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Shen Wenrong: Der Stahlriese
   2007-10-19 15:08:30    Seite drucken   cri
Shen Wenrong hat den Shagang-Konzern zu einem der wettbewerbfähigsten Stahlerzeuger der Welt gemacht. Das einst kleine Unternehmen ist mittlerweile die Nummer 23 weltweit. Shen ist nicht nur Vorsitzender des Vorstands, sondern auch Leiter des Jiangsu Shagang-Konzerns.

"Im Zuge der weiteren Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch Reorganisation, Fusionen und Übernahmen hoffe ich, dass Shagang bis zu meinem 70. Lebensjahr seine jährliche Produktionskapazität auf 50 Mio. Tonnen gesteigert haben wird," so der 61jährige in einem Interview mit der in Nanjing stationierten Xinhua Daily im Juni diesen Jahres.

Unter Shens Leitung hat der Shagang-Konzern eine Taktik der sprunghaften Entwicklung und Kostensenkung erlebt. Keine Mühen wurden gescheut, um fortschrittliche Ausrüstungen, verbesserte Anlagen und sogar ganze Produktionslinien aus dem Ausland einzuführen. Diese Maßnahmen haben große Aufmerksamkeit anderer Branchen auf sich gezogen. Ein hervorstechendes Beispiel war die Übernahme von Thyssenkrupps Hoesch Stahlwerk in Dortmund durch Shagang.

Im Jahre 2001 hatte Shagang den Plan einer Rentabilitätssteigerung durch den Eintritt in den Qualitätsstahlmarkt. Als die Nachrichten durchsickerten, dass Hoesch wegen zu hoher Kosten und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit verkauft werden sollte, flog Shen herüber, um eine Feldstudie durchzuführen. Er wusste, dass Thyssenkrupps Automobilstahl einen hervorragenden Ruf in Europa genoss. Es war der neuntgrößte Stahlerzeuger der Welt, und seine Produkte waren bei weltberühmten Unternehmen wie Benz und Volkswagen hoch angesehen. Zu dieser Zeit waren nur sehr wenige Unternehmen in China im Besitz der nötigen Technologien zur Produktion von Automobilstahl.

Shen plante sorgfältig. Shagang ist nicht weit entfernt von Shanghai, wo sich ein Gemeinschaftsunternehmen mit Benz als Auslandspartner befand. Hier würden Wolfsburg Automobile weiterhin Qualitätsstahl verwenden, das mit fortschrittlichen Technologien von Thyssenkrupp produziert wurde. Der einzige Unterschied wäre der, dass die Stahlerzeugung im Yangtze Flussdelta in China vorgenommen würde.

Nach schwierigen Verhandlungen kaufte Shagang sämtliche Anlagen bei Hoesch für 220 Mio. Yuan (ca. 20,5 Mio. Euro). Nahezu 1000 chinesische Arbeiter gingen nach Dortmund über. In nur einem Jahr wurden 250 000 Tonnen Ausrüstungen nach China verbracht, außerdem waren 40 Tonnen Dokumente für die komplexe Remontage notwendig. Es war die größte Industrieverlegung in mehr als einem halben Jahrhundert. Mehr noch: sie wurde früher als geplant vollendet, nämlich zwei Jahre früher als das deutsche Unternehmen ursprünglich geschätzt hatte.

Shen stellte Fachkräfte der Voestalpine AG ein, um Analysen, Umgestaltungen und Verbesserungen der Anlagen vornehmen zu lassen. Mit Investitionen von nur vier Jahren und 20 Billionen Yuan (ca. 1,9 Billionen Euro) etablierte sich ein Eisen- und Stahlerzeugungsunternehmen, das jährlich 6,5 Mio. Tonnen durch kontinuierliches Guss-und Walz-Verfahren produzierte. Vorherige Schätzungen zur Etablierung einer Produktionslinie dieser Größenordnung waren auf acht Jahre und 30 Billionen Yuan (ca. 2,8 Billionen Euro) angelegt worden.

James Kynge ist früherer chinesischer Amtsleiter bei der Financial Times. In seinem Bestseller mit dem Titel "China bringt die Welt zum Schwanken" schreibt er, dass Horde an der Ruhr als eine der ersten Gemeinden der Welt die konvulsive Kraft des aufstrebenden Chinas zu spüren bekommen habe.

Die Übernahme erhöhte rapide die Stahlproduktion von Shagang auf 10 Mio. Tonnen und veränderte dessen Produktbasis. Zuvor lag der Schwerpunkt auf Barren, Stangen und anderen primären Eisen- und Stahlprodukten. Mit Shens Leitung kamen technische Innovationen und die drastische Verbesserung von Ausrüstungen und Anlagen zur Erfüllung internationaler Standards.

"Ohne eigene Schlüsseltechnologien kann Shagang nicht zu einem der besten Stahlerzeuger der Welt werden," sagt Shen. "Wenn auch die Produktionskapazität mittlerweile an die von Korea heranreicht, bleibt unser Forschungs- und Entwicklungspotenzial immer noch weit hinter dem koreanischer Stahlerzeuger zurück."

Shen ist dennoch niemand, der schnell aufgibt. Letztes Jahr beschloss er, 500 Mio. Yuan (ca. 47 Mio. Euro) zur Gründung des Shagang Eisen- und Stahlforschungszentrums in der Provinz Jiangsu zu investieren. Er warb zahlreiche internationale angesehene Fachkräfte an, dort zu arbeiten. In Zukunft sollen die Schwerpunkte dessen Technologiezentrums und der Anschlussprogramme an Promotionen die Einführung neuer Technologien sein. Unterdessen lenkt das Forschungszentrum sein Augenmerk auf für die Beibehaltung einer wettbewerbsfähigen Position notwendigen innovativen und fortschrittlichen Technologien.

Shagang befindet sich im Süden Jiangsus, wo Land teuer ist. Es ist dem Unternehmen wegen begrenzter Landressourcen und aus umwelttechnischen Gründen nicht möglich, seine Produktion dort auszuweiten. Der Stahlerzeuger ist abhängig von der weiteren Entwicklung durch Übernahmen, Fusionen und Reorganisation.

Huaigang wurde zur ersten groß angelegten Übernahme Shagangs im Rahmen seiner Strategie der kontinuierlichen, schnellen, effizienten und nachhaltigen Entwicklung. Die Übernahme Huaigangs als größtem Stahlerzeuger im nördlichen Jiangsu bedeutet einen wichtigen Schritt für Shen im Hinblick auf die weitere Expansion seines Unternehmens. Das reorganisierte Unternehmen war offiziell am 18. Dezember 2006 gegründet worden. Es wird seinen Schwerpunkt auf Qualitäts- und Spezialstähle mit einer Produktionskapazität von über 20 Mio. Tonnen legen. Es ist zu Shagangs Basis für die Produktion von Spezialstahl geworden. Mit dem Big-Bar-Projekt, eingeführt bei Huaigang durch Italien, wird geschätzt, dass Huaigang eine Produktionskapazität für Spezialstahl von 3 Mio. Tonnen erreichen wird.

Laut Shen soll der Konzern, der von seinem Shagang-Hauptsitz aus tätig ist, an Stabiltät gewinnen, die betriebliche Basis ausweiten, die Produktqualität verbessern und sich durch Übernahmen und Fusionen vergrößern. Für die nächsten drei Jahre strebt Shagang Übernahmen mit dem Ziel einer Erhöhung seiner Stahlproduktionskapazität von über 10 Mio. Tonnen an.

Als stark energieverbrauchende Branche ist der Eisen- und Stahlsektor eines der Hauptziele von staatlichen makro-kontrollierenden politischen Grundsätze. Insofern erachtet Shen die Aneignung und Einhaltung staatlich industrieller politischer Grundsätze für sehr wichtig. Er ist bereit, mehr Investitionen in Recycling, Energieeinsparung sowie Emissions- und Abwässerausstoßreduzierung zu tätigen. "Geschäftsleute müssen vollständig über staatliche politische Grundsätze und Richtlinien informiert sein," so Shen. "Sie müssen im Hinterkopf behalten, was staatlich unterstützt und was untersagt ist."

Während des Zeitraums 2001-2005 beabsichtigte Shen die Etablierung einer "umweltfreundlichen Stahl-Stadt". Über die vergangenen fünf Jahre wurden 3 Billionen Yuan (ca. 0,28 Billionen Euro) in Energieeinsparung, Emissions- und Abwässerreduzierung, die effizientere Nutzung von Ressourcen und die Etablierung einer Recyclingwirtschaft innerhalb Shagangs investiert. Davon hat nicht nur die Umwelt profitiert, sondern ebenso haben diese essenziellen Erhaltungsmaßstäbe dem Unternehmen einen Anstieg des jährlichen Profits von über 1 Billion Yuan (ca. 0,94 Billionen Euro) gebracht.

"Wir müssen unsere Umwelt schützen, ob es für das Unternehmen profitabel ist oder nicht. 3 Mio. Yuan [ca. 0.28 Mio. Euro] werden jährlich in Abwässerentsorgung investiert," so Shen. "Dies ist ein Muss. Wir bekommen Probleme, wenn wir den Umweltschutz ignorieren."

Als zum zweiten Mal gewählter Delegierter des Parteitages weiß Shen genau um die Verantwortung, die er trägt. "Solide Entwicklung des Unternehmens ist mein größter Beitrag für China", sagt er. Zwei strategische Angelegenheiten beschäftigen ihn zurzeit. Eine ist, welche Unternehmungen den Schwerpunkt Shagangs bilden sollen. Die andere ist die kontinuierliche Planung der Leitung Shagangs mit Blick auf die kommenden zehn Jahre.

"Beide Angelegenheiten bedürfen dringender Aufmerksamkeit. Wenn jetzt falsche Entscheidungen getroffen werden, werden verpasste Chancen dem Unternehmen, dem Volk und der Gesellschaft große Verluste bereiten."

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