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Nedo Nadi (1)
   2007-11-19 21:04:56    Seite Drucken    cri

Heute begegnen wir echten Meistern. Denn Fechter, die in allen Waffengattungen erfolgreich sind, dürfen sich, aufgrund der langen Tradition dieser Sportart, "Meister" nennen. Uns so einen Meister, manche halten ihn sogar für den größten aller Zeiten, wollen wir Ihnen heute vorstellen. Damit Sie das Traditionsbewusstsein dieses Meister besser einordnen können, hier aber zunächst eine kurze Zusammenfassung der Geschichte des Fechtsports.

Fechten ist ein sehr alter Sport, es ging aus dem kriegerischen Fechten mit dem Schwert aus dem Training und Spiel mit Stöcken hervor. In der Antike gab es bereits Fechtschulen. Auch die Römer testeten andere gern beim Fechten, zu Zeiten Kaiser Augustus' war das Schaufechten ein beliebter Zeitvertreib der Jugend. Der Fortschritt sorgte dafür, dass das Fechten mit dem schweren Schwert mit der Erfindung des Schießpulvers im 15. Jahrhundert aus der Mode kam. Von nun an focht man mit leichten Waffen. Schon bald entwickelten sich hierfür einheitliche Regeln und Schulen. Italien war von 1410 an eine Hochburg des Fechtens, von dort aus kam das Florettfechten nach Frankreich, wo es eine Blütezeit erlebte. Die meisten Fechtausdrücke, die bis heute in Gebrauch sind, wurden im 16. Jahrhundert in Frankreich geprägt. Zwischen Italien und Frankreich entwickelte sich eine ausgeprägte Rivalität, um die Dominanz im Fechtsport.

Bei den Olympischen Spielen war Fechten von Anfang an dabei. In Athen 1896 fochten die Männer allerdings zunächst nur mit dem Säbel und dem Florett. Erst 1900 bei den Spielen in Paris gab es auch einen Wettkampf mit dem Degen. Seit den Spielen in Antwerpen 1920 fechten jedenfalls die Männer so wie wir es bis heute kennen, in Einzel- und in Mannschaftswettkämpfen. 1920 durften auch die Damen erstmals auf die olympische Planche, allerdings nur im Einzel mit dem Florett.

1920 waren auch die Spiele des Fechtmeisters, den wir Ihnen heute vorstellen wollen. Er schaffte etwas, was keiner vor ihm und keiner nach ihm schaffte. Nedo Nadi war der Name dieses Ausnahmetalents. Er wurde am Neunten Juni 1893 in eine Fechterfamilie geboren. Auch sein Bruder Also Nadi sollte ein erfolgreicher Fechter werden, beide lernten die Fechtkunst bei ihrem Vater, dem großen Fechtmeister Giuseppe, kurz Beppe, Nadi. Beppe Nadi hatte fast jeden erfolgreichen italienschen Fechter seit der Vereinigung des Königreichs Italien ausgebildet. Seine Söhne hatten offensichtlich auch noch sein Talent geerbt. Sein Erstgeborener Nedo wurde der vielseitigste Fechter in der Geschichte dieses Sports. Mit sieben Jahren begann Nedo mit dem Fechten, mit 13 gewann er ein Turnier im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich des Thronjubiläums des österreichischen Kaisers Franz Joseph. Mit 17 Jahren war ihm kein Gegner mehr gewachsen. Das harte Training, für das sein Vater berühmt und berüchtigt war, hatte sich ausgezahlt. Allerdings war Beppe Nadi für die Fertigkeiten seines Sohnes mit dem Degen nicht verantwortlich. Denn Beppe Nadi betrachtete den Degen als gewöhnliche und unwürdige Waffe, in seiner Fechtschule wurde kein Degen geduldet. Nedo schlich sich also regelmäßig davon, um mit dem Degen zu trainieren. Diese Unbotmäßigkeit war eine wertvolle Investition in die Zukunft.

1912 erlebte der erst 18-jährige Nedo seine Premiere bei den Olympischen Spielen und es zeigte sich, dass es mit einigen Waffen noch ein paar Gegner gab, die ihn in Schach halten konnten. Ein Weilchen noch, jedenfalls. Mit dem Florett, seiner stärksten Waffe, konnte ihm aber bereits keiner mehr das Wasser reichen. Der junge Italiener, der für einen Fechter noch dazu mit seinen knapp 1, 80 Meter nicht besonders groß, dafür aber ein bisschen stämmig war, holte Gold.

Diesen Erfolg konnte Nedo nicht allzu lange auskosten, denn der erste Weltkrieg brach aus. Wie viele Schüler seines Vaters musste auch Nedo in den Krieg ziehen, er diente in der italienischen Kavallerie. Für seinen Einsatz verlieh ihm der italienische König die Tapferkeitsmedaille am blauen Band. Nach dem Krieg widmete sich Nedo wieder dem Fechten. 1920 reiste er, sich dieser Situation sicherlich nicht bewusst, zu seinen Olympischen Spielen nach Antwerpen. Zunächst standen die Mannschaftswettbewerbe an. Nedo und sein Bruder Aldo verhalfen Italien mit dem Florett, mit dem Säbel und mit dem Degen zu Gold. Im Herreneinzel mit dem Florett ließ Nedo seinen Gegnern erneut keine Chance, er gewann 22 seiner Kämpfe, nur zwei verlor er. Damit sicherte er sich wieder die Goldmedaille. Ein paar Tage später ging Nedo wieder auf die Planche, diesmal mit dem Säbel. Hier traf er im Finale auf seinen jüngeren Bruder Aldo. Der jüngere Bruder musste sich dem Älteren geschlagen geben, Nedo holte Gold, Aldo Silber. Nedo Nadi hatte sich damit zum einzigen Fechter in der Geschichte der Olympischen Spiele gemacht, der mit allen drei olympischen Waffen olympisches Gold gewonnen hat. Bei den Olympischen Spielen 1920 holte er fünfmal Gold.

Für soviel geballtes Talent reicht unsere Sendezeit natürlich mal wieder nicht aus. Denn Nedo Nadi hatte auch nach seinen fünf olympischen Goldmedaillen noch so einiges vor sich. Und wir wollen den jüngeren Bruder natürlich auch nicht vergessen. In diesem Sinne, seien Sie gespannt, was uns die italienischen Brüder weiter bieten werden.

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