Shen Xilan ist schon über 60 Jahre alt. In seinem Herzen ist Xinjiang die Quelle seiner Kunst. Steht man auf einer weitläufigen Steppe oder in einer großen Wüste in Xinjiang, so wird man ebenfalls eine gewisse Zuneigung für diese Region entwickeln. Auch Shen Xilan lässt sich von dieser Landschaft inspirieren.

Shen Xilan sagt oft, er habe für das Malen eine besondere Begabung. Von klein auf schon lernte er von seinem Vater das Malen. Seit den 1970er Jahren ging Shen Xilan oft in die Dörfer, um dort Malutensilien zu sammeln und mit seinem Pinsel alles, was er sah, festzuhalten. Außerdem reiste Shen Xilan noch in andere Landesteile Chinas. Er besuchte bekannte einheimische Maler und besichtigte viele Ausstellungen, um mehr über die Malerei zu lernen. Er sagt dazu:

"Ich ging mit einem Bündel Bildern, die ich gemalt hatte, nach Beijing. Ich konnte mir dort die Kosten für ein Hotel nicht leisten, deshalb wohnte ich in einem Keller. Ich war vorher schon an vielen Orten in China, sei es im Süden oder im Norden. Einerseits besuchte ich in der Zeit einige bekannte Maler und schaute mir verschiedene Ausstellungen an. Dadurch konnte ich von ihnen etwas lernen. Anderseits besichtigte ich natürlich auch die verschiedenen Sehenswürdigkeiten in China."

1978 lernte Shen Xilan glücklicherweise den bekannten chinesischen Maler Li Kuchan kennen. An das Treffen erinnert sich Shen Xilan noch heute sehr gut. Li Kuchan gab ihm einige Ratschläge, nachdem er die Bilder von Shen Xilan gesehen hatte. Dies bewegte Shen Xilan sehr. Natürlich lernte er auch viel von dem bekannten Maler.

Ein Jahr später wurde in Xinjiangs Hauptstadt Urumqi erfolgreich eine Ausstellung von Shen Xilans Werken gegeben. 1985 gab es dann auf eine Einladung hin eine Ausstellung seiner Bilder in Singapur. Dort wurde vielen die unglaubliche Faszination seiner Bilder bewusst. Deshalb wurde Shen Xilan auch von den lokalen Medien zum "Malergenie aus Westchina" gekrönt.

Als er dank seiner Malerei immer bekannter wurde, gab Shen Xilan seine Position als stellvertretender Leiter des Instituts für Kalligraphie und Malerei in Urumqi auf. Er sagt dazu, er wollte ein einfaches Leben führen und sich in aller Ruhe mit seiner Malerei beschäftigen.

"Nur wenn man in sich ruht, kann man dazu lernen. Ich drücke durch meine Malerei mein Innerstes aus, wie der Adler, den ich male."

Shen Xilan malt vor allem Adler sehr gut. Und er ist auch wie ein Adler und fliegt unbeschwert im Himmel der Malerei. Er sagt oft, ein richtiger Maler solle nicht zu viel Nebensächliches im Kopf haben. Wenn der Kopf mit zu vielen Sachen beschäftigt sei, könne man sich nicht mit allen Kräften für die Malerei einsetzen.

Shen Xilan eröffnete in Urumqi eine eigene Bildergalerie, in der die Malereien, die er selbst gemalt oder auch gesammelt hatte, ausgestellt werden. In dieser Galerie lernte er viele Menschen kennen, die ebenfalls die Kalligraphie und die Malerei mögen. Zhao Xiaoping ist ein Freund von Shen Xilan, den er vor 30 Jahren kennen lernte. In den Augen Zhao Xiaopings ist Shen Xilan ein Lehrer und auch ein Freund. Er sagt:

"Die Kalligraphien und Malereien von Shen Xilan strahlen sehr viel Ruhe aus. Ich mag seine Bilder. Ich fühle mich erfrischt, wenn ich seine Werke betrachte."

Neben seiner Malerei spielt die Familie für Shen Xilan eine wichtige Rolle. In den Augen seiner Kinder ist Shen Xilan die Quelle der Familie. Obwohl er viel Zeit und Mühen für die Malerei investiert, kümmert sich Shen Xilan auch gut um seine Familie. Sein Sohn Shen Baichuan sagt:

"Mein Vater strebt in seinem Leben nach Kunst. Beim Malen vergisst er alles. Wenn er aber nicht malt, kümmert er sich sehr um uns. Er ist manchmal ein strenger Vater. Er sagt uns, wir sollen nicht geltungssüchtig sein und unsere eigene Arbeit gut ausführen."

Mittlerweile hilft der älteste Sohn von Shen Xilan, die Bildergalerie seines Vaters zu verwalten. Auch seine anderen Kinder wollen Shen Xilan bei seiner Arbeit als Maler unterstützen, damit zukünftig noch mehr Interessierte seine Werke und ihn selbst besser kennen lernen können.

Shen Xilan bringt auch durch spezielle Malkurse vielen Jugendlichen in Xinjiang die einzelnen Maltechniken und vieles aus seinem Erfahrungsschatz bei. Er hofft, dass die Jugendlichen mit Hilfe der Kalligraphie und der Malerei die reiche und inhaltvolle traditionelle Kultur Chinas verstehen lernen.