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Nedo Nadi (2)
   2007-11-26 13:50:43    Seite Drucken    cri

In der vergangenen Woche habe ich Ihnen ja bereits die außergewöhnliche Karriere des Fechtmeisters Nedo Nadi geschildert, bis zu seinen fünf olympischen Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen. Aber das war ja noch keineswegs das Ende seiner Karriere und außerdem gibt es da auch noch seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Aldo, der uns zwar schon einige Male begegnet ist, den wir aber nicht so stiefmütterlich übergehen wollen. Denn auch er hat so einiges für das Fechten geleistet. Wenden wir uns aber erstmal wieder Nedos weiterer Karriere zu.

Nach den Olympischen Spielen wurde Nedo Profi. Er trat quasi in die Fußstapfen seines Vaters, er wurde Fechtlehrer. Allerdings unterrichtete Nedo die angesehenen und wohlbetuchten Mitglieder des Jockey Clubs von Buenos Aires und deren Kinder in der Fechtkunst. Aber er vermisste den Wettstreit und daher tingelte er drei Jahre später bereits um die Welt und trat bei Fechtshowkämpfen auf. Einer seiner berühmtesten Kämpfe fand 1930 in New York gegen George Santelli statt. Nedo beeindruckte die Zuschauer durch seine aufrechte Körperhaltung. Als perfekter Fechter hielt er seinen Rücken stets gerade, die Knie leicht gebeugt. Gegen Santelli kämpfte Nedo mit dem Säbel, während des Kampfes sprach er pausenlos Französisch, Spanisch und Italienisch. Seine eigenen und die Hiebe des Gegners bedachte er regelmäßig mit einem "et la!" Dieser Ausruf war je nach Situation alles, Warnung, Drohung, Witz, Motivation oder ein Glückwunsch. Aber auch das Showkämpfen und das ewige Reisen waren für Nedo auf Dauer nicht das Wahre. 1935 wurde er reamateurisiert. Allerdings nicht um wieder auf der Planche aktiv zu werden, sondern um ein wichtiges Amt in Italien zu übernehmen. Bis zu seinem sehr frühen Tod im Jahre 1940 war Nedo Nadi nämlich der Präsident des renommierten und traditionsreichen Italienischen Fechtverbands. 1972 erwies auch das Deutsche Olympische Komittee Nedo Nadi die Ehre. Im olympischen Dorf in München ist eine Straße nach dem vielseitigsten Fechter aller Zeiten benannt worden.

Vielen wäre der Schatten dieses Bruders vermutlich zu groß gewesen, nicht so Aldo Nedi. Er hatte ja schließlich auch einiges vorzuweisen. Denn bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen war er ja auch ausgesprochen erfolgreich gewesen. Er hatte mit der italienischen Mannschaft mit dem Degen, mit dem Säbel und mit dem Florett Gold gewonnen und war mit dem Säbel nur von seinem Bruder bezwungen worden, was ihm immerhin olympisches Silber eingebracht hatte. Als jüngerer Bruder hatte Aldo sogar noch früher mit dem Fechten begonnen als Nedo, bereits mit vier Jahren hatte er auf der Planche gestanden. Bei Olympischen Spielen trat er allerdings nach 1920, also ohne seinen Bruder, nie wieder an. Er tourte durch Europa und trat bei Showveranstaltungen auf. Schwertvirtuose nannte man ihn. Vor allem seine exakte und unbeschreiblich schnelle Beinarbeit wurde allgemein bewundert. 1935 ging Aldo in die USA. Er stellte fest, dass Fechten in den USA nicht besonders populär war, was er sehr bedauerte. "Fechten kann man nicht lernen, wenn man nicht sehr hart trainiert, sagte er, aber dieses Training zahlt sich aus, denn das Wohlbefinden, die Zufriedenheit und auch der positive gesundheitliche Effekt, den man durch die Ausübung des Fechtens erreicht, sind alle Mühen wert." Diese Erkenntnis führte dazu, dass er sich aus dem Showfechten zurückzog und 1943 in Los Angeles eine Fechtschule eröffnete. Auch er trat damit in die Fußstapfen seines Vaters. Die Nähe zu Hollywood brachte es mit sich, dass er bald auch als Filmberater tätig wurde. Er übernahm den Fechtunterricht für die Schauspieler und beriet Regisseure hinsichtlich der Gestaltung der Kampfszenen. Stets beklagte er sich über die unrealistische Darstellung von Fechtkampfszenen, aber seine Kritik änderte wenig. Vielleicht trug dieser ewige Kampf gegen die "Unwissenden" dazu bei, dass Aldo sich 1943 entschloss, sein vielbeachtetes Werk "Über das Fechten" zu verfassen. Es gilt bis heute als ein Meisterwerk über die Technik des Fechtens, aber es ist weit mehr. Es ist zugleich ein sehr unterhaltender Blick auf die Menschheit aus dem Blickwinkel eines Fechtmeisters, der sich der Tradition seines Sports sehr verbunden fühlt. Sein Einblick in die psychologischen Mechanismen der Menschen im Wettstreit enthüllt vielseitig anwendbare Hinweise für jeden, der sich hier oder da einem Kampf stellen muss. Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Druckplatten für das Werk nicht mehr vollständig. Das Buch wurde nicht mehr gedruckt, es wurde innerhalb kurzer Zeit für mehrere Hundert Dollar gehandelt. Erst 1994 wurde das Werk wieder aufgelegt und es verkauft sich nach wie vor gut.

Das hat Aldo Nedi allerdings nicht mehr mitbekommen, er starb 1965 im Alter von 66 Jahren in seinem Haus in Los Angeles.

Zum Abschluss dieser Ausgabe von Große Namen der Olympischen Spiele habe ich noch eine kleine Anekdote für Sie. Nedo und Aldo Nadi sind unumwunden eines der erfolgreichsten Brüderpaare in der Geschichte der Olympischen Spiele. Im Fechten sind nur die Mailänder Brüder Dario Mangiarotti und Edoardo Mangiarotti ebenso erfolgreich wie die Nadis. Und, Sie werden es kaum glauben, beide Brüderpaare waren Söhne eines Fechtmeisters mit dem Vornamen Giuseppe und es war nicht derselbe.

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