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Naim Süleymanoglu
   2007-10-15 15:36:33    Seite Drucken    cri

In dieser Woche ist unser großer Name zwar ein ganz großer Olympionike, aber ein sehr kleiner Mann. Die Rede ist vom nur 1,47 Meter großen Naim Süleymanoglu. Und damit beschäftigen wir uns heute mit einer sehr traditionellen Sportart. Mit dem Gewichtheben, denn Naim Süleymanoglu ist der erfolgreichste Olympiateilnehmer in dieser Sportart. Und er war der erste Mensch, der das Dreifache seines Körpergewichts heben konnte, damals war er erst 16 Jahre alt.

Aber bevor wir uns mit der spannenden Karriere dieses Athleten beschäftigen, wollen wir einen kurzen Blick auf die Sportart an sich werfen. Denn vielleicht geht es Ihnen wie mir vor dieser Sendung, und Gewichtheben gehört nicht zu den olympischen Disziplinen, über die sie so richtig gut Bescheid wissen.

Das Gewichtheben ist eine Kraftsportart, bei der eine Langhantel durch Reißen oder Stoßen zur Hochstrecke gebracht wird. Das bedeutet, dass die Langhantel über dem Kopf mit gestreckten Armen gehalten werden muss. Neben dem Wettkampf in den Disziplinen Reißen und Stoßen gibt es auch noch eine Kombination aus beiden, den olympischen Zweikampf. Bei den Olympischen Spielen wird nur der Zweikampf ausgetragen. Die Ergebnisse des Reißens und Stoßens werden addiert. Beim Reißen muss die Hantel in einem Zug vom Boden nach oben geführt und über dem Kopf so lange gehalten werden, bis der Kampfrichter ein Zeichen gibt. Die drei Kampfrichter bewerten den korrekten Ablauf und entscheiden, ob der Versuch gültig war oder nicht. Beim Stoßen wird die Hantel zunächst in einer Bewegung auf Brusthöhe gebracht und darf auf Schlüsselbein, Brust oder vollständig gebeugten Armen ruhen. In einem zweiten Bewegungsablauf wird sie dann nach oben gestoßen und dort wie beim Reißen eine Zeitlang mit gestreckten Armen fixiert. Beine und Füße dürfen dabei bewegt werden. Der Heber hat für jedes Gewicht maximal drei Versuche; er kann für das nächste Gewicht beliebig steigern, aber mindestens um ein halbes Kilo oder ein Mehrfaches davon. Zwischen dem Betreten der Bühne und dem Beginn des Hebens hat er 60 Sekunden Zeit. 1880 war Graf Alfred Pallavicini der erste Mensch, der damals unfassbare 100 Kilogramm stemmen konnte. 1896 ist Gewichtheben bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit olympisch. Allerdings hätte Naim Süleymanoglu damals vermutlich noch keine Chance gehabt, denn es gab noch keine Gewichtsklassen, Leichtgewichte wie er konnten damals einfach nicht gewinnen. Heute gibt es bei den Männern acht und bei den Frauen sieben Gewichtsklassen. Das Frauen Gewichtheben war lange undenkbar, erst seit den Olympischen Spielen 2000 in Sydney dürfen auch sie die Langhantel stemmen.

Als die Frauen damit begonnen, auf der olympische Bühne Hanteln zu stemmen, beendete Naim Süleymanoglu seine Karriere bereits. Es war ein trauriger Abgang für einen Athleten, der eine so makellose wie außergewöhnliche Bilanz vorzuweisen hat. Denn in Sydney musste der dreimalige Olympiasieger nach drei ungültigen Versuchen sang und klanglos abtreten, er floh vor der Presse und den enttäuschten Fans durch die Hintertür. Dennoch wird dieser Sportler unvergessen bleiben. In seiner Karriere hat er Rekorde und Titel gesammelt wie kein anderer. Mehr als 50-mal stellte er die Weltbestleistung ein, er war mit 16 Jahren der jüngste Weltmeister aller Zeiten, mit 17 der jüngste Weltrekordler. Insgesamt wurde er 21-mal Weltmeister und zehnmal Europameister. Der Weltverband kürte ihn zum Athleten des Jahrhunderts und 2001 verlieh ihm der damalige IOC-Präsident Juan Antonio Sameranch den Olympischen Orden.

Begonnen hat diese Karriere in einem kleinen Ort in Bulgarien, in Ptichar. Hier wurde Naim Süleymanoglu am 23. Januar 1967 als Kind türkischer Eltern geboren. Die Familie gehörte der türkischen Minderheit des Landes an. Bulgariens Staatsratsvorsitzender Todor Schiwkow bulgarisierte die Minderheit während seiner Amtzeit. Auch Naim Süleymanoglus Name wurde im Rahmen dieser Maßnahmen angepasst. Daher trat er bei seinen ersten Wettkämpfen als Naum Schalamanov für Bulgarien an. Bis 1986 errang er alle Titel für Bulgarien. Dann nutze er eine Reise nach Australien, um sich abzusetzen. Durch die Hintertür eines chinesischen Restaurants entwischte er bei einem Wettkampf in Melbourne, er versteckte sich ein paar Tage bei Landsleuten, dann floh er ins türkische Konsulat. Eine Million Dollar ließ sie die Türkei seine offizielle Einbürgerung kosten. Bulgarien gab seinen Star ab. Schon 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul konnte Naim Süleymanoglu für die Türkei starten. Er bedankte sich angemessen bei seinem Heimatland, im Federgewicht errang er die Goldmedaille in seinem unnachahmlichen Stil, hin zur Hantel, Luft holen, Muskeln spannen und rauf damit. Sieg und Weltrekord. So sahen die meisten seiner Siege aus. Die Goldmedaille gewann er mit 30 Kilogramm Abstand zum Zweitplatzierten. Die Türkei war im Freudentaumel, der Taschen-Herkules, wie der kleine Naim gern genannt wurde, hatte dem Land alle Ehre gemacht. Er wurde reich beschenkt. Unter anderem bekam er eine Luxuskarosse samt Chauffeur und er erhält eine Rente auf Lebenszeit.

1992 galten die Europameisterschaften als Test für die Olympischen Spiele in Barcelona, Naim Süleymanoglu hatte Konkurrenz bekommen. Nach achteinhalb Jahren wurde er erstmals wieder geschlagen, ausgerechnet von einem Athleten aus Bulgarien, von Nikolai Peschalow. Bei den Spielen in Barcelona nur drei Monate später revanchierte sich Süleymanoglu, er gewann erneut Gold und verwies Peschalow, der 15 Kilogramm weniger bewältig hatte, auf Platz zwei.

1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta musste Naim Süleymanoglu hart um seine Medaille kämpfen. Mit dem Griechen Valerios Leonidis lieferte er sich ein packendes Duell um jedes Kilogramm, am Ende setzte sich der Westentaschen-Herkules durch, nachdem er seinen eigenen Weltrekord gebrochen hatte. 2000 in Sydney hoffte er, würde der Weg zur Medaille wieder etwas leichter werden, er sollte sich, wie wir wissen, täuschen.

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