Welt sich in diesem Sommer in Beijing messen wird.

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