Heute wollen wir Ihnen einen großen Namen der Olympischen Spiele in einer sehr jungen Disziplin vorstellen. Er hat sich seine Meriten in einer Sportart verdient, für die das Motto "Nur die harten kommen in den Garten" wahrlich gilt, im Triathlon. Die Rede ist von Simon Whitfield.
Und da diese fordernde und zehrende Sportart so jung ist, hier ein kurzer Überblick. Triathlon ist eine Ausdauersportart. Der aus dem griechischen stammende Name tri, drei und athlon, Wettkampf verrät, worum es hier geht, um einen Dreikampf. Beim Triathlon müssen die Athleten schwimmen, Rad fahren und laufen, die Zeitnahme wird nicht unterbrochen. Um die Entstehung der Sportart ranken sich verschiedene Geschichten, die bekannteste ist wohl die Wette von Hawaii. In diesem Fall saßen einige Funktionäre auf Hawaii zusammen und diskutierten hitzig, welche Sportart die fittesten Athleten hervorbringe, das Schwimmen, das Radfahren oder das Laufen. Auf Hawaii wurde zu diesem Zeitpunkt je ein Rennen in jeder dieser Sportarten ausgetragen. Um den fittesten Athleten zu finden, beschloss man, diese Wettkämpfe aneinanderzuhängen. Damit war der Ironman geboren, der härteste Triathlon der Welt, der seither jedes Jahr auf Haiwaii stattfindet. Bei diesem Wettkampf müssen die Athleten 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und anschließend noch einen Marathon, also 42 Kilometer, laufen. Diese Disziplin ist allerdings nicht olympisch. Die Ursprünge des olympischen Triathlons liegen daher eher bei verschiedenen Gruppen von Ausdauerathleten, die gemeinsam trainierten und irgendwann ihre Spezialsportarten zu einem Rennen kombinierten. Das hat es in Frankreich bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gegeben. Hier nannte man die Wettkämpfe "Les trois sports", als Hobby-Event verblieben sie aber in der Anonymität. 1974 fand in Mission Bay, Kalifornien, erstmals ein von den Medien beachteter Triathlon statt. Er war aus einer gemischten Trainingsgruppe von Ausdauersportlern entstanden. Olympisch wurde die Sportart erst im Jahr 2000. Um sich olympisches Edelmetall zu sichern, müssen die Athleten 1,5 Kilometer schwimmen, 40 Kilometer Rad fahren und 10 Kilometer laufen. Und das ist Simon Whitfields Passion. Denn wer sich derart quälen kann, muss schon eine ganz besondere Beziehung zu seinem Sport haben. Bei Simon ist diese Beziehung langsam gewachsen. Geboren in Kingston, Kanada, bewies er schon in der Schule, dass er ein guter Läufer war. In den Ferien nahmen einige seiner Schulfreunde an einem Projekt namens Kids of Steel teil. Es war ein Triathlon Projekt des kanadischen Triathlon-Trainers Barrie Shepley für Kinder zwischen sechs und 18 Jahren. Simon Whitfield machte einfach aus Spaß mal mit, im Laufen war er gut, beim Rest eher Durchschnitt, er wurde an dieser Stelle daher weder entdeckt noch gefördert. Erst Jahre später sollte Barrie Shepley sein Trainer werden. Dennoch hatte Simon schon damals ein erklärtes Ziel, seiner Heimatzeitung hatte er gesagt, er wolle mal eine Goldmedaille gewinnen und sein ganz großer Traum sei, in der Encyclopedia Britannica aufzutauchen. Bei seinem sehr lockeren Verhältnis zum Training erschien das damals sehr unwahrscheinlich. Simon entwickelte in seine Teenagerphase aber nicht nur zum Sport eine sehr laxe Einstellung, auch die Schule und das Leben selbst sah er, so empfanden es jedenfalls seine Eltern, zu entspannt. Daher entschieden die Eltern, Simon auf eine Privatschule in der Nähe von Sydney zu schicken. Simons Eltern stammen aus Australien, er selbst besitzt die kanadische und die australische Staatsbürgerschaft. Und die Jahre in Australien taten Simon gut. In der Schule bekam er den Spitznamen Happy, er betrieb vergleichsweise ernsthaft Sport und gewann 30 Schulläufe in Folge. Im Alter von 18 Jahren traf er auf Australiens berühmtesten Triathleten, auf Greg Bennett. Die beiden begannen gemeinsam zu trainieren, sie ergänzten sich perfekt. Simon, der positive Mensch mit dem entspannten Zugang zum Leben, und Greg, der ehrgeizige unermüdliche Arbeiter. Simon sorgte dafür, dass Greg auch mal locker lassen konnte, Greg sorgte dafür, dass Simon bei der Stange blieb. Simon wollte nun Triathlet werden.
Nachdem er die Schule beendet hatte, zog er wieder nach Kanada, er kehrte aber jeden Winter zum Training nach Australien zurück. Er liebte dieses ruhelose Leben eines Wanderers, er jobbte hier und da, nur um das Geld für seinen Sport zu verdienen, und er wurde immer besser. Mit 21 Jahren schaffte er 1996 ins kanadische Team, 1998 und 1999 gewann er die kanadischen Triathlon-Meisterschaften und setzte gleich noch einen oben drauf. Bei den Pan Amerika Spielen gewann er im kanadischen Winnipeg Bronze. Aber diese Jahre bestanden in diesem harten Sport selbstverständlich nicht nur aus Höhen, es gab auch etliche tiefe Täler, durch die Simon Whitfield sich durchkämpfte. 1998 hatte er sich drei Monate vollkommen aus dem Triathlonsport zurückgezogen, um zu ergründen, ob er wirklich schon sein Bestes gab. Er kam zurück, entschlossen härter, bewusster und cleverer zu trainieren. Er eruierte seine Stärken und seine Schwächen und begann ganz gezielt die Schwächen wegzutrainieren. Die Olympischen Spiele von Sydney boten erstmals die Möglichkeit, im Triathlon dabei zu sein, Simon Whitfield wollte dabei sein.