Seit den 1990er Jahre bemühen sich verschiedene chinesische Regierungsbehörden darum, wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologie dazu einzusetzen, die Lebensumstände der Bauern zu verbessern. Auch nichtstaatliche Organisationen haben durch ihre Aktionen, wie beispielsweise die Aktion "Hand in Hand", zur Schaffung eines kulturellen Lebens in den ländlichen Regionen beigetragen. Die Organisation "Hand in Hand" sorgt für einen Austausch zwischen Stadt- und Landkindern.
Das 1993 gegründete Komitee für Armutsbeseitigung im Kulturbereich ist eine gemeinnützige nichtstaatliche Organisation. Alle Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich. 1994 startete das Komitee gemeinsam mit dem Staatlichen Hauptamt für Presse und Verlagswesen das Projekt "Bibliothek in Zehntausend Dörfern". Verlage, Buchläden und Bürger wurden dazu aufgerufen, Bücher für die ländlichen Regionen zu spenden. Im vergangenen Jahrzehnt konnten dank dieser Aktion mehr als 90.000 Bibliotheken auf dem Land entstehen.
Unsere Reporterin hat die Dorfbibliothek des Dorfes Zhaocaizhuang im Vorort der Stadt Tangshan in der Provinz Hebei besucht. Der Bauer Zhang Wenping sagte unserer Reporterin, er habe in der Dorfbibliothek viele wissenschaftliche Bücher gefunden. Durch das Studium der Bücher habe er eine Menge neuer Kenntnisse erworben, die er nun im Obstanbau einsetze. Zhao fuhr fort:
"Die Aktion zur Beseitigung der kulturellen Armut und die Verbreitung von Wissenschaft und Technik auf dem Land haben uns die Möglichkeit geboten, uns eine Menge wissenschaftlicher Erkenntnisse anzueignen. Wir konnten diese neuen Kenntnisse beispielsweise dazu nutzen, den Ertrag für Zuckermelonen zu steigern."
Die Dorfbibliotheken haben auch dazu beigetragen, dass viele Bauern mit dem Lesen und dem Lernen vertrauter geworden sind. Viele konnten die wissenschaftlich-technischen Kenntnisse, die sie sich angelesen haben, dazu einsetzen, ihr Einkommen enorm zu steigern, sie sind reich geworden.
Der große Erfolg der Aktion "Bibliothek in Zehntausend Dörfern" hat auch die Regierung auf dieses Projekt aufmerksam gemacht. Das Staatliche Hauptamt für Presse und Verlagswesen hat 2006 erneut ein ähnliches Projekt, den "Lesesaal für Bauern", ins Leben gerufen. Das Ziel dieses Projekts ist, in den kommenden fünf Jahren landesweit 200.000 Lesesäle in den ländlichen Gebieten einzurichten. In jedem Lesesaal sollen den Bauern zirka 1.000 Bücher, unzählige Zeitungen und Zeitschriften und verschiedene Audio- und Videoprodukte zur Verfügung stehen. Der Staat sei für den Kauf der Bücher und für die Betreibung der Lesesäle verantwortlich, sagte Fan Weiping, der Leiter der Vertriebsabteilung für Zeitungen und Zeitschriften beim Staatlichen Hauptamt für Presse und Verlagswesen. Fan Weiping sagte weiter:
"Wir wollen vor allem praxisorientierte Bücher anbieten, die sich an den Bedürfnissen der Bauern orientieren. Wissenschaftlich-technische Bücher machen einen großen Teil des Bücherbestands aus. Sie können von den Bauern gut verstanden werden."
Die zuständigen Behörden wollen aber vor allem auch den Kindern und Jugendlichen auf dem Land die Möglichkeit bieten, fröhlich und in einem gesunden Umfeld aufzuwachsen. Das Chinesische Komitee für die Armutsbekämpfung im Kulturbereich veranstaltet seit 1995 gemeinsam mit anderen chinesischen Behörden Sommerlager für Landkinder. Die Landkinder fahren im Rahmen dieser Sommerlager in die Städte. Sie leben eine Weile bei einer Stadtfamilie, gemeinsam mit den Stadtkindern verleben sie schöne Sommerferien. Daher trägt diese Aktion den Namen "Hand in Hand".
You Yun, ein Mädchen aus Wuxi, einer Stadt in der wirtschaftlich entwickelten Region Ostchinas, hat sich beispielsweise mit Sun Yanping aus der armen Stadt Ruijin in der Provinz Jiangxi angefreundet. Unsere Reporterin hat beide befragt:
Reporterin: "Habt ihr euch schon mal gesehen, Sun Yanping? Wenn ja, wo?"
Sun Yanping: "Wir haben uns zweimal gesehen, einmal in Beijing, einmal in Wuxi."
Reporterin: "Hast Du Dich auf dieses erste Treffen gefreut?"
Sun Yanping: "Ja, ich habe mich sehr gefreut."
You Yun: "Ich war auch sehr aufgeregt."
Sun Yanping: "Wir haben uns die Hand gegeben und uns gleich ganz fest gehalten, als wir uns zum ersten Mal gesehen haben."
Landkinder lernen durch Aktionen wie diese das Stadtleben kennen. Die Stadtkinder lernen im Gegenzug, dass es in China noch Regionen gibt, in denen die Menschen unter viel härteren Bedingungen leben, in denen die Menschen arm sind und dass auch hier Kinder heranwachsen.
Meist sind die Landkinder aber sehr viel wissbegieriger als die Stadtkinder.
Inzwischen gibt es landesweit knapp 20 Millionen Partnerschaften zwischen Stadt- und Landkindern. Die Stadtkinder sind angehalten, Bücher für die Kinder auf dem Land zu spenden und ihr Taschengeld zu sparen.
Aufgrund der rasanten Entwicklung der chinesischen Städte sind in den vergangenen Jahren immer mehr Bauern auf der Suche nach Arbeit in die Großstädte gekommen. Ihre Kinder bleiben zu Hause, meist kümmern sich die Großeltern um die Kinder. Man nennt diese Kinder die "Daheimgebliebenen". Das Umfeld, in dem diese Kinder aufwachsen, wird nun zunehmend von der Öffentlichkeit beachtet. Lu Qin, die stellvertretende Chefredakteurin des Chinesischen Verlags für Kinder und Jugendliche, sagte, in diesem Jahr beschäftige sich die Aktion "Hand in Hand" mit der psychologischen Verfassung der daheimgebliebenen Kinder.
"Früher haben wir mit "Hand in Hand" viele Veranstaltungen organisiert, um Stadt- und Landkinder zusammenzubringen. In den vergangenen Jahren haben wir unseren Schwerpunkt verändert. Wir kümmern uns nun eher um die daheimgebliebenen Kinder auf dem Land. Diese Kinder leben größtenteils mit ihren Großeltern zusammen. Ohne die Nähe und Wärme ihrer Eltern leiden die Kinder oft unter einer großen innerlichen Einsamkeit. Ein Teil der Kinder hat daher psychologische Probleme. Wir haben lange überlegt, wie wir diesen Kindern helfen können."
Ein Teil der daheimgebliebenen Kinder hat dieses Jahr mit einigen Stadtkindern in Sommerlagern fröhliche Sommerferien verbracht. Außerdem haben sie ein Jahr lang die Zeitung "Chinesische Kinder" geschenkt bekommen.
China will in den kommenden Jahren noch mehr Geld in den kulturellen Aufbau auf dem Land investieren, um landesweit das kulturelle Leben der Bauern zu bereichern.