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Olympische Essgewohnheiten (1)
   2007-11-19 21:05:12    Seite Drucken    cri

Dass einige Athleten sehr interessante Trinkvorlieben haben, haben wir in einer der vergangenen Sendungen bereits festgestellt. Aber Sportler begießen ihre Siege nicht nur, einige gönnen sich auch hin und wieder kulinarisch etwas Besonderes ? und selbst das hat bei den Olympischen Spielen Tradition. Denn schon aus der Antike ist von den Spielen eine kulinarische Anekdote überliefert. Empedokles aus Agrigent feierte demnach seinen Sieg, indem er einen Ochsen aus Teig machen ließ. Der Teig-Ochse wurde mit Kräutern und Gewürzen garniert und gebacken. Dann schnitt der großzügige Athlet den Teigochsen in kleine Stücke, die er den Zuschauern schenkte.

Bei den Spielen 1936 sollte die dänische Schwimmerin Ragnhild Hveger schmerzlich lernen, dass Großzügigkeit sich auszahlt. Hätte sie es mal so gemacht wie der gute Empedokles. Die erfolgreiche Schwimmerin Hveger hatte nämlich vor dem Finale über die 400-Meter-Freistil von einer Freundin eine Schachtel Pralinen geschenkt bekommen. Ihre Titelambitionen konnte ihr nur eine streitig machen, ihre Hauptrivalin Hendrika Mastenbroek aus Holland. Hveger bot nun allen Finalteilnehmerinnen eine Praline an, brachte es aber nicht über sich auch Mastenbroek eine anzubieten. Mastenbroek konnte das offensichtlich verschmerzen, sie revanchierte sich auf andere Weise. Sie gewann Gold, Hvegen musste sich mit Silber begnügen und die Pralinen lagen ihr sicherlich spätestens dann schwer im Magen.

Wenn Hvegen vielleicht die mangelnde Großzügigkeit gegenüber der Rivalin zum Verhängnis wurde, so scheiterten andere Athleten eher an der Maßlosigkeit.

Die australische Schwimmerin Dawn Fraser hatte vor dem 100-Meter-Freistilfinale der Spiele 1956 in Melbourne einen quälenden Alptraum. Sie sah sich stets in einem Pool voller Spaghetti schwimmen und sie kam und kam nicht vorwärts. Beim Finale am darauf folgenden morgen erfüllte sich dieser Alptraum Gott sei Dank nicht, Dawn Fraser kam ausgesprochen gut voran, schließlich wurde ja auch im Wasser geschwommen. Sie gewann mit neuem Weltrekord Gold. Bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 wurde der Traum dann aber doch in etwas abgewandelter Form Wirklichkeit. Dawn Fraser konnte und wollte in der Lagenstaffel die Freistillage nicht schwimmen. Sie war zu satt, da sie zuvor einen riesigen Teller Spaghetti gegessen hatte. Komisch, dass sie die nach ihrem Alptraum von Melbourne überhaupt noch mochte.

Bei Thomas Hamilton-Brown war der Fall noch etwas tragischer. Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin verlor der südafrikanische Leichtgewichtler beim Boxen aufgrund einer sehr knappen Entscheidung der Kampfrichter seinen Kampf gegen Carlos Lillo aus Chile. Offizielle stellten kurz darauf fest, dass in diesem Fall wirklich ein Fehler vorlag. Sie erklärten Thomas Hamilton-Brown daher zum Sieger. Der hätte nun in die nächste Runde vorrücken können. Aber nun kommt der kulinarische Aspekt dazu. Nach der unfairen Niederlage hatte der Südafrikaner entschieden, seinen Frust mit Essen zu betäuben. Er hatte soviel gegessen, dass er beim Wiegen für den nun plötzlich möglich gewordenen nächsten Kampf, das Kampfgewicht überschritt. Die Chance war vertan, er schied aus dem Turnier aus.

Harry Hillman war da schon erfolgreicher. Er setzte auf eine strenge Diät, die sein Training untermauern und die sportlichen Erfolge begünstigen sollte. Bei den Spielen in St. Louis 1904 zahlte sich sein Plan offensichtlich aus. Er gewann über die 400 Meter und über die 400 Meter-Hürden Gold. Seine geheimnisvolle Diät will ich Ihnen nicht vorenthalten. Hillman schwor darauf, auf Fleisch und Süßigkeiten vollständig zu verzichten. Dafür schluckte er aber ganze Eier herunter. Nun, wenn's hilft.

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