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Weihnachten in China
   2007-12-24 17:07:17    Seite drucken   cri
Vielleicht sind es gerade die sich jedes Jahr wiederholenden Abläufe und Aufgaben zu Weihnachten, die dieses Fest so schön und so wichtig machen. Die Vorbereitungen während der Adventszeit, das Schmücken der Wohnung mit Strohsternen oder Weihnachtskerzen, schließlich das Aufstellen des Christbaumes, die gegenseitige Bescherung sowie das gemeinsame Abendessen mit der Familie sind ein immer wiederkehrendes Ritual. Und auch die anschließenden Feiertage sind mit dem Besuch bei Verwandten und Freunden, verbunden mit leckerem Essen, Lebkuchen, Plätzchen und Glühwein, gut ausgefüllt. Die Kleinen freuen sich über die Geschenke, und die Grossen suchen etwas Ruhe und Einkehr.

Doch wie feiert man eigentlich Weihnachten in einem Land, in dem bis vor kurzem dieses Fest noch weitestgehend unbekannt war? Das aufgrund seiner Geschichte und Tradition andere religiöse Ansichten pflegt? Wie feiert man also zum Beispiel Weihnachten in China?

Um dieser Frage nachzugehen, haben wir hier in Beijing am dritten Advent einen Weihnachtsmarkt besucht. Richtig gehört, einen Weihnachtsmarkt! Denn neben der Deutschen Botschaft in Beijing, die alljährlich am ersten Samstag im Dezember einen traditionellen Christkindlmarkt auf dem Botschaftsgelände ausrichtet, hat dieses Jahr auch das Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit dem DAAD, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, zur Adventszeit einen Weihnachtsmarkt organisiert.

Und wie nicht anders zu erwarten, wurden gleich zu Beginn der Veranstaltung feierliche Weihnachtslieder gesungen. Dabei übernahm freundlicherweise der Chor der Deutschen Botschaft die Führung und gab gekonnt und souverän "Es ist ein Ros' entsprungen" oder auch Klassiker wie "Leise rieselt der Schnee" und "Oh du fröhliche" zum Besten. Und spätestens bei "Heilige Nacht, stille Nacht" stimmte dann auch das bunt gemischte Publikum, viele sicher mit etwas Heimweh in der Stimme, ein.

Neben vielen deutschen und westlichen Gesichtern waren auch überraschend viele chinesische Besucher unter dem Publikum, ja, sie bildeten sogar die überwältigende Mehrheit. Und das, obwohl doch das Weihnachtsfest im Reich der Mitte einen eher geringen Bekanntheits- und Stellenwert hat. Doch fragen wir einfach mal eine chinesische Besucherin, was sie auf den Weihnachtsmarkt des Goethe-Institutes verschlagen hat:

"Weihnachten ist unter den jungen Leuten sehr bekannt und populär. Wir feiern sogar auch Valentinstag, Ostern und Halloween. Westliche Festtage sind unter den jungen Leuten einfach in, ganz klar. Den Weihnachtsmarkt hier finde ich sehr interessant. Es gibt deutsches Essen und Getränke, und auch Schmucksachen sind zu finden. Der Besuch hat mich näher an die deutsche Kultur gebracht. Der Schmuck sieht zudem schön aus, und die Spezialitäten zur Weihnachtszeit schmecken wunderbar."

Und die Besucherin hat durchaus Recht: vorwiegend junge Chinesen spazieren an den Ständen vorbei, probieren Lebkuchen oder Plätzchen und nehmen einen Schluck Glühwein.

Zwischendurch gibt es dann wieder eine Einlage, diesmal von der Diese spielte das Stück "Die Schneekönigin" von Hans Christian Andersen. Wie man sich denken kann, geht es darin um die Schneekönigin und das Gute gegen das Böse:

Theater macht hungrig, und neben dem Kuchenstand steht dann auch gleich Nicole aus Deutschland, die hier in Beijing ein Praktikum macht und seit etwa drei Monaten in der Stadt ist. Neben frischgebackenem Rotweinkuchen erzählt sie, dass auf dem Weihnachtsmarkt schon auch etwas wie Weihnachtsstimmung aufkommt:

"Waffeln, Glühwein, alles wie zu Hause, perfekt!"

Was die Adventszeit in Beijing allgemein betrifft, sagt Nicole:

"Bisher habe ich noch gar nicht so viel Stimmung mitbekommen. Das einzige, was man so merkt, ist, das halt viel Promotion gemacht wird in den Supermärkten und in den Shopping Malls, Weihnachtsdekoration und so weiter. Ich finde es ganz schön, wenn sie das so machen, aber ich glaube, für die Chinesen ist das eher mehr noch ein Zusatzgeschäft, nochmal eine Geschäftssaison."

Ein paar Schritte weiter, neben dem Glühweinstand, der einen angenehmen Geruch verbreitete, der sich wiederum herrlich mit dem Duft von selbstgemachtem Kuchen und frisch gegrillten Bratwürsten verträgt, steht Michael. Er ist Lehrer am Goethe-Institut in Beijing, lebt seit etwa eineinhalb Jahren hier in Beijing und ist mit einer Chinesin verheiratet, die bei einem deutschen Automobilhersteller arbeitet. Hinsichtlich des Weihnachtsmarktes und der dazugehörigen Stimmung ist er etwas skeptischer:

"Wir haben gerade darüber gesprochen, der Kollege ist auch lange in Deutschland gewesen und er meint auch, dass es nicht viel mit einem Weihnachtsmarkt in Deutschland zu tun hat. Es gibt Glühwein, ok, es gibt auch so schöne Trödeleien, das ist sehr gut gemacht, aber die Atmosphäre ist nicht so. Ich finde, es fehlt etwas Licht, oder ein Bäumchen vielleicht."

Zur Adventszeit und zu den Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest in Beijing sagt Michael:

"Da wo ich wohne, ist es halt so, dass doch viele Ausländer dort leben, also Leute, die nicht aus China stammen, und dort bekommt man es schon mit. Es ist eine Anlage, und die wird auch etwas geschmückt. Ich habe aber auch das Gefühl, dass immer mehr Chinesen dort mitmachen. Also ich denke schon, dass das Weihnachtsfest in China langsam immer bekannter wird und dass auch mehr Leute mitmachen."

Auf seine Pläne für Heilig Abend angesprochen sagt er noch:

"Wir werden zu Hause feiern mit der Familie. Wir werden es uns dann zu Hause schon so einrichten, wie wir es gewohnt sind. Das kann man vergleichen: als meine Frau zum Beispiel in Deutschland war, haben wir das Frühlingsfest auch dort so gefeiert, wie es hier gefeiert wird, und wir versuchen halt, es so gut wie möglich zu machen. Dekoration bekommt man hier genug zu kaufen, also das ist nicht das Problem."

Und Nicole, die Praktikantin, fliegt beispielsweise über Weihnachten nach Hongkong.

"Ich werde in Hongkong sein mit meinen Eltern, die kommen mich dort besuchen. Wir werden dann mal schauen, ob wir da irgendwo eine kleine Kirche finden und vielleicht noch ein bisschen in Stimmung kommen."

Abschließend kann man dem bereits Gehörten nur zustimmen: zwar wird hier in China, vor allem in den Großstädten wie Shanghai oder Beijing, das Weihnachtsfest gefeiert. Allerdings fehlt die kulturelle Bindung und die Verknüpfung mit dem christlichen Glauben, was dann wiederum aber auch näher betrachtet nicht weiter verwunderlich ist. So wird das Fest von den Chinesen selbst eher als kommerzielles Ereignis ohne tiefgründigere Bedeutung unter Freunden begangen. Der Großteil der Ausländer hier legt jedoch verstärkt Wert auf die Tradition und die Herkunft des Weihnachtsfestes, vielleicht sogar mehr, als in der fernen Heimat.

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