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35 Jahre chinesisch-deutsche Beziehungen: Eine Geschichte von Freundschaft, Harmonie und Zusammenarbeit
   2007-10-10 16:29:12    Seite drucken   cri

Im Oktober vor 35 Jahren haben die Volksrepublik China und die Bundesrepublik Deutschland diplomatische Beziehungen aufgenommen. Aus diesem Anlass haben wir viele Persönlichkeiten aus beiden Ländern, die in dieser Zeit mit China und Deutschland zu tun hatten, interviewt und sie darum gebeten, uns ihre eigenen Erlebnisse und Stories zu erzählen. Sie, liebe Hörer, bekommen dadurch die Gelegenheit, auf ein Drittel Jahrhundert zurückzublicken. Selbstverständlich blicken wir aber auch in die Zukunft.

Der goldene Herbst ist bekanntermaßen die schönste Jahreszeit in der chinesischen Hauptstadt Beijing. Das hat aber nicht nur mit dem schönen Wetter in dieser Jahreszeit zu tun, sondern auch damit, dass der Herbst auch die Erntezeit ist. Und nicht nur auf dem Lande kann man Ernten einbringen, auch anderen Bereichen des Lebens kann man manchmal Früchte ernten. Beispielsweise im goldenen Oktober vor 35 Jahren, im Oktober 1972, in Beijing. Mit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und dem zentralen Staat Europas, der Bundesrepublik Deutschland, erntete man die Früchte langjähriger Arbeit. Noch heute erinnern sich viele Diplomaten, die diesen historischen Moment miterlebten, sehr gut daran.

Auch die heute aktiven Politiker beider Länder sind stolz auf diese Geschichte. Das brachte auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Rande ihres zweiten China-Besuchs Ende August in Beijing bei einem feierlichen Konzert zum 35. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern zum Ausdruck:

"Es ist mir eine besonders große Freude, heute Abend mit Ihnen einen besonderen Anlass zu feiern. Vor 35 Jahren nämlich haben Deutschland und China in einem festlichen Akt in Peking diplomatische Beziehungen miteinander aufgenommen. Die Beziehungen haben sich seitdem rasant entwickelt, das gilt vor allem für die wirtschaftlichen Beziehungen. Deutschland ist inzwischen Chinas wichtigster europäischer Handelspartner, und umgekehrt ist China inzwischen Deutschlands wichtigster Handelspartner in Asien."

Zur Eröffnung dieses Konzertes wurde "Train Toccata", das Meisterwerk des bekannten chinesischen Musikers Liu Yuan gespielt.

Die Musik ahmt die Geräusche eines fahrenden Zuges nach. Das vermittelte dem Publikum ein sehr passendes Bild für die rasante Entwicklung der Beziehungen zwischen China und Deutschland in den vergangenen 35 Jahren. An die Bemerkung von Frau Merkel kann auch der ehemalige chinesische Botschafter in Deutschland Mei Zhaorong nahtlos anknüpfen. Er blickt auf die Veränderungen in den vergangenen 35 Jahren zurück:

"1972, als China und die Bundesrepublik Deutschland diplomatische Beziehungen aufnahmen, belief sich das Handelsvolumen der beiden Länder auf 270 Millionen US-Dollar. Heute beträgt das Handelsvolumen über 70 Milliarden US-Dollar. Wenn Sie diese Zahlen betrachten, können Sie sich ein Bild davon machen, welche enorme Entwicklung im Handelsbereich da abgelaufen sein muss. Die bilateralen Beziehungen zwischen beiden Staaten haben sich unbeschreiblich positiv entwickelt. Im Jahr 2003 verständigten sich die Spitzenpolitiker beider Länder auf eine Partnerschaft in globaler Verantwortung im Rahmen der strategischen Partnerschaft zwischen China und der Europäischen Union."

Politiker und Diplomaten erklären immer wieder, dass auch die Bürger die positive Entwicklung der bilateralen Beziehungen erleben und bewerten können. Wir haben den Stammhörer von Radio China International Reinhold Steinhauer aus Rehlingen dazu befragt:

"Ich finde es großartig, dass es bereits seit 35 Jahren diplomatische Beziehungen zwischen China und Deutschland gibt. So bilden doch derartige Beziehungen die Grundlage dafür, dass sich die Länder im politischen aber auch wirtschaftlichen Bereich austauschen. Dadurch kann mögliches Konfliktpotential abgebaut werden. Und wenn es auf diesen Ebenen zwischen den Ländern klappt, wird dies auch Auswirkungen auf das Leben der Menschen in den Ländern haben. Ich denke, beide Bevölkerungen profitieren davon. Es fließen Technik, Wissen und KnowHow hin und her. Es ist daher auch wichtig, dass sich die Repräsentanten beider Staaten gegenseitig besuchen. Vor kurzem ist beispielsweise Frau Merkel nach China gereist. Durch diese Besuche werden die guten und freundschaftlichen Beziehungen gepflegt und vertieft. Dazu tragen sicherlich auch die Städtepartnerschaften zwischen chinesischen und deutschen Städten bei."

Die sich schnell entwickelnden Wirtschafts- und Handelsbeziehungen sind nach Meinung der Experten die Grundlage und das Aushängeschild der bilateralen Beziehungen beider Länder. Im vergangenen Jahr belief sich das Handelsvolumen zwischen China und Deutschland 78,8 Milliarden US-Dollar. Verglichen mit 1972 hat sich der bilaterale Handel damit um das 206fache gesteigert. Das Handelsvolumen Chinas und Deutschlands ist größer als das Chinas mit Frankreich, Italien und Großbritannien zusammen.

Die konkreten Erfolge in diesem Bereich offenbaren sich vor allem Insidern. Leif Göritz, Geschäftsführer des German Centres in Beijing ist einer dieser Insider. Als Berater deutscher Investoren in China freut er sich darüber, dass immer mehr mittelständische Unternehmen aus Deutschland nach China kommen, um hier in innovativen Branchen aktiv zu werden. Er begrüßt zudem die Verbesserung des Investitionsklimas in China:

"Wir haben in den vergangenen Jahren zum einen beobachtet, dass die Mittelständler, die nach China kommen, immer kleiner werden. Das heißt, es sind immer mehr Unternehmen, die auf die Dienstleistungen des German Centres und anderer Dienstleister angewiesen sind. Zum anderen ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit intensiver geworden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere auch für mittelständische Investoren, haben sich erheblich verbessert. In der Küstenregion wird der rechtliche Rahmen inzwischen auch tatsächlich umgesetzt, man hat insofern sehr viel für das Investitionsklima hier getan. Man hat in Deutschland ein wachsendes Bewusstsein für die Wichtigkeit Chinas. Man sieht China als Partner, man sieht China als sehr wichtigen Partner für die zukünftige Entwicklung Deutschlands. Das heißt, da gehen die Entwicklungen Hand in Hand. Die Wichtigkeit Chinas für die German Centres kann man auch daran erkennen, dass es zwei German Centres in China gibt, in allen anderen Ländern gibt es nur ein German Centre pro Region."

Statistiken belegen, dass derzeit fast Zweieinhalbtausend deutsche Unternehmen in China investiert haben. Das nachhaltige schnelle Wachstum der chinesischen Wirtschaft wird von Wirtschaftsexperten weltweit als Wunder betrachtet. Gerade deshalb stehe die wirtschaftliche Zusammenarbeit immer im Mittelpunkt der deutsch-chinesischen Beziehungen, sagte Horst Claßen, der Leiter der Auslandsabteilung im deutschen Bundeskanzleramt kurz vor dem China-Besuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel im August:

"Die Bundesstelle für Außenhandelsinformationen hat vor wenigen Tagen die aktuellen Statistiken vorgelegt. Demnach ist China im zweiten Quartal der wichtigste Warenexporteur nach Deutschland. Damit hat China die USA im Export erstmals überholt, und es steht zu erwarten, dass diese dynamische Entwicklung in den nächsten Jahren anhalten wird. China hatte in den vergangenen 25 Jahren ein Wachstum von durchschnittlich fast zehn Prozent, in den vergangenen Jahren sogar von über zehn Prozent. Die Industrieproduktion hat sich seit Mitte der 1990er Jahre verdoppelt. Daraus kann man ersehen, was für enorme Perspektiven sich also auch für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen eröffnen werden. China ist inzwischen im asiatisch-pazifischen Raum der wichtigste Exportmarkt für die deutsche Wirtschaft, allerdings gehen derzeit erst drei Prozent aller deutschen Exporte nach China, auch da kann man ein erhebliches Wachstumspotential erkennen."

Selbstverständlich erfassen die zwischenstaatlichen Beziehungen deutlich mehr Bereiche als nur Wirtschaft und Handel. Diese Meinung vertritt zumindest der Vorsitzende der deutsch-chinesischen Parlamentariergruppe im Bundestag Johannes Pflug:

"Unsere bilateralen Beziehungen haben eine wirtschaftliche Grundlage, wir haben sehr intensive wirtschaftliche Beziehungen. Ich glaube, über die wirtschaftlichen Beziehungen hinaus haben sich auch sehr intensive politische Beziehungen herausgebildet. Es ist ja mittlerweile üblich, dass mindestens einmal im Jahr gegenseitige Besuche stattfinden. Und ich glaube, dass sich auch allmählich ein Vertrauensverhältnis herausgebildet, hat und man muss zusehen, dass dieses Vertrauensverhältnis nicht belastet wird. Denn es ist noch ziemlich fragil. Es ist nicht so, dass man sich gegenseitige Grobheiten erlauben könnte, sondern das Vertrauen muss weiter gestärkt werden."

Gerade auf der Basis dieses Vertrauens, hob der SPD-Politiker hervor, hätten sich die beiden Regierungschefs darauf geeinigt, sich gemeinsam darum zu bemühen, Konflikte zu vermeiden und die Entwicklung zu fördern. Dieses Ziel strebe man auch auf internationaler Ebene an.

China übernimmt als ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrates nun häufiger eine Vermittlerrolle bei internationalen Fragen. Daher hat Deutschland seine Zusammenarbeit mit China auch auf der Weltbühne ausgebaut. Das gilt sowohl für die Atomproblematik auf der koreanischen Halbinsel wie für die iranische Atomfrage. Man bemüht sich aber auch gemeinsam um eine Lösung für den Nahen Osten. Dazu der Abteilungsleiter für Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik im deutschen Bundeskanzleramt Christoph Heusgen:

"Sie wissen, dass China eine ganz entscheidende Rolle bei den so genannten Sechs-Parteien-Gesprächen in bezug auf das nordkoreanische Nuklearprogramm spielt. Gleichzeitig spielt China im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auch in Hinblick auf Nordkorea und bei der Beilegung des Streits um das iranische Nuklearprogramm eine entscheidende Rolle. Wir haben in der Vergangenheit zu diesem Thema einen sehr engen Dialog mit China geführt und dieses Thema wird auch weiterhin eine Rolle spielen."

Aus Sicht des amtierenden chinesischen Botschafters in Deutschland Ma Canrong sind sich China und Deutschland weltpolitisch immer näher gekommen. In diesem Zusammenhang sind die bilateralen Beziehungen beider Staaten auch von strategischer und globaler Bedeutung:

"In einer Reihe wichtiger internationaler Fragen wie der Förderung der Multipolarisierung und der Verstärkung der Zusammenarbeit in der Staatengemeinschaft bestehen zwischen uns sehr viele gemeinsame Interessen. China und Deutschland tragen große Verantwortung zur Wahrung des Weltfriedens, der Stabilität und für die gemeinsame Entwicklung der Welt. Wir sollten unsere Beziehungen aus dieser Sicht strategisch langfristig planen und gestalten."

"Partner in globaler Verantwortung": So definieren beide Seiten die aktuellen bilateralen Beziehungen. Diese Partnerschaft existiert aber nicht nur auf politischer und wirtschaftlicher Ebene, sondern es geht dabei auch um eine Begegnung der beiden Gesellschaften. Diese Begegnung kann und soll ebenso in Wissenschaft und Technik, wie im Bildungswesen, im Tourismus oder aber auch im Alltag stattfinden. Dank einem intensiven Austausch und einer engen Zusammenarbeiten in diesen Bereichen sind sich die Menschen Näher gekommen. Dies betonte auch der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao im Rückblick auf bilateralen Beziehungen in den vergangnen 35 Jahren:

"35 Jahre sind seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Deutschland im Jahre 1972 vergangen. Die freundschaftlichen Beziehungen haben bereits verschiedene Phasen durchlaufen. Die Freundschaft zwischen beiden Völkern hat sich vertieft."

Diese Freundschaft zeigt sich in der jüngeren Vergangenheit in vielen Bereichen. Auf der diesjährigen Internationalen Buchmesse in Beijing war Deutschland beispielsweise Gastland. Ein weiteres Beispiel ist das aufwendige und auf drei Jahre angelegte Projekt 'Deutschland und China - gemeinsam in Bewegung'. Um die freundschaftlichen Kontakte zwischen beiden Völkern zu intensiveren, vor allem aber um das gegenseitige Verständnis zwischen den chinesischen und deutschen Jugendlichen zu verbessern, kündigte Angela Merkel im Rahmen ihres zweiten China-Besuchs an, dass Deutschland 400 chinesische Schüler und Studenten einladen werde.

Von Anfang an waren Jugend- beziehungsweise Studentenaustausche ein wichtiger Bestandteil der bilateralen Beziehungen. Sie haben in erheblichem Maße zum besseren gegenseitigen Verständnis beigetragen. Dr. Liu Ping, eine ehemalige DAAD-Stipendiatin, die heute im öffentlichen Gesundheitswesen tätig ist, hat bei ihrem langjährigen Studien- und Arbeitsaufenthalt in Deutschland auch die Menschen dort sehr gut kennen gelernt:

"Die Deutschen kamen mir am Anfang sehr kühl und viel zu vernünftig vor. Aber dieser Eindruck hat sich mit der Zeit gewandelt. Nachdem wir in Kontakt gekommen waren, uns kennen gelernt haben und uns immer näher gekommen sind, waren alle sehr nett zu mir. Im Rahmen der gemeinsamen Projekte beider Länder in meinem Bereich haben auch viele chinesische Kollegen von mir Deutsche kennen gelernt. Wir wurden von unseren deutschen Partnern immer sehr freundlich empfangen und gut betreut. Ich fühle mich in Deutschland auf jeden Fall zu Hause."

Auch das Reisen lässt die Welt enger zusammenrücken. Das gilt natürlich auch für den Tourismus zwischen China und Deutschland. Für viele Deutsche ist China ein spannendes, exotisches und mehrfach angesteuertes Reiseziel. Das gilt aber auch umgekehrt: Seit Deutschland 2003 als erstes ADS-Land in Europa für chinesische Touristen ein Teil der Reiseplanung werden kann, reisen Jahr für Jahr immer mehr chinesische Touristen nach Deutschland. Die Angebote und Dienstleistungen für die meist in Reisegruppen auftretenden chinesischen Touristen werden daher ständig erweitert. Wang Haibo, die Leiterin des Reportage- und Redaktionsbüros des chinesischen Reisemagazins "Traveler" beobachtete diese Entwicklung aus beruflichen Gründen:

"Fliegt man beispielsweise mit der Lufthansa nach Deutschland, dann erlebt man, dass bereits viele Dinge auch in Chinesisch erklärt werden. Das gilt auch auf dem Flughafen. Auch dort gibt es inzwischen zahlreiche Dienstleistungen, die in Chinesisch erläutert werden. Auf dem Flughafen in Frankfurt am Main sind die offiziellen Durchsagen des Flughafens unter anderem in Chinesisch. Die Sehenswürdigkeiten in Deutschland bieten zwar noch nicht so oft chinesischsprachige Informationen an, aber die zuständigen deutschen Behörden haben bereits zugesichert, dass sie ihre Dienstleistung für Chinesen in diesem Bereich noch verbessern werden."

Vom zunehmenden touristischen Austausch zwischen China und Deutschland haben vor allem Unternehmen der Tourismus-Branche profitiert. Beispielsweise die TUI-China. Dieses vergleichweise junge Joint Venture besteht erst seit vier Jahren in China. Seitdem verzeichnet das Unternehmen allerdings ein bemerkenswertes Wachstum. Nach Angaben des Geschäftsführers der TUI-China Marcel Schneider hat das Unternehmen ein jährliches Wachstum von 50 bis 60 Prozent erzielt. Sowohl international als auch in China hat sich das Unternehmen als anerkanntes Reiseunternehmen etablieren können. Da die Firma eine nachhaltige Entwicklung auf dem chinesischen Markt anstrebe, hoffe er, dass sich die zwischenstaatlichen Beziehungen weiter verbessern, so Marcel Schneider. In Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele in Beijing im kommenden Jahr ist der Geschäftsmann vor allem für seine Branche sehr zuversichtlich:

"Ich denke, die Olympischen Spiele 2008 in Beijing sind mit das Beste, was Beijing und China passieren konnte. Bedenken Sie, dass im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen weltweit jahrelang Werbung für Beijing gemacht wurde. Das ist einzigartig, das ist großartig. Beijing und China stehen seit Jahren im Mittelpunkt des Geschehens. Sowohl China als auch Beijing werden davon profitieren können. Auch nach den Olympischen Spielen wird das anhalten. Das Geschäftsjahr 2008, in das ja die Spiele fallen, wird anders aussehen: die Touristen, die sonst im August nach Beijing kommen, werden vermutlich fast vollständig ausbleiben. Dafür kommen Sport-Begeisterte, Funktionäre, Journalisten, aber das ist nicht unsere eigentliche Zielgruppe mit TUI China. Wir werden aber in dieser Zeit verschiedene Delegationen, verschiedene Gruppen in Beijing und in China betreuen. Ich betrachte die Olympischen Spiele als eine Art Katalysator für das Land, für Beijing als Stadt, für die Zukunft, für die folgenden Jahre. Und in diesen folgenden Jahren wird die Firma TUI China langfristig profitieren können."

Auch der Austausch im kulturellen Bereich hat in den vergangenen 35 Jahren erheblich zur Entwicklung der chinesisch-deutschen Beziehungen beigetragen. Beim Empfang anlässlich der 14. internationalen Buchmesse in Beijing betonte Dr. Bernd Neumann, Staatsminister im deutschen Bundeskulturministerium, diesen Aspekt:

"Meine Damen und Herren! Um ein Land zu verstehen, um seine Menschen zu verstehen, um die jeweilige Mentalität zu verstehen, ist das Kennenlernen der jeweiligen Kultur unverzichtbar. Denn die besondere Identität eines Landes, seiner Gesellschaft, seiner Bevölkerung drückt sich weniger aus in Prozessen der Wirtschaft, sondern sie artikuliert sich, sie findet ihren Ausdruck im Bereich der Kultur. Und wenn wir wollen, dass die Beziehungen zwischen China und Deutschland noch enger werden, dann ist es unverzichtbar, dass wir auch die kulturellen Kontakte weiter verstärken."

Diese Meinung teilt die chinesische Künstlerin Cao Kefei. Als ausgebildete Dramaturgin beschäftigt sie sich seit mehr als zehn Jahren mit der Präsentation und Inszenierung von Literatur und Theaterstücken aus dem deutschsprachigen Raum. Sowohl ihr Beruf als auch ihr Familienleben, in dem sich die zwei unterschiedlichen Kulturen vermischen, hat in ihr die Erkenntnis reifen lassen, dass Kulturaustausch eigentlich immer nur durch die Begegnung der Menschen möglich wird:

"Vor vielen Jahren habe ich Deutsch studiert, danach habe ich lange Zeit in Deutschland gelebt. Das hat mir die Möglichkeit geboten, mich, meine eigene Kultur und mein Land von einer anderen Perspektive aus zu betrachten. Je mehr ich mich mit deutscher Literatur oder deutschsprachigem Theater beschäftige, desto weniger finde ich, dass es die Deutschen gibt, dass es die Chinesen gibt. Es gibt für mich keine Unterschiede zwischen den Nationalitäten, denn für mich steht der einzelne Mensch im Vordergrund. Ich finde, dass die Möglichkeiten der Verständigung zwischen Deutschen und Chinesen durch den intensiven Austausch deutlich besser geworden sind."

Auch die Kontakte zwischen den Völkern profitieren vom Fortbestehen der guten zwischenstaatlichen Beziehungen, wie die Beziehungen werden auch die Kontakte zwischen den Menschen weiter reifen. Davon ist auch Doktor Jing Bartz, die Leiterin des Buchinformationszentrums BIZ in Beijing überzeugt. Dank des immer intensiveren Austausches zwischen China und Deutschland konnte sie in ihrer zweiten Heimat, also in Deutschland, sowohl akademische Erfolge feiern und Karriere machen, aber auch ihre große Liebe finden. Nun lebt sie, nach einem 12-jährigen Aufenthalt in Deutschland, wieder in Beijing. Ihr deutscher Ehemann und das lebendigste Zeugnis dieser chinesisch-deutschen Liebe, ihre Tochter, sind mit ihr nach Beijing zurückgekehrt. Sie empfindet sich als reich, da sie beide Kulturen gut kennen lernen konnte. Immer wieder kann sie Veränderungen zum Positiven hier wie dort feststellen:

"Meine Berufstätigkeit hier zeigt, dass die deutsch-chinesischen Beziehungen in all diesen vergangenen 35 Jahren sehr gereift sind. Also, die deutsche Wirtschaft, auch die deutsche Kultur hat ein sehr, sehr gutes Ansehen in China. Umgekehrt wird die chinesische Kultur in Deutschland immer mehr vermittelt und zunehmend wahrgenommen. Bei all diesem Austausch im kulturellen und wirtschaftlichen Bereich spüre ich jeden Tag und ich sehe es mit Stolz, dass in meinem Vaterland vieles gut funktioniert und dass Forschritte gemacht werden."

Natürlich gibt es in jeder Beziehung ein paar Probleme, auch die 35-jährigen diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland wurden davon immer begleitet und werden es auch in Zukunft werden. Schwierige Themen sind die Menschenrechte, der Handelsprotektionismus, die Aufhebung des Waffenembargos, die Anerkennung Chinas als echte Marktwirtschaft und einiges mehr. Aber als zuverlässige Partner können beide Länder ehrlich und offen über diese Probleme sprechen. In regelmäßigen Treffen und durch eine gute Zusammenarbeit kann man sie lösen. Das sieht auch der chinesische Botschafter in Deutschland Ma Canrong so. Als Beispiel nannte er bei einer Rede in Berlin die Maßnahmen, die die chinesische Regierung im Kampf gegen Raubkopien und zum Schutz des geistigen Eigentums ergriffen hat:

"Die Politik der chinesischen Regierung strebt den strengen Schutz des geistigen Eigentums an. Das ist auch in unserem Interesse. Wir haben dabei große Fortschritte gemacht. Und wir werden uns weiter in dieser Richtung anstrengen. Aber wir brauchen noch einbißchen Zeit."

Diese Stellungnahme der chinesischen Regierung wird von der deutschen Seite begrüßt. Im Anschluss an die Rede des chinesischen Botschafters sagte beispielsweise Dr. Claus-Peter Martens, Landesvorsitzender des CDU-Wirtschaftsrats Berlin-Brandenburg, er sei überzeugt, dass die deutsch-chinesischen Beziehungen eine gute Perspektive hätten:

"Die Bedeutung des Landes China spiegelt sich natürlich auch in dem Interesse, das wir heute hier erleben, wider. Das sind Themen, die uns als Wirtschaft, als Industrie, auf dem Herzen liegen, unter den Nägeln brennen. Sie haben sie eben klar angesprochen. Sie sagen, die Regierung habe dies zum Gegenstand ihrer Politik gemacht. Und ich denke, das ist auch für die weitere Entwicklung von ganz erheblicher Bedeutung."

Außerdem darf man nicht vergessen, dass Deutschland vor 30 Jahren auch mit einigen Problemen gekämpft hat, mit denen China heute konfrontiert ist. Daher sollte das nötige gegenseitige Verständnis aufgebracht werden. Und gerade deshalb ist es so wichtig, dass man voneinander lernt, dass man Erfahrungen austauscht und dass man eng zusammenarbeitet. Diese Meinung vertritt der SPD-Politiker Johannes Pflug. Auf dieser Grundlage des gegenseitigen Verständnisses könnten sich die deutsch-chinesischen Beziehungen auch künftig gesund und stabil entwickeln, sagt der Vorsitzende der deutsch-chinesischen Parlamentariergruppe im Bundestag noch einmal:

"Also, das Prinzip sollte sein: Ehrlichkeit im Umgang miteinander, man sollte keine Themen ausklammern, Vertrauen und vor allen Dingen Rücksichtnahme auf die Probleme des Anderen. Wenn wir im Grunde genauso weitermachen wie bisher, glaube ich, dass diese Prinzipien auch erfüllt sind. Man muss sie weiter entwickeln."

Die zwischenstaatlichen Beziehungen müssen eine Win-Win-Situation schaffen, sagt Leif Göritz, Geschäftsführer des German Centres in Beijing. Wenn man das erreicht, ist er für die Zukunft der deutsch-chinesischen Beziehungen sehr optimistisch:

"Es gibt viele positive Ansätze, es gibt sehr viele Formen der Zusammenarbeit auf vielen unterschiedlichen Ebenen, kulturell, wissenschaftlich, wirtschaftlich, politisch. Und insofern bin ich sehr guter Dinge, dass auch die nächsten Jahrzehnte weiterhin eine immer bessere und tiefere Freundschaft zwischen China und Deutschland schaffen werden."

Ähnlich äußerte sich auch Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao vor kurzem in Beijing beim Empfang für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch er bewertete die Perspektive der bilateralen Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Bundesrepublik Deutschland positiv:

"Wir werden uns gemeinsam darum bemühen, die bilateralen Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Staaten wie ein harmonisches, fröhliches Lied zu gestalten. Damit können wir eine wunderbare Ära der chinesisch-deutschen Beziehungen einläuten."

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