Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Stephan Redgrave
   2007-08-27 16:11:17    Seite Drucken    cri

Heute begeben wir uns mal wieder aufs Wasser. Wir wenden uns einem der ganz großen des Rudersports zu, einem, der 16 Jahre lang in diesem Sport aktiv war und an fünf aufeinander folgenden Olympischen Spielen teilgenommen hat. Die Rede ist von Sir Stephen Redgrave, dem erfolgreichsten britischen Olympia-Teilnehmer aller Zeiten. Druckt man eine Liste seiner Erfolge aus, dann hat man mal eben vier Seiten in der Hand. Angefangen hat diese beeindruckende Karriere für englische Verhältnisse eher normal. Sein Englischlehrer an der Great Marlow School setzte den schon damals hochgewachsenen Schüler, der im Englischunterricht mit seiner Legasthenie zu kämpfen hatte, als erster in ein Ruderboot. Und schon nach den ersten Ruderzügen auf der Thames stecke sich der zielstrebige Schüler ein ehrgeiziges Ziel: er wollte Olympia-Sieger werden. Dieses Ziel sollte er gleich mehrfach erreichen, aber dazu später mehr.

Seine erste internationale Medaille errang Redgrave 1980 bei den Junioren Weltmeisterschaften, mit 18 Jahren wurde er damals Vize-Weltmeister im Doppelzweier. Vor diesem talentierten jungen Mann, der auch für einen Ruderer mit seinen 1,96 Metern und seinen zu Bestzeiten 100 Kilogramm eine beeindruckende Statur hatte, schien eine glänzende Karriere zu liegen. Dann kam das Jahr 1983, es wurde ein heilsamer Schock und eine gute Lehre zugleich. Der ehrgeizige, junge Athlet kämpfte mit einer Verletzung und musste danach lernen, dass es auch für den talentiertesten Sportler Niederlagen gibt. Nach diesem Jahr wusste er, dass man im Rudern nie sicher sein kann, dass man eine Saison genau da wieder beginnen wird, wo man die alte beendet hat. Und: es gibt keinen Ausweg, die Schinderei und das harte Training gehören einfach immer dazu, ohne das gibt es kein Erfolgserlebnis. Nach diesem harten Jahr sollte es für Redgrave aber schon 1984 weitere Erfolgserlebnisse geben. Als sich der englische Vierer mit Steuermann mit Redgrave, Cross, Ellison, Holmes und Budgett bei den Olympischen Spielen 1984 auf dem Casitas See in der Nähe von Los Angeles im Nebel abzeichnete, um sich dann mit schnellen Schlägen auf dem Weg Richtung Ziellinie an den Amerikanern vorbei zu schieben, da war der Traum vom Olympiasieg zum Greifen nah und das harte vorangegangene Jahr vergessen. Im Alter von 22 Jahren hatte Redgrave sein Ziel erreicht, er war Olympia-Sieger. Redgrave hatte seine Lektion gelernt und trainierte hart und ehrgeizig. Pro Jahr absolvierte Redgrave mindestens 300 Rennkilometer, seine Trainingsleistung überstieg dies noch bei weitem. Seine große Liebe war das Wasser, zwischen Oktober und September saß er täglich mindestens für drei Trainingseinheiten im Boot. Wer mit ihm rudern wollte, musste diesen Ehrgeiz, Einsatz und diese Leidenschaft teilen - danach wählte Redgrave seine Ruderpartner, aber auch seine Trainer aus. 1987 traf er sich im Winter mit Andy Holmes, die beiden einigten sich darauf, bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul im Zweier ohne Steuermann anzutreten. Mit Patrick Sweeney als Steuermann traten die beiden auch noch im Zweier mit Steuermann an. Redgrave hatte sich den richtigen Partner ausgesucht, mit Holmes wurde er Olympia-Sieger, seine zweite olympische Goldmedaille bei seinen zweiten Spielen. Im Zweier mit Steuermann gewann das Team Bronze. 1990 fand Redgrave mit seinem langjährigen Ruderpartner Matthew Pinsent zusammen. Zum Auftakt ihrer gemeinsamen Laufbahn wurden die beiden bei den Weltmeisterschaften in Tasmanien Dritte. 1992 traten die beiden bei den Olympischen Spielen in Barcelona an und holten im Zweier ohne Steuermann Gold. Auf dem Lake Lanier bei Atlanta wiederholten sie diesen Erfolg 1996. In einem Interview nach seinem vierten Olympia-Sieg bei seinen vierten Spielen erklärte der 34-jährige Redgrave, falls ihn irgendjemand in Zukunft in der Nähe eines Ruderbootes finden sollte, dürfe er ihn erschießen. Wie gut, dass sich niemand daran hielt. Denn obwohl das Schicksal es Redgrave nicht leichter machte, Ärzte diagnostizierten bei ihm Colitis ulcerosa, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, und 1997 kam dann auch noch Diabetes hinzu, motivierte er sich noch mal. Er wollte bei seinen fünften Olympischen Spielen seine fünfte Goldmedaille gewinnen. Mit Cracknell, Foster und Pinsent trat er im Vierer ohne Steuermann an. Schon um sechs Uhr morgens glitten die vier über die vollkommen glatte Wasseroberfläche des Sees. Foster hatte sich bereits um vier Uhr früh vom Physiotherapeuten behandeln lassen, sein Rücken bereitete ihm seit dem Halbfinale Probleme, den anderen hatte er nichts davon erzählt. Das Finale war das vierzehnte Rennen der vier in diesem Jahr und nach wenigen Minuten spürten alle ihre Glieder. Nach sechs Minuten, die keiner von ihnen je vergessen wird, kamen ihnen die Italiener zum zweiten Mal in diesem Rennen gefährlich nah. "Ich dachte nicht an irgendwelche Schmerzen, ich wollte einfach nur, dass die Italiener verschwinden", sagte Redgraves langjähriger Partner Pinsent später. Am Ende konnten sie ihren Vorsprung ins Ziel retten, 0, 38 Sekunden vor den Italienern fuhren sie über die Ziellinie. Und Redgrave hatte das unglaubliche wahr gemacht, er hatte bei fünf aufeinander folgenden Olympischen Spielen fünf Goldmedaillen gewonnen. In der Olympischen Geschichte haben nur vier andere Athleten einen derartigen Rekord aufstellen können und nur eine davon in einer Ausdauersportart - Birgit Fischer nämlich, ebenfalls im Rudern.

In seiner aktiven Laufbahn wurde Redgrave zudem neunmal Weltmeister, unzählige Male gewann er die legendäre königliche Regatta in Henley, außerdem wurde er einmal Indoor-Ruderweltmeister auf der Ruder-Maschine.

Für seine Leistungen erhob man Redgrave 2001 in den Adelsstand, im Jahr 2002 erhielt er die höchste Auszeichnung im Rudersport, die Thomas-Keller-Medaille.

Bei den Buchmachern wird er zurzeit hochgehandelt als derjenige, der bei den Olympischen Spielen 2012 in London das olympische Feuer entzünden darf. Wir werden sehen, ob wir ihn dann wiedersehen...

     mehr zum Thema
     Ihr Kommentar
404 Not Found

404 Not Found


nginx/1.26.1
404 Not Found

404 Not Found


nginx/1.26.1