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Die Geschichte des Christentums in China
   2007-12-24 17:39:39    Seite drucken   cri
Weihnachten ist für Christen in China ein religiöses Fest wie bei Ihnen in Europa. Heute leben über fünf Millionen Katholiken und rund 10 Millionen Protestanten in China. Die Katholiken verfügen über etwa 5.000 katholische Kirchen und lokale Vertretungen. Es gibt derzeit etwa 12.000 protestantische Kirchen in China.

In der Geschichite spielt die Religion beim Kulturaustausch zwischen China und dem Ausland eine wichtige Rolle.

Bereits in der Blütezeit der Tang-Dynastie, also im siebten Jahrhundert, brachte Alopen, ein Bischof der Nestorian-Sekte, das Christentum nach China. Alopen wurde vom Kaiser Li Shimin und seinem Reichskanzler unterstützt. Allerdings verbot der Kaiser Li Yan einige Jahre später den Buddhismus. Auch das Christentum wurde in Mitleidenschaft gezogen. In Zentralchina war keine einzige Spur des Christentums mehr zu finden.

In der Yuan-Dynastie, also im 14. Jahrhundert, lebte das Christentum in China wieder auf. Der Katholizismus wurde in China eingeführt. Das Christentum wurde die Religion des Kreuzes genannt. Die mongolischen Herrscher gründeten sogar Einrichtungen für die Verwaltung des Christentums.

Während der Yuan-Dynastie hat der Vantikan mehrmals päpstliche Gesandte nach China geschickt, um Kontakte mit den mongolischen Herrschern aufzunehmen. Jean de Plan Carpin reiste 1245 nach Beijing und wurde vom Khan empfangen. Er schrieb seine Erlebnisse in China im Buch Die Mongolische Geschichte nieder. Durch dieses Buch konnten die Leser in Europa einen umfangreichen Einblick in die chinesische Kultur gewinnen. 30 Jahre später besuchte Marco Polo das chinesische Reich. Khublai Khan betrachtete den Italiener als Ehrengast und ernannte ihn sogar an seinem Kaiserhof zu einem Mandarin. Marco Polo blieb 17 Jahre lang in China. Nach seiner Rückkher nach Europa verfasste er die Reiseberichte. Dieses Buch war in der damaligen Zeit eine Pflichtlektüre für jeden Europäer, der China besuchen wollte. Zwischen 1293 und 1328 durfte Giovani da Montecorvino in der Kaiserstadt Beijing missionieren. Etwa 6.000 Chinesen ließen sich von Montecorvino taufen. Der Missionar blieb bis zu seinem Tod in China. Während dieser Zeit errichtete er zwei Kirchen und übersetzte einen Teil der Bibel ins Mongolische.

Nach dem Sturz der mongolischen Herrschaft befand sich das Christentum in China zweihundert Jahre lang auf dem Tiefpunkt. Das änderte sich, als Matteo Ricci in China ankam.  

Ricci bemühte sich um die Sympathie der besser gebildeten Chinesen, indem er die chinesische Philosophie fleißig studierte und sich wie ein konfuzianischer Anhänger kleidete. Außerdem stellte er den Chinesen die damals modernste Technik aus Europa vor. 1601 empfing der Kaiser Zhu Yijun den Missionar. Als Geschenk bekam der Kaiser eine mechanische Uhr. Diese weckte das Interesse des Kaisers an den Naturwissenschaften. Ricci interpretierte die Bibel so, dass sie der konfuzianischen Doktrin nicht widersprach. Ricci verfolgte das Ziel, den Konfuzianismus langsam durch den Katholizismus zu ersetzen.

Während seiner Mission in China freundete sich Matteo Ricci mit mehreren ranghohen Gelehrten wie etwa Xu Guangqi, Li Zhizao und Yang Tingjun an. Alle drei gewannen durch die Freundschaft mit Ricci einen Einblick in die moderne Technik. Sie übersetzten zusammen mit europäischen Missionaren einige Werke über die Technik ins Chinesische. Damit haben sie einen wichtigen Beitrag zum technischen Fortschritt in China geleistet. Zu Riccis Tod lebten rund 2.500 Katholiken in China.

Nach dem Sturz der Ming-Dynastie luden die mandschurischen Herrscher die westlichen Missionare als Gäste an den Kaiserhof. Sie sollten als Ratgeber für das kaiserliche Zeitrechnungsamt arbeiten. Der Kaiser betrachtete die Missionare in erster Linie als Techniker und nicht als Geistliche.

Mitte des 17. Jahrhunderts kam es zu einem Konflikt zwischen dem chinesischen Kaiserhof und dem Vatikan. Auslöser dafür war das Verbot des Vatikans für die chinesischen Katholiken, an Opferzeremonien für Konfuzius teilzunehmen. Der verärgerte Kaiser Kangxi beendete daraufhin sein Engagement zur Verbreitung des Christentums in China.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts kamen allmählich auch Missionare der evangelischen Kirche nach China. Unter dem Schutz der ungleichberechtigten Verträge zwischen der Qing-Regierung und den westlichen Ländern wurde die Verbreitung des Christentums in China sehr gefördert. Ende des 19. Jahrhunderts waren über 400 katholische und 1.500 evangelische Missionare in China tätig. Es gab 740.000 Katholiken und 95.000 evangelische Christen.

Die Verbreitung des Christentums in China war eine einzigartige Chance für den Kulturaustausch zwischen dem Osten und dem Westen. Die westlichen Missionare übersetzten viele Werke, vor allem solche aus dem technischen Bereich, ins Chinesische. Die moderne Technik wurde so zuerst den besser gebildeten Chinesen vermittelt. Matteo Ricci zum Beispiel hat in Zusammenarbeit mit seinen chinesischen Freunden einige Bücher über Geometrie, Vermessung und Wasserwirtschaft ins Chinesische übersetzt. Durch die Verbreitung der modernen Technik in China bekam Matteo Ricci hohe Anerkennung von chinesischen Politikern. Nach dem Tod Riccis überzeugte der Kanzler den Kaiser davon, dem Ausländer ein Grab bereit zu stellen. Der Kanzler sagte, allein durch das Buch Prinzipien der Geometrie hätte sich Matteo Ricci eine Ruhestätte verdient.

Neben Naturwissenschaften vermittelten die Missionare auch noch die westliche Philosophie, wie etwa die von Aristoteles..

Kulturaustausch ist aber niemals nur eine Einbahnstraße. Gleichzeitig übersetzten die Missionare Werke der chinesischen Philosophie in europäische Sprachen, vor allem Werke über den Konfuzianismus, den Buddhismus und den Taoismus. Matteo Ricci hat in seinem Buch den Europäern Konfuzius vorgestellt. Er schrieb, zwischen der Doktrin von Konfuzius und dem Katholizismus bestehe kein Widerspruch.

Der Konflikt zwischen dem chinesischen Kaiserhof und dem Vatikan löste unter Europäern großes Interesse an der chinesischen Kultur aus. Die Missionare schrieben fleißig Bücher über China. Alvaro de Semedo veröffentlichte seine Geschichte des Chinesischen Reiches, Philippe Couplet stellte in seinem Buch Konfuzius der Denker den chinesischen Philosophen vor 2.500 Jahren vor. Und Joachim Bouvet hat einen ehrgeizigen chinesischen Kaiser in seinem Portrait von Kangxi anschaulich beschrieben.

Von diesem Prozess ließen sich große europäische Denker und Wissenschaftler wie etwa Gottfried Wilhelm Leibniz, Pierre Bayle und Voltaire von der chinesischen Kultur inspirieren. Dazu Professor Sun Shangyang von der philosophischen Fakultät der Peking-Universität:

"Der kulturelle Austausch zwischen China und dem Westen wurde durch die Verbreitung der christlichen Religion kräftig gefördert. Und dies ist keine Einbahnstraße. Ich möchte vor allem betonten, dass die westlichen Missionare den Europäern die chinesische Kultur sehr gut vermittelt haben, als sie von China nach Europa zurückkehrten. Sie übersetzten klassische konfuzianische Werke in mehrere europäische Sprachen. Die Philosophie des Konfuzius hatte dann einen beachtlichen Einfluss auf die westlichen Denker der Aufklärungsperiode. Im 18. Jahrhundert ließen sich viele europäische Philosophen von der von Konfuzius gepredigten Lehre inspirieren. Auf der anderen Seite brachten die Missionare auch viele westliche Technologien nach China. Dazu gehören Astronomie, Zeitrechnung, militärische Techniken, Anatomie, Biologie, westliche Malerei und Musik."

Leibniz hat durch den Briefwechsel mit Missionaren in China seinen Horizont erweitert und schrieb im Jahr 1716 das Buch Die natürliche Theologie der Chinesen. In diesem Buch hat Leibniz einige abstrakte chinesische philosophische Begriffe wie Li, Qi und Taiji vorgestellt und erläutert.

Der Franzose Pierre Bayle hat die Toleranz der Chinesen gegenüber anderen Religionen positiv bewertet. Er sagte, China sei ein Land, in dem Atheismus weit verbreitet sei. Der Atheismus habe die Entwicklung der chinesischen Nation nicht gehindert, sondern sogar gefördert. Er nannte China als ein Beispiel dafür, dass es möglich sei, Moral und Religion zu trennen.

Spuren des Austausches zwischen China und dem Westen lassen sich nicht nur im kulturellen Bereich finden. Auch im Alltag spürt man den Einfluss des Christentums. Professor Sun Shangyang führt einige Beispiele an:

"Die christliche Religion hat auch Spuren im Alltag der Chinesen hinterlassen. Unser heutiger Lebensrhythmus ist ein klares Beispiel dafür: Viele Menschen arbeiten am Sonntag nicht, viele, vor allem Jugendliche, feiern heutzutage Weihnachten. Manche Verliebte lassen sich in einer Kirche trauen, obwohl sie keine Christen sind."

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