Vermutlich haben wir alle mal kurzzeitig davon geträumt, ein Beachboy oder -girl zu sein, spätestens dann, wenn wir den Songs der Beach Boys gelauscht haben und Surfin' USA mitgegrölt haben. Und wir alle wissen, was es heißt, ein Beachboy zu sein, ein attraktiver, braungebrannter Athlet, jenseits des normalen Alltags, ein Abenteurer der modernen Zeit, der sich auf den Ozean hinauswagt und auch vor den höchsten und gefährlichsten Brechern nicht zurückschreckt. Aber sagt Ihnen auch Duke Paoa Kahanamoku etwas? Er war der erste, der ultimative Beachboy im wahrsten Sinne des Wortes und ihm verdanken wir diesen letzen Rest Abenteuer, denn er sorgte dafür, dass das Wellenreiten auf Hawaii wieder belebt und gleich auch noch weltweit verbreitet wurde. Schön und gut werden Sie sagen, aber was hat das alles mit den Olympischen Spielen zu tun. Ganz einfach, Duke Kahanamoku war eben mehr als ein Surfer, er war auch ein herausragender Schwimmer und daher auch ein potentieller Kandidat für die Olympischen Spiele. Aber drehen wir die Zeit etwas zurück. Wir begeben uns ins Jahr 1890 nach Honolulu auf Hawaii, hier wurde am 24. August der kleine Duke Paoa Kahanamoku geboren. Und um gleich alle Fragen auszuräumen, sein Vater war kein Adeliger, sondern Polizist. Auch Dukes Vater hieß Duke und vererbte diesen Namen seinem Erstgeborenen. Vater Duke war zu Ehren des Duke of Edinburgh so genannt worden. Als Vater Duke nämlich 1869 geboren wurde, besuchte der Duke of Edinburgh gerade Hawaii.
Der kleine Duke wurde in eine Familie geboren, die als echte hawaiianische Ureinwohner dem Wasser sehr verbunden waren. "Meine Familie glaubte, dass wir aus dem Ozean kommen und, dass wir in den Ozean zurückkehren", berichtete Duke später. Daher wurde Duke auch auf traditionell hawaiianische Weise getauft, indem er von seinem Vater und seinem Großvater in einem Kanu aufs Meer hinausgefahren und dort ins Wasser geworfen wurde. Das Baby konnte nur schwimmen oder untergehen, Duke schwamm. Er war, betont sein Biograph, einer der letzten Hawaiianer, der wirklich mit, im und am Meer aufwuchs. Er hatte keine Angst vor dem Ozean, nichts im Meer konnte ihn erschrecken. Seine Eltern ermunterten ihre sechs Söhne und drei Töchter stets, das Wasser zu lieben und zu suchen. Zu ihrem Erstgeborenen sagte die Mutter, "Schwimm so weit hinaus, wie du willst. Habe niemals Angst vor dem Wasser". So entwickelten die Kinder ein unglaubliches Gespür für das Element Wasser. Für sie gab es nach der Schule, die genau gegenüber des berühmten Waikiki Beach lag, nur eins, hinein in den Ozean. Von klein auf schwamm und surfte Duke. Er baute die olo Bretter der Hawaiianer nach und entwickelte sie weiter. "Ich war wie besessen davon, die Bretter zu verbessern. Ich habe ständig daran rumgefeilt, die Änderungen habe ich immer wieder auf der Welle überprüft", erinnerte er sich später. Duke war einer der wenigen, die es sich zutrauten, die Wellen in Castle's, dem berühmtesten Suftspot von Waikiki, zu surfen, mit seinem 4,80 Meter langen, 52 Kilogramm schweren Brett aus Koa-Holz. Immer wenn er sich die Welle hinabstürzte, rief er "I'm coming down!", ich komme runter. Aber, nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht, Duke surfte nicht nur. Jeden Tag ging er im rauen Wasser des Ozeans schwimmen. Die Highschool hatte er abgebrochen, um sich ganz dem Wassersport widmen zu können, mit seinen Freunden und seinen Brüdern war er von nun an ständig am Strand, ein echter Beachboy eben. Ein Anwalt, William T. Rawlings, wurde auf die Gruppe aufmerksam und riet ihnen, Sport auch im Wettkampf zu betreiben. Und dafür bot sich nur das Schwimmen an, denn surfen war damals ausschließlich auf Hawaii bekannt. Rawlings stoppte daher Dukes Schwimmzeiten, das war im Sommer 1911. Duke war inzwischen 21 Jahre alt. Rawlings war begeistert, er wusste, der Junge hatte Potential. Er bewegte die Beachboys dazu, einen Sportverein zu gründen. Dadurch konnten sie sich bei der Athletic Union registrieren lassen und an offiziellen Wettkämpfen teilnehmen. Am 11. August 1911 wurden die ersten hawaiianischen Amateur Schwimm- und Wasserspringen Meisterschaften im Hafen von Honolulu ausgetragen. Duke ging über die 100 Yards an den Start und war 4,6 Sekunden schneller als alle anderen vor ihm. Er brauchte 55,4 Sekunden für die Strecke, damit unterbot er den Weltrekord des zweifachen amerikanischen Meisters Charles Daniels deutlich. Über die 50 Yards kam er nach 24,2 Sekunden ins Ziel, in diesem Fall erreichte er Daniels Zeit. Für die 220 Yards brauchte Duke zwei Minuten 42 Sekunden und zwei Hundertstel und das, obwohl er eigentlich kein Mittelstrecken-Schwimmer war. Die beeindruckenden Ergebnisse wurden per Telegramm an den Hauptsitz der Athletic Union nach New York übermittelt. Die konnten nicht glauben, dass ein unbekannter 21-jähriger im schmutzigen Hafen von Honolulu diese Zeiten geschwommen hatte. Sie telegraphieren zurück. Unmöglich! Was benutzt ihr denn, um die Rennen zu stoppen? Wecker? Bitte schafft Stoppuhren an. Erst Jahre später erkannte der Verband Dukes Rennergebnisse an. Den Zeitungen auf Hawaii war das egal, sie feierten Duke als Helden. Eine Zeitung meldete, Dukes enorm große Füße seien wie Schiffsschrauben. "Seine Füße waren wie Flossen", sagte ein Freund. Anfang des vergangenen Jahrhunderts war Schuhgröße 48 ja auch noch etwas ganz seltenes. Vor allem bei einem Mann, der 1,85 Meter groß ist. All der Rummel um seine Person und auch die Entscheidung der Atheltic Union konnten Duke nicht irritieren. Er setzte einfach sein Training fort.